Thema des Tages

10-10-2019 07:50

Die "O-bis-O-Regel" für Winterreifen!


Noch fehlt vom Winter jede Spur, zum Wochenende steigen die
Temperaturen sogar nochmals ordentlich an und die Sonne kann
zumindest die Südhälfte verwöhnen. Doch nichtsdestotrotz ist es
Oktober und der Blick sollte vor allem bei der Reifenwahl des Autos
langsam in Richtung Winter wandern!

Es ist mal wieder soweit! Jedes Jahr stellen sich die viele
Autofahrer die Frage, von wann bis wann sie Winterreifen aufziehen
sollen. Versicherungen und Automobilclubs verweisen dabei wiederholt
auf die sogenannte "O-bis-O-Regel". Demnach sollten die Autofahrer
von Oktober bis Ostern wintertaugliche Reifen am Auto montiert haben.
Jedoch müssen bei der Wahl der Reifen zusätzlich auch die regional
unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse berücksichtigt werden.
Das Rheinland kann man diesbezüglich z. B. nicht mit dem höher
gelegenen Voralpenland vergleichen.

Die meisten Kraftfahrzeughalter verzichteten wegen der wenig
winterlichen Witterung der letzten Wochen bisher auf einen
Reifentausch. Doch mit fortschreitender Jahreszeit in Richtung Winter
sinken die Temperaturen alleine aus klimatologischer Sicht immer
weiter ab. In den vergangenen Wochen sorgten meist nur die typisch
herbstlichen Wettererscheinungen wie Nebel. Regenfälle oder rutschige
Straßen durch feuchtes Laub für schwierige und teils gefährliche
Bedingungen, die von den Verkehrsteilnehmern keineswegs zu
unterschätzen sind. Straßenverhältnisse bei feuchtem Laub kommen
denen bei Reifglätte schon sehr nahe. Durch das nasse Blattwerk
bildet sich ein schmieriger Film auf dem Asphalt, der schnell zu
Rutschpartien führen kann. Vor allem in Kurven sollte also der Fuß
vom Gas genommen werden.

In den nächsten Tagen ändert sich an den Fahrbahnbedingungen nur
wenig, die Temperaturen können sogar nochmals ansteigen und im Süden
lokal vielleicht die Sommerschwelle von 25 Grad erreichen. Die
zweistelligen Höchstwerte verhindern ein nächtliches Absinken der
Temperatur bis in den Frostbereich. Nur bei nächtlichem Aufklaren im
Südosten des Landes muss örtlich mit Bodenfrost gerechnet werden.
Reifglätte sollte dort aber noch kein verbreitetes Phänomen
darstellen. Auch mittelfristig (Vorhersagetage 3 bis 10) sind kein
Schnee und Eis zu erwarten, doch darüber hinaus ist grundsätzlich
immer mit einer raschen Umstellung der Wetterlage auf den Wintermodus
zu rechnen. Zudem macht besonders unter Berücksichtigung der
verminderten Haftung von Sommerreifen bei Temperaturen unter 7 Grad
ein Wechsel auch schon bei herbstlichen Witterungsbedingungen Sinn.


Sollte es bei Schnee oder Glätte zu Unfällen durch Autos mit
Sommerreifen kommen, so setzen die Autofahrer neben ihrem Leben auch
ihren Versicherungsschutz teilweise oder sogar ganz aufs Spiel. Die
Kaskoversicherung kann mit dem Verweis auf grob fahrlässiges
Verhalten einen Teil der Leistung verweigern. Wenn ein Unfall auf
falsch aufgezogene Reifen zurückzuführen ist, nimmt die
Kfz-Haftpflichtversicherung den Fahrer in Mithaftung.

Doch was macht den Winterreifen aus?

Autoreifen sind das Bindeglied zwischen Fahrzeug und Fahrbahn. Sie
beeinflussen maßgeblich das Fahrverhalten eines Fahrzeugs. Reifen
werden insbesondere auf die Beschaffenheit des Untergrundes, die
Temperatur und die Belastung ausgelegt. In Mitteleuropa fahren Autos
meist auf asphaltierten Straßen mit einer Oberflächentemperatur
zwischen -15 °C und +60 °C. "Sommer"-Gummimischungen verhärten
bereits bei niedrigen Plusgraden, wodurch sich die Haftung auf der
Straße spürbar reduziert. Winterreifen bleiben in diesem
Temperaturbereich weich und verfügen über ein spezielles
Lamellen-Profil, das auf Schnee und Eis besonders gut greift - also
bei Witterungsbedingungen, die überall in Deutschland und auch
durchaus schon um den Gefrierpunkt herum anzutreffen seien, erklärte
der ADAC.

Entsprechend des ADAC erfreuen sich Ganzjahresreifen wachsendem
Interesse. Zwischenzeitlich ist der Anteil der Ganzjahresreifen an
allen verkauften Pkw-Reifen auf über 15% gestiegen. Doch im Test des
ADAC schneiden Ganzjahresreifen nicht gut ab. Die auch
Allwetterreifen genannten "Pneus" stellen aber nur einen Kompromiss
zwischen Sommer- und Winterreifen dar und bilden nur in schneearmen
Regionen und für Kurzstrecken bevorzugt in der Stadt eine
Alternative. Bei Dauernutzung im Sommer ist der Verschleiß sehr hoch
und im Winter kann bei Eis und Schnee doch mal schneller die Haftung
verloren gehen.

Die Zeit der Winterreifen bricht also langsam an. Will man zusätzlich
den langen Schlangen beim Reifenservice entgehen, ist ein
frühzeitiger Wechsel vor dem ersten Wintereinbruch ratsam.
Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass von Oktober bis tief
in den April hinein immer wieder Kälteeinbrüche mit Schneefall bis
ins Flachland auftreten können. Daher muss an die Vernunft der
Autofahrer appelliert werden, ihre nicht auf Winterreifen
umgerüsteten Fahrzeuge bei winterlichen Bedingungen besser stehen zu
lassen.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.10.2019

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