Thema des Tages

11-10-2019 09:20

Taifun HAGIBIS trifft auf Japan


Am morgigen Samstag zieht Taifun HAGIBIS über Japan hinweg. Neben
meterhohen Wellen und Böen bis in den Orkanbereich geht eine
Hauptgefahr auch von heftigen Regenfällen aus. Der Wirbelsturm hat
auch Auswirkung auf die Rugby-WM und das Formel 1-Qualifying.


Zuletzt sorgte Hurrikan LORENZO für mediales Interesse, der bei den
Kapverdischen Inseln entstand und den bisher östlichsten Kurs aller
jemals aufgetretenen Kategorie 5 Hurrikane einschlug. Er zog über die
Azoren und schmetterte 20 Meter hohe Wellen an die Küsten der
westlichen Inseln.

Nun lenkt ein weiterer Wirbelsturm alle Augen auf sich. Okay, "alle"
ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, schließlich ist für viele nur
das Wetter im eigenen Land ? oder gar im eigenen Ort interessant.
Aber die Vermutung liegt nahe, dass zumindest die Augen von (Hobby-)
Meteorologen, von Japanern und Touristen, die ins "Land der
Kirschblüte" reisen möchten oder bereits dort sind, auf den
Wirbelsturm im Pazifik gerichtet sind. Auch Freunden des Rugbysports
und der Formel 1 wird "Hagibis", so der Name des Taifuns, bereits ein
Begriff sein, sorgt er doch für Ausfälle und Verschiebungen bei der
aktuell in Japan stattfindenden Rugby-WM und Formel 1 Grand Prix.

HAGIBIS hat sich im Westpazifik, östlich der Inselgruppe Marianen
gebildet und zog zunächst auf westlicher, später nordwestlicher
Zugbahn, wobei er sich bis zur höchsten Kategorie 5 verstärkte (man
spricht dann von einem "Supertaifun"). Aktuell (11.10. 10 Uhr MESZ)
wirbelt er ca. 600 km südlich von Japan mit Kategorie 4, seine
Wolkenbänder bedecken aber bereits jetzt den Inselstaat (eine
Vorstellung über das gigantische Ausmaß bekommt man auch in der
beigefügten Grafik). Den Vorhersagen des "Joint Typhoon Warning
Center" zufolge schlägt er in den nächsten Stunden eine Kurve, trifft
als Kategorie 3-Taifun auf Land (teils mit bis zu 15 Meter hohen
Wellen) und zieht mit seinem Auge nahezu direkt über Tokio, während
er sich aber weiter abschwächt. Dennoch ist das Schadenspotential bei
Orkanböen bis zu 200 km/h und Starkregenfällen zwischen 100 und 300
l/qm enorm, lokal sind auch Regenmengen bis 500 l/qm nicht
ausgeschlossen - das entspricht ca. 2/3 des durchschnittlichen
deutschlandweiten Jahresniederschlags.

Sintflutartige Regenfälle werden auch in Suzuka, wo dieses Jahr der
Grand Prix der Formel 1 stattfindet, auftreten - wenngleich auch
"nur" mit Mengen bis 100 l/qm. Genug jedoch, um das für Samstagmorgen
angesetzte Qualifying auf Sonntag zu verschieben. Dann nämlich ist
HAGIBIS abgezogen und das Rennen am Sonntag könnte wie geplant
stattfinden.

Wegen des Taifuns sind erstmals in der 32-jährigen Geschichte der
Rugby-WM Spiele abgesagt worden, die für Samstag angesetzt waren
(England-Frankreich und Neuseeland-Italien). Die abgesagten Spiele
werden mit 0:0 gewertet, was für Italien das vorzeitige Aus
bedeutete.

Verheerender als die sportlichen Ausfälle sind ohne Frage die
Auswirkungen des Sturms auf Häuser und Infrastruktur. Bleibt zu
hoffen, dass diese einigermaßen glimpflich ausfallen. Erst im
September hatte Taifun FAXAI in Japan schwere Schäden angerichtet.


Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.10.2019

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