Thema des Tages

04-11-2019 09:20

Eine Tiefdruckserie, die es in sich hat

Bereits am vergangenen Wochenende sorgten "Zed" und "Arne", zwei
atlantische Tiefdruckgebiete, für chaotische Bedingungen in Teilen
von England, Frankreich und Italien. Damit ist das Ende der
Tiefdruckserie jedoch noch nicht in Sicht.

Zurzeit ist in der Wetterküche über dem Atlantik einiges geboten.
Bereits am vergangenen Samstag, dem 02.11.2019, sorgte Tief "Zed" im
Süden Englands und im Bereich des Ärmelkanals mit orkanartigen Böen
für chaotische Zustände. Vor der Südwestküste Englands wurden gegen 8
Uhr (MEZ) sogar 154 km/h von einem Schiff auf offener See gemessen.

Aber nicht nur England war am Wochenende von Unwettern betroffen. In
der Nacht zum Sonntag hielt das Orkantief "Arne" den Südwesten
Frankreichs sowie Nordspanien in Atem. Besonders in Frankreich kam es
dabei zu zahlreichen Schäden: Bei Windgeschwindigkeiten von über 160
km/h, wurden viele Bäume entwurzelt. Abgerissene Äste und umgeworfene
Bäume beschädigten Stromleitungen und sorgten im Südwesten
Frankreichs für Stromausfälle in rund 140.000 Haushalten. Besonders
traf es die Departements an der französischen Südwestküste
Pyrenees-Atlantiques, Landes, Dordogne, Charente-Maritime, Charente
und Gironde. Außerdem kam es zu zahlreichen Zugausfällen, teilweise
mussten Straßen gesperrt werden. Spitzenreiter war übrigens die
Station "Cap Ferret", einem vorgelagerten Kap im Departement Gironde,
mit einer Windgeschwindigkeit von 163 km/h am frühen Sonntagmorgen.

Aber nicht nur Orkanböen hatte "Arne" im Gepäck. Auch Starkregenfälle
sorgten für Überschwemmungen. Zudem schob der Sturm riesige Wellen
von bis zu 15 Metern vor sich her, die an der französischen
Atlantikküste spektakulär brachen. Südlich von Bordeaux musste ein
Campingplatz evakuiert werden. In Marseille kamen bei einem kräftigen
Gewitter innerhalb von nur einer Stunde 42 Liter pro Quadratmeter vom
Himmel.

Der Name des Tiefs "Arne" ist in Frankreich allerdings eher
unbekannt. Bei unseren französischen Nachbarn, die gefährliche
Tiefdruckgebiete seit einigen Jahren ebenfalls benennen, ist das Tief
besser als "Amélie" bekannt.

Im Laufe des Sonntags zog "Arne" dann über Frankreich hinweg in
Richtung Deutschland, schwächte sich auf seinem Weg jedoch immer
weiter ab. So traten im Bereich des Zentralmassivs noch Sturmböen,
vereinzelt auch schwere Sturmböen auf. In Deutschland reichte es in
der vergangenen Nacht zum Montag in tieferen Lagen meist nur für
Windböen bis 62 km/h. Lediglich in höheren Berglagen, wie den Alpen,
dem Schwarzwald oder im Harz wurden teils schwere Sturmböen
verzeichnet. Die Wetterstation auf dem Feldberg im Schwarzwald
registrierte auf einer Höhe von 1490 Metern immerhin noch 103 km/h.

Neben England und Frankreich wurden am Wochenende auch Teile von
Südeuropa von Unwettern heimgesucht. Im Norden Italiens in der Region
Ligurien und Piemont sorgten heftige Gewitter für sintflutartige
Regenfälle und Überschwemmungen. Kräftige Fallwinde sorgten darüber
hinaus für Böen bis Orkanstärke, die unter anderem im Badeort Lavagna
zahlreiche Bäume umstürzten. Aber auch in der italienischen Region
Kampanien sowie im Bereich der slowenischen und kroatischen
Adriaküste wurden bei kräftigen Gewittern lokal bis zu 100 Liter pro
Quadratmeter in wenigen Stunden gemessen.

Während Tief "Arne" heute nun von Polen ins Baltikum abzieht,
vereinigt sich Tief "Zed" mit "Benedikt", einem weiteren atlantischen
Tief, im Bereich der Britischen Inseln. In der Folge kommt das
Tiefdruck-Duo allmählich südwärts in Richtung Frankreich voran und
schickt weitere Ausläufer über Deutschland hinweg.


Aber damit ist das Ende der Tiefdruckserie vom Atlantik noch nicht in
Sicht. Denn wer heute einen Blick weiter hinaus auf den nördlichen
Atlantik riskiert, kann in den Wetterkarten bereits das nächste Tief
namens "Carletto" in der Labradorsee vor der Küste Grönlands
ausmachen. Dieses wird unser Wettergeschehen voraussichtlich ab
Donnerstag beeinflussen und den unbeständigen Wettercharakter
weiterhin aufrechterhalten.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.11.2019

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