Thema des Tages

01-11-2019 11:50

Orkantief in der Biskaya in Sicht

In der atlantischen Wetterküche geht es in den nächsten Tagen wieder
sehr dynamisch zu. Dort entwickelt sich in der Nacht zum Sonntag, den
03.11.2019 ausgehend von einem umfangreichen Tiefdruckkomplex bei den
Britischen Inseln ein eigenständiges Orkantief, welches in Teilen
Westeuropas ordentlich für Wirbel sorgen wird.

Ausgehend von einem großen Tiefdruckgebiet über dem Nordatlantik und
den Britischen Inseln spaltet sich in der Nacht zum Sonntag, den
02.11.2019 ein eigenständiges Tief ab und intensiviert sich rasch,
aber nur vorübergehend zu einem Sturm- oder Orkantief über der
Biskaya mit einem Kerndruck von voraussichtlich 965 bis 970 hPa
(Modellvorhersage). Das Tief zieht am Sonntag ostwärts weiter,
schwächt sich dann rasch ab und füllt sich in der Folge auf. Das
Starkwindfeld trifft ab den frühen Sonntagmorgenstunden die Westküste
Frankreichs und den Norden Spaniens.

Dabei können über dem offenen Meer laut Modellrechnung von ICON-EU
Windgeschwindigkeiten teils über 80 Knoten auftreten (siehe Grafik
anbei). Das entspricht rund 150 km/h (12 Bft), an der Küste werden
noch rund 60 bis 70 Knoten (110 bis 130 km/h (11 ? 12 Bft)) erwartet.
Weiter im Landesinneren schwächt sich der Wind rasch ab und erreicht
bis etwa zur Rhone noch Sturmböen, im Zentralmassiv schwere
Sturmböen. Zusammen mit dem Wind werden extreme Wellen erwartet, so
geht die Marineabteilung von Meteo France von Wellen um 14 m aus, die
mittlere Wellenhöhe liegt zwischen 6 und 8 m. Das gesamte
Windereignis dauert nur wenige Stunden.

Zwar sind an der Westküste nach einer kurzen Pause zum Montag, den
04.11.2019 erneut Sturmböen oder auch schwere Sturmböen möglich, aber
im Landesinneren beruhigt sich der Wind deutlich.

Vor der Abspaltung des oben genannten Teiltiefs sorgt das
?Muttertief? am Samstag für kräftigen Wind im Süden Englands und über
dem Ärmelkanal. Die Geschwindigkeiten liegen hier bei 120 bis 140
km/h (12 Bft) über der offenen See und um 120 km/h (12 Bft) im
Küstenbereich. Frankreich, Belgien oder die Niederlande werden vom
Windfeld über dem Kanal nur gestreift und bekommen maximal an
exponierten Küstenabschnitten schwere Sturmböen.

Nach den Sturmereignissen werden wir die beobachteten Sturmböen mit
den vorhergesagten Böen vergleichen und die Ergebnisse auswerten. Wir
halten Sie auf dem Laufenden.

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.11.2019

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