Thema des Tages

13-09-2019 08:20

Spätsommerwetter im Altweiber-Gewand

Sonniges und warmes Spätsommerwetter mit Temperaturen bis 30 Grad
erwartet uns an diesem Wochenende. Ist das schon der
"Altweibersommer"?

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken allmählich und die
Sonne zeigt sich aufgrund der abnehmenden Tageslänge nicht mehr so
lange wie in den Vormonaten - deutliche Vorboten für den Herbst. In
den nächsten Tagen werden wir von diesen Erscheinungen aber nicht
allzu viel merken. Gibt nun sogar der sogenannte "Altweibersommer"
ein Gastspiel? Aus meteorologischer Sicht erfüllt das Wetter am
Wochenende die Voraussetzungen dafür, kalendarisch gesehen allerdings
passt es noch nicht ganz. Aber was ist überhaupt der Altweibersommer?


Die Namensherkunft des Altweibersommers hängt mit dem altdeutschen
Wort "weiben" zusammen, was übersetzt "weben" bedeutet. Weil sich im
September in den Morgenstunden häufiger als in den Vormonaten Tau auf
Wiesen und Feldern absetzt, werden dort nun auch von Spinnen
gewobenen Netze besonders gut sichtbar.

Beim Altweibersommer stellt sich eine frühherbstliche
Hochdruckwetterlage ein, die zwischen dem 22. September und Anfang
Oktober vorkommt. Ein Hochdruckgebiet, das sich im Frühherbst über
Mitteleuropa bildet und zwischen einem Tiefdruckgebiet über dem
Atlantik und einem weiteren über Osteuropa eingespannt ist,
unterbricht dann den Tiefdruckeinfluss der Westwetterdrift. Die
Höchsttemperaturen können nochmals um 30 Grad erreichen, die Nächte
dagegen sind aufgrund abnehmender Tageslänge häufig von niedrigen
Temperaturen gekennzeichnet. Der Süden Deutschlands profitiert im
Regelfall deutlich mehr von dieser Wetterlage, denn im Norden wird in
vielen Fällen durch das Heranführen von feuchter Luft die Bildung von
Nebel- und Hochnebelfeldern begünstigt. In der Meteorologie wird, wie
beim "Siebenschläfer" oder den "Hundstagen", von einer Singularität
oder einem Witterungsregelfall gesprochen. Darunter werden
Wetterereignisse verstanden, die mit einer hohen statistischen
Wahrscheinlichkeit auftreten und hinsichtlich ihrer Temperaturen und
Niederschläge vom sonst üblichen Jahresgang abweichen. Beim
Altweibersommer ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent damit
zu rechnen, dass sich besagte Hochdruckwetterlage im entsprechenden
Zeitraum einstellt.

Beim aktuell zu erwartenden Spätsommerwetter kommt es zu solch einer
Wetterlage, wobei sich am heutigen Freitag ein Hoch namens "Gaia"
über den Britischen Inseln etabliert. Dieses Hoch bildet am Samstag
und Sonntag eine Hochdruckbrücke aus, die vom Atlantik bis ins
östliche Mitteleuropa reicht. Damit dreht die Strömung über
Deutschland allmählich auf südliche Richtungen, sodass zunehmend
warme Luft zu uns gelangt.

Nach einem noch teils wechselhaften Freitag mit vereinzelt leichtem
Regen, aber schon hohen Temperaturen bis 27 Grad im Süden, setzt sich
am Wochenende mehr und mehr der Sonnenschein durch. Die
Höchsttemperaturen liegen am Samstag zwischen 22 und 27 Grad, in der
Nordosthälfte bleibt es bei 17 bis 21 Grad noch etwas kühler. Am
Sonntag wird es mit 24 bis 28 Grad noch wärmer, im Südwesten könnte
es sogar örtlich einen heißen Tag mit Temperaturen von 30 Grad oder
mehr geben. Im Norden allerdings tauchen am Sonntag neue Wolken einer
Kaltfront auf, die nachfolgend wieder ein wenig Regen bringen und die
Temperaturen dämpfen. Die Kaltfront sorgt zum Wochenanfang dann auch
in den anderen Landesteilen für eine deutliche Abkühlung.

Das zu erwartende Wetter an diesem Wochenende erfüllt also alle
Kriterien eines Altweibersommers, zumal es abends nun schnell abkühlt
und die Nächte mit Tiefstwerten zum Teil unter 10 Grad recht frisch
werden. Aber wie bereits erwähnt ist noch nicht die Zeit für den
Altweibersommer, sodass man in diesem Fall wohl besser von
Spätsommerwetter im Altweiber-Gewand sprechen kann?


Praktikant Daniel Meister (B.Sc. Student Geographie) und Dipl.-Met.
Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2019

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