Thema des Tages

11-07-2016 14:40

Von wegen Hundstage - Sommer erst mal wieder auf Talfahrt



Im gestrigen Thema des Tages vom 10.07.2016 wurde an dieser Stelle
über die sogenannten "Hundstage" berichtet, die traditionell die
heißesten Tage des Jahres sein sollen - die Betonung liegt auf dem
Wörtchen "sollen". Dass die Natur mitunter ganz andere Pläne
verfolgt, wird uns im Laufe der heute beginnenden Woche einmal mehr
eindrucksvoll vor Augen geführt.


Über das Wochenende konnten sich die Anhänger hochsommerlicher
Witterung insbesondere im Süden ja eigentlich nicht beklagen. Dort
zeigte sich vermehrt die Sonne und vor allem am Sonntag ging es auch
temperaturmäßig in die Vollen mit über 30°C, örtlich bis zu 34°C. Der
Norden kam diesbezüglich nicht ganz so gut weg, wobei der Begriff
"gut" freilich relativ ist. Manch einer wird sogar froh gewesen sein,
dass es nicht ganz so heiß geworden ist und zeitweise auch dichtere
Wolken am Himmel entlangzogen. Wie auch immer, eine Konstante des
diesjährigen Sommers ist seine Unbeständigkeit, und so wundert es uns
gar nicht, dass es nun erst mal wieder in die andere Richtung geht.


Bereits am heutigen Montag überquert uns eine erste Kaltfront von
Nordwest nach Südost, die zu dem von Schottland gen Norwegen
ziehenden Tief TIBA gehört. Nun stellt diese Kaltfront nicht gerade
ein Musterexemplar seiner Zunft dar, so dass ihre Passage in weiten
Teilen des Landes eher piano ohne nennenswerten Regen oder sonst
irgendwelches Tamtam erfolgt bzw. schon erfolgt ist. Auch die
rückseitig einfließende maritime Luftmasse ist eher moderat und
durchaus sommerlich temperiert mit 20 (Nordseeumfeld) bis 27°C.


Im Süden und Osten allerdings, wo es zuvor noch mal 28 bis 33°C heiß
wird, geht der Luftmassenaustausch nicht so geräuschlos über die
Bühne. Wie so oft, wenn energiereiche Subtropikluft durch nur noch
mäßig warme Atlantikluft ersetzt wird, kommt es in dieser Jahreszeit
zu kräftigen Gewitter mit Unwettergefahr. Die größte
Wahrscheinlichkeit für Unwetter gibt es südlich einer Linie
Schwarzwald - Oberpfälzer Wald sowie zwischen dem südlichen
Brandenburg und dem Erzgebirge. Dort entwickeln sich in der zweiten
Tageshälfte einzelne Gewitter, die mit Starkregen, größerem Hagel und
(schweren) Sturmböen einhergehen können.

Wenn die Gewitter überstanden sind, was im Laufe der Nacht zum
Dienstag der Fall sein wird, geht es für Teile Süddeutschlands
nahtlos weiter in die nächste Unwetterlage. Besagte Kaltfront, von
anfänglicher Lustlosigkeit mittlerweile auf Aktivmodus geschaltet,
überquert nämlich nicht die Alpen, sondern wird im Süden nahezu
stationär. Gemeinsam mit den Resten der dort noch lagernden feuchten
Subtropikluft kommt es ab der Nacht zum Dienstag bis in den Mittwoch
hinein zu länger andauernden und schauerartig verstärkten
Regenfällen, in die auch noch das eine oder andere Gewitter
eingelagert sein kann. Am ergiebigsten wird der Regen voraussichtlich
in einem von Hochrhein und Bodensee bis zum Bayerischen Wald
reichenden Korridor ausfallen, der bis hinunter zu den Alpen reicht.
Dort sind innerhalb von 24 bis 36 Stunden 40 bis 80 Liter Regen pro
Quadratmeter (l/qm), vereinzelt vielleicht sogar 100 l/qm möglich. Es
wurden bereits Vorabinformationen vor ergiebigem Regen herausgegeben,
die entsprechenden Akutwarnungen folgen im Tagesverlauf (siehe auch
www.dwd.de).

Und was passiert in den übrigen Landesteilen? Zwischen einer sich
über Skandinavien einnistenden Tiefdruckzone (anfangs geprägt durch
TIBA, bevor später noch ein paar andere, derzeit noch namenlose
Spießgesellen dazukommen) und einem sich über Westeuropa
etablierenden Hoch (z.Zt. ebenfalls noch namenlos) werden sukzessive
maritime Luftmassen aus polaren Breiten nach Deutschland gesteuert.
Folgerichtig gehen die Temperaturen Tag für Tag nach unten. Sind es
am Dienstag noch 20 bis 27°C (bei Dauerregen im Süden kühler), werden
am Mittwoch nur noch 16 bis 24° und am Donnerstag gar nur noch 16 bis
21°C erreicht, bevor es am Freitag wieder einen leichten Trend nach
oben gibt. Die beigefügte Grafik zeigt den Temperaturverlauf am
Beispiel von München.

Damit der klassische mitteleuropäische Sommer in dieser Woche so
richtig bedient wird, kommen zu der Abkühlung reichlich Wolken,
häufige Schauer und auch immer mal wieder kurze Gewitter sowie ein
mitunter böiger West-Nordwestwind dazu. Die Sonnenbrandgefahr hält
sich bei solchen Rahmenbedingungen naturgemäß in Grenzen. Das könnte
sich am nächsten Wochenende aber schon wieder ändern, wenn hoher
Luftdruck und deutlich wärmere Luft bei uns Einzug halten -
wahrscheinlich aber wieder nur für zwei, drei Tage...

Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.07.2016

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