Thema des Tages

15-09-2019 09:20

Herbstlicher Wettercharakter zur neuen Woche


Das Jahr schreitet voran und der Herbst naht auch aus kalendarischer
Sicht! Das Wetter pendelt dabei derzeit zwischen Spätsommer und
Herbst hin und her. Kommende Woche ist dann wieder der Herbst mit
seinen typischen Anzeichen am Zug.

Am 1. September hat nach meteorologischer Zeitrechnung der Herbst
begonnen und am Montag den 23. September folgt der Herbstanfang auch
aus kalendarischer Sicht. In der Grauzone der
Herbstanfangsdefinitionen pendelt das Wetter zwischen Herbst und
Spätsommer hin und her. In der kommenden Woche schlägt das Pendel in
Deutschland wieder in Richtung Herbst aus. Bei Tiefstwerten zwischen
11 und 4 Grad, in Tal- und Muldenlagen der Südhälfte teils bis 1 Grad
- örtlich inklusive Nachtfrost - kann sich zudem gebietsweise dichter
Nebel bilden. Gleichermaßen beginnen derzeit auch die Blätter an den
Bäumen zunehmend die Farben gelb und rot anzunehmen, sofern diese
aufgrund der Trockenheit im Sommer nicht schon früher das Zeitliche
gesegnet haben und zu Boden fielen. Im Norden und Osten vollendet
schließlich stark böig, teils stürmisch auffrischender Wind, der
Regenwolken über das Land peitscht, das herbstliche Feeling.

Allerdings sind die Rollen von Spätsommer und Herbst in Deutschland
derzeit ungleichmäßig verteilt. Denn vor allem im Norden und Osten
sowie Teilen der Mitte übernehmen ab heute zunehmend Tiefdruckgebiete
das Wettergeschehen. Das erste Tief, das seine Fühler nach
Deutschland ausstreckt, ist "Ignaz" über Skandinavien. Dessen
Kaltfront rollt im Tagesverlauf auf den Norden zu und überquert das
Land allmählich südwärts. Zwischen Tief "Ignaz" und dem Hoch "Gaia I"
bei Irland kann sich eine stramme Nordwestströmung ausbilden, die
Polarluft anzapft und bis nach Deutschland transportiert. Da
allerdings die Nordsee noch recht warm ist und diese erwärmen kann,
kommt die Luft zumindest noch gemäßigt bei uns an. Im Norden und
Osten purzeln die Tageshöchstwerte diese Woche dennoch auf kühle 13
bis 19 Grad.

Dagegen sorgt das Hoch "Gaia I" im Südwesten weiter für viel
Sonnenschein, sodass die im Vergleich zum Wochenende ebenfalls
niedrigeren Höchsttemperaturen zwischen 19 bis 23 Grad in den
kommenden Tagen allenfalls den Eindruck des eines "Goldenen Herbstes"
erwecken.

Ein typisches Anzeichen für den Herbst - in den nächsten Tagen in
Deutschland auch gut zu erkennen - ist der zunehmende Tagesgang der
Temperaturen. Während am Tag mit Sonnenunterstützung die Höchstwerte
oft noch angenehme Werte zwischen 15 und 25 Grad erreichen, sinken
die Temperaturen in der Nacht verbreitet in den einstelligen Bereich.
Der Grund liegt im abnehmenden Tageslicht. Zum kalendarischen
Herbstanfang steht die Sonne mit etwas mehr als 12 Stunden genauso
lange am Himmel wie zum Frühlingsanfang am 20. März, zum Sommeranfang
am 21. Juni waren es dagegen noch knapp 16,5 Stunden. Die geringste
Menge an Tageslicht erwarten wir dann zum Winteranfang am 22.
Dezember.

Mit dem abnehmenden Sonnenlicht nehmen, wie oben schon angedeutet,
auch die herbstlichen Wetter- und Umwelteigenschaften und somit auch
Gefahren zu. So kann fallendes Laub insbesondere bei feuchten oder
nassen Wetterbedingungen auf den Straßen für eine gefährliche
Rutschbahn sorgen.

Anders sieht es mit dem Nebel aus. Besonders der sogenannte
Strahlungsnebel hüllt die Landschaften in bodennahen Schichten
zunehmend in einen weiß-grauen Schleier. Der Strahlungsnebel beruht
dabei im Wesentlichen auf bodennahes Auskühlen. Bei klarem Himmel
gibt der Boden viel Wärme an die Luft ab und kühlt somit stark aus.
Umso länger die Nacht dauert, desto stärker kann der Boden bei
wolkenlosen Verhältnissen auskühlen. Zeitlich verzögert kühlt der
Boden schließlich auch die unteren Luftschichten ab. Verfügt die
Luftschicht über eine ausreichende Menge an Feuchte, kann diese ab
einer bestimmten Temperatur (Sättigung der Luft mit Wasserdampf) zu
kleinen Tröpfchen kondensieren. Nachfolgend bilden sich bodennahe
Wolken, die wir als Nebel wahrnehmen. Für Autofahrer können diese
Nebelfelder aufgrund einer raschen Verschlechterung der
Sichtverhältnisse sehr tückisch sein. Oftmals können die Sichtweiten
lokal sogar unter 100 Meter sinken.

Erst wenn die Sonne am Himmel höher steigt und die Luft wieder
erwärmt, löst sich der Nebel wieder auf. Die dann wieder wärmere Luft
kann eine größere Menge an Feuchte aufnehmen, sodass die kleinen
Nebeltröpfchen verdunsten und der Luft wieder als Wasserdampf
erhalten bleiben.

Auch in den nächsten beiden Nächten muss vor allem im Westen und
Süden erneut mit Nebelbildung gerechnet werden. Gebietsweise sind
dabei auch wieder Sichtweiten unter 150 Meter zu erwarten.
Entsprechend sollte in den betroffenen Regionen die
Fahrgeschwindigkeit den Verhältnissen angepasst werden.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.09.2019

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