Thema des Tages

12-07-2016 14:40

Gewitter und Dauerregen

Derzeit hat die Großwetterlage wieder einiges an "action" zu bieten.
Verantwortlich dafür ist Tief TIBA. Seine Kaltfront hat am gestrigen
Montag weite Teile Deutschlands überquert. Im Süden und Osten des
Landes lag zuvor noch die schwülwarme Luftmasse vom Wochenende.
Dadurch konnte die Temperatur in diesen Gebieten bei viel
Sonnenschein nochmal auf Werte an die 34 Grad ansteigen.
Spitzenreiter war Simbach am Inn mit 33.8 °C, knapp gefolgt von Bad
Muskau (Lausitz) mit 33.6 °C und Regensburg mit 33.5 °C.

Im Laufe des gestrigen Nachmittages haben sich in der feuchtwarmen
Luftmasse einige Gewitter bilden können. Davon war vornehmlich der
Süden betroffen, aber auch im Osten (Lausitz) gab es vereinzelt Blitz
und Donner. Vor allem die Gewitter im Süden hatten es in sich. So gab
es einige Regionen, in denen eine Unwetterwarnung vor großem Hagel
und Starkregen von mehr als 25 l/qm in 1 h ausgegeben werden musste.
Im Bayerischen Wald wurde sogar die violette Karte (>40 mm in 1 h)
gezogen. So war es vor allem auch Südostbayern bis zum Bayerischen
Wald, wo uns die meisten Unwettermeldungen erreichten. In Amberg
fielen innerhalb von nur 15 Minuten 21 Liter auf den Quadratmeter. In
Prackenbach kamen innerhalb einer Stunde 29 l/qm zusammen, an der
österreichischen Grenze wurden 40 l/qm in 12 Stunden gemessen.
Allerdings können auch starke Niederschläge zwischen den
Messstationen fallen, sodass auch aus Radarbildern abgeleitete
Niederschlagssummen hinzugezogen werden müssen. Diese lieferten
punktuell über 50 l/qm in einer Stunde, so z.B. auch am Abend im
Kreis Erding, wo die Wassermassen eine Schlammlawine auslösten.

Daneben waren aber auch Hagel und Sturmböen mit von der Partie. So
gab es Meldungen von 2 bis 4 cm Hagelkorngröße südlich von München
und im Bayerischen Wald. Zudem sorgten zum Teil schwere Sturmböen
(knapp 100 km/h in Regensburg) für umgestürzte Bäume und blockierte
Straßen.

Die unwetterartigen Gewitter sind zwar nun Geschichte, allerdings hat
im Süden bereits die nächste Unwetterlage eingesetzt. Der Grund dafür
ist, dass die Gewitter vom Vortag in Dauerregen übergegangen sind,
der bis zum Mittwoch anhält. Dieser hat seine Ursache in der oben
genannten Kaltfront von Tief TIBA. Die Luftmassengrenze hat zwar
mittlerweile den Voralpenraum erreicht, kommt aber zunächst nicht
weiter südwärts voran. Damit verbleiben auch die Reste der
feuchtwarmen Luftmasse zwischen Donau und Alpenrand. Dementsprechend
muss im Tagesverlauf bis in die Nacht zum Mittwoch hinein wiederholt
mit schauerartig verstärkten Niederschlägen gerechnet werden, die
auch weiterhin von Blitz und Donner begleitet sein können.
Dabei sind in kurzer Zeit große Niederschlagssummen von 15 bis 25
l/qm zu erwarten, lokal auch darüber. Durch das wiederholte Auftreten
und die Andauer der Starkniederschläge wurde als Zusammenfassung eine
Unwetterwarnung vor Dauerregen ausgegeben, deren Gültigkeitszeit
30-stündig bis Mittwoch 08 Uhr läuft. In diesem Zeitraum werden
Mengen zwischen 50 und 80 l/qm erwartet, lokal auch bis 100 l/qm.
Rund um den Bodensee in Baden-Württemberg fällt der Dauerregen nach
jetziger Prognose nicht ganz so intensiv aus. Dort sind aber immerhin
auch Mengen zwischen 40 und 70 l/qm in 30 h möglich.

Und wie geht es weiter? Nachdem die Kaltfront im Laufe des Mittwochs
endgültig über die Alpen nach Süden abgezogen ist, gelangt
Deutschland in den Einflussbereich maritimer Luftmassen polaren
Ursprungs. Die Folge sind neben einem deutlichen Temperaturrückgang
häufige Schauer und auch einzelne Gewitter, die aber nicht mehr so
kräftig ausfallen werden.
Zum kommenden Wochenende beginnend ab Freitag gibt es dann wieder
einen deutlichen Trend nach oben, was die Temperaturen und die
Sonnenanteile betrifft. Ob dieses Sommerintermezzo diesmal von
längerer Dauer sein wird, bleibt nach der aktuellen Modelllage
allerdings fraglich. Wenigstens fallen die Schönwetterabschnitte aber
derzeit auf die Wochenenden...

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.07.2016

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