Thema des Tages

08-10-2019 08:50

Europawetter

Das heutige Thema des Tages beschäftigt sich mit dem aktuellen Wetter
in Europa.

Die Wetteraussichten für Deutschland in dieser Woche wurden an dieser
Stelle ja schon am gestrigen Montag beschrieben. Und es hat sich an
diesen Prognosen auch nichts Wesentliches geändert. Wechselhaft,
windig, teils auch stürmisch und dazu verbreitet Regen, der auch mal
länger anhalten kann. Kurz gesagt: herbstliches "Schmuddelwetter".

Wer diesem "Schmuddelwetter" entgehen will, muss sich in die richtige
Richtung bewegen. Da wir es aktuell - auch das wurde gestern im Thema
des Tages schon thematisiert - mit einer Westwetterlage zu tun haben,
kommt das windige Regenwetter aus Westen. Die Schlussfolgerung, dass
es den Iren, Briten, Niederländern und Belgiern auch nicht besser
geht als uns liegt nicht nur nahe, sondern sie ist auch richtig. Auch
für sie gibt es aus der Wetterküche nur wechselhaftes Schauerwetter
bei Höchstwerten um 15 Grad (siehe Grafik,
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/10/8.html).

"Willkommen im Club" heißt es auch für unsere östlichen Nachbarn von
Polen und Tschechien bis nach Weißrussland und zum Baltikum. Selbst
im Westen Russlands und in der Ukraine ziehen teils dichte Wolken
durch, aus denen immer wieder Regen fällt. Dabei zeigt sich bezüglich
der Temperatur der typische kontinentale Effekt: Der warme Atlantik
ist weit weg, die von dort kommenden Luftmassen kühlen sich über
Mittel- und Osteuropa ab, und am Ende erreichen die Temperaturen in
Russland am Tag nur noch einstellige Werte.

Das gleiche - sprich einstellige Temperaturmaxima - gilt auch für
Skandinavien und somit für den hohen Norden. Dabei liegen die Maxima
in Lappland und in Nordwestrussland schon bedrohlich nahe am
Nullpunkt. Das heißt nicht nur, dass dort nachts mit Frost zu rechnen
ist, sondern auch, dass die Niederschläge dort zum Teil als Schnee
fallen. In der Folge simuliert unser globales Vorhersagemodell ICON
sowohl auf dem Kamm der skandinavischen Alpen, als auch in Lappland
und in Nordwestrussland schon eine dünne Schneedecke.

Ob es dafür tatsächlich reicht, hängt von vielen Faktoren ab, u.a.
auch vom Bodenwärmestrom, also von der Wärme, die noch im Boden
gespeichert ist. Die Vorhersagen deuten aber auf jeden Fall darauf
hin, dass im Norden Europas so langsam der "Einwinterungsprozess" in
Gang kommt. Hilfreich bei diesem Prozess ist der zu beobachtende
deutliche Rückgang der Tageslänge in diesen Regionen. Im
nordnorwegischen Hammerfest beispielsweise verkürzt sich die
Tageslänge aktuell von Tag zu Tag um 9 Minuten, in einer Woche sind
die Tage demnach schon eine ganze Stunde kürzer. Dies hat natürlich
Auswirkungen auf den Strahlungshaushalt und damit auch auf die
Temperaturen. Somit ist Nordeuropa derzeit vielleicht für Winter- und
Schneeliebhaber eine Reise wert, mit kuscheligen Temperaturen können
die Nordmänner- und frauen aber nicht aufwarten.

Es bleibt als mögliches Ziel für Sonnenfans das Mittelmeer, also der
Weg nach Süden. Hochsommerlich mit Tageshöchstwerten um 30 Grad ist
es aber auch dort nur noch im Süden der Türkei sowie in Teilen
Spaniens. Ansonsten bieten die Mittelmeerländer oftmals
spätsommerliche Maxima um 25 Grad. Dabei ist es von Spanien bis zum
Balkan oft freundlich, von der Türkei und Griechenland bis nach
Tunesien dagegen gibt es die - für das herbstliche Mittelmeer
durchaus typischen - Schauer und Gewitter. Dabei liegen die
Wassertemperaturen im Mittelmeer noch oftmals bei badetauglichen 25
Grad, nur in der Adria, im Löwengolf und im Golf von Genua sind es
nur noch um 20 Grad, letzteres Werte, die auch für das südliche
Schwarze Meer gelten.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.10.2019

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