Thema des Tages

23-09-2019 08:50

Trockenheit nimmt (k)ein Ende?


Im heutigen Tagesthema geht es um die aktuelle Situation in Sachen
Dürre und die Frage, ob die zukünftige Wetterentwicklung zu einer
deutlichen Entspannung führt.

Die seit 2018 anhaltende Dürre in großen Teilen von Deutschland hat
sich auch in den vergangenen Wochen fortgesetzt und mancherorts
nochmal verschärft. Nicht überraschend wurde diese auch in
vorangegangenen Themen des Tages immer wieder thematisiert. Nun, da
auch kalendarisch der Herbst heute beginnt und die Aussichten einen
wechselhaften Witterungsabschnitt verheißen, stellt sich die Frage,
ob diese langanhaltende Dürresituation endlich ein Ende findet.

Bevor es zu den Aussichten geht, aber zunächst ein Blick auf die
aktuelle Situation. Schaut man auf den Monat September bis zum
22.09.2019, so erkennt man, dass sowohl am Alpenrand, als auch vom
Emsland bis nach Schleswig-Holstein einiges an Niederschlag gefallen
ist. Auch vom Vogtland und Erzgebirge nordwärts ausgreifend haben
Stauniederschläge durch Tief Hans in der ersten Monatsdekade die
Wassertonnen ganz gut füllen können. Im übrigen Land sieht es
hingegen sehr mau aus. Gerade in den westlichen und zentralen
Landesteilen ist bisher noch nicht viel Niederschlag gefallen. Es gab
bis zum gestrigen Tag sogar Stationen, wo es noch so gut wie
überhaupt nicht geregnet hat (z.B. zwischen Fränkischer Alb und
Steigerwald).

Schaut man auf das Flächenmittel der einzelnen Bundesländer so wird
deutlich, dass der September bisher überall unterdurchschnittlich
verlaufen ist. So sind in NRW bisher nur 45% des langjährigen Mittels
erreicht, in Sachsen sind es 48 % und in Thüringen 51 %. Den
Gesamtüberblick erhalten Sie im Internet unter dem heutigen
Tagesthema (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/9/23_190923_Trocke
nheit.PNG).

Geht man noch ein Stück weiter und betrachtet die Statistik für das
gesamte Sommerhalbjahr (April bis September) erkennt man schnell,
dass sich die Trockenheit durch die ganzen letzten Monate zieht.
Selbst in den verhältnismäßig nassen Bundesländern Schleswig-Holstein
und Baden-Württemberg sind bisher erst 82 % der langjährigen
Mittelwerte für den Gesamtzeitraum erreicht. In NRW sind es hingegen
gerade einmal 59 %. Betrachtet man ganz Deutschland, so fehlen etwas
mehr als 25 %, wenn man den Schnitt von 1961 bis 90 zu Grunde legt.
Umgerechnet in eine Niederschlagsmenge sind dies knapp 80 l/qm, was
in den verbliebenen Tagen bis zum Ende des Sommerhalbjahres kaum noch
zu schaffen ist.

Im Vergleich zu 2018 gab es im Flächenschnitt zwar 45 l/qm mehr, die
räumlichen Unterschiede sind allerdings recht groß. So ist das
Sommerhalbjahr 2019 in Sachsen und im Saarland immer noch trockener
und in NRW gleichauf im Vergleich zu 2018. Geht man noch etwas mehr
ins Detail sieht man das die Unterschiede zu 2018 vereinzelt noch
größer sind. So beispielsweise in Genthin in Sachsen-Anhalt mit
bisher 136 l/qm (2018: 223 l/qm), Wuppertal in NRW (bisher 239 l/qm,
2018: 324 l/qm) oder in Essel in Niedersachsen (bisher 166 l/qm,
2018: 218 l/qm)).

Blickt man zu guter Letzt noch auf das Gesamtjahr, so fehlen im
Flächenmittel über ganz Deutschland 184 l/qm, die bis Jahresende noch
fallen müssen, um das Defizit auszugleichen.

Die Trockenheit, die sich seit August in einigen Regionen nochmals
verstärkt hat, zeigt sich natürlich auch direkt in der Natur. So ist
die Bodenfeuchte in vielen Regionen sehr niedrig. Bis 40 cm in die
Tiefe ist der Erdboden in einigen Regionen nahezu komplett
durchgetrocknet, wie man am Beispiel von Dachwig in Thüringen sehen
kann. Aber auch sonst zeigt sich abgesehen von Teilen des Südens und
Schleswig-Holstein, dass die Dürre tief sitzt. So zeigt der
Dürreindex des UFZ beim Blick auf den Gesamtboden bis etwa 1.8 m
Tiefe eine außergewöhnliche Dürresituation.

Der fehlende Niederschlag bleibt natürlich auch nicht ohne Folgen für
die Flussläufe. Die Bundesanstalt für Gewässerkunde packt die
Niedrigwassersituation an vielen Flüssen in Deutschland wöchentlich
in Zahlen. So hat sich die Anzahl der Stationen mit besonders
niedrigen Wasserständen im Vergleich zu den Vorwochen deutlich
erhöht. Vor allem der Wasserstand der Weser ist deutlich
zurückgegangen. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass es
dort keine Stützung mehr durch die Edertalsperre gibt. Insgesamt
gesehen, liegen die Wasserstände aber noch etwas oberhalb der Werte
im Jahr 2018. Nur in den ostdeutschen Flussläufen bewegt man sich
nahe der Rekordwerte.

Nun bleibt noch die Frage: Leitet die Wetterumstellung zum
kalendarischen Herbstbeginn tatsächlich einen Wechsel hin zu einer
deutlich feuchteren Witterung und damit einer gewissen Entspannung
der Dürresituation ein? Dazu sei zunächst einmal ein Blick auf die
prognostizierten Niederschlagsmengen der nächsten 10 Tage (bis
03.10.2019) geworfen. Die Prognose stammt vom europäischen Zentrum
für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW). Diese zeigt, dass es in
der Westhälfte und im Süden in den nächsten Tagen immer wieder
Niederschlag gibt, sodass in der Fläche 20 bis 50 l/qm zu erwarten
sind, in Staulagen auch mehr. Im Osten werden immerhin noch 10 bis 30
l/qm erwartet

Vom EZMWF gibt es auch Trendprognosen für die folgenden Wochen. Diese
gehen bis Mitte Oktober und zeigen nach dem vorübergehenden feuchten
Witterungsabschnitt keine besonderen Signale mehr. Das heißt
zweierlei: Zum einen ist nach jetzigem Stand nicht davon auszugehen,
dass sich eine längerfristige zu feuchte Situation einstellt, welche
die Defizite ausgleicht. Anderseits ist aber auch nicht von einer
weiteren Verschärfung der Dürresituation auszugehen. Kurzum: Die
bevorstehende Wettersituation wird zu einer vorübergehenden
Entspannung in Sachen Trockenheit führen. Ob diese dann auch
nachhaltig ist, bleibt aber abzuwarten.


Dipl.-Met. **
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.09.2019

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