Thema des Tages

24-11-2019 10:20

Jetzt wird alles anders?

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Im heutigen Tagesthema geht es um den mittel- und langfristig
Ausblick und die Frage: Ist nun endlich Schluss mit der Seite
Monatsbeginn festgefahrenen Großwetterlage und was kommt dann?

?Die Lage ist festgefahren?, war im Thema des Tages von Montag zu
lesen gewesen
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/11/18.html). Und
tatsächlich hat sich in der vergangenen Woche, einschließlich des
Wochenendes, nichts Wesentliches am Wetter geändert. Im westlichen
Mittelmeerraum und im Südstau der Alpen gab es seit Freitag enorme
Regenmassen und daraus resultierende Überschwemmungen. Die Hochlagen
der Berge bekamen gleichwohl nochmal eine ordentliche
Neuschneeauflage. In Vendig kam es in den sonntäglichen Morgenstunden
erneut zu einem größeren Hochwasser (Acqua Alta), bei dem der
Wasserstand nur wenig unter der magischen Schwelle von 1,40 m lag.
Und in Deutschland schwankt man an diesem Wochenende wieder einmal
zwischen nebligem Dauergrau und sonniger Freundlichkeit. Das
spannendste ist da noch die Föhnwärme am Alpenrand mit über 17 Grad
im Berchtesgadener Land.

Nun stellt sich die Frage: Wird sich die im Mittel seit Monatsbeginn
bestehende Großwetterlage zeitnah ändern ...und was kommt dann?

Tatsächlich kommt im Laufe der kommenden Woche etwas Schwung in die
festgefahrene Lage. Am Montag und Dienstag ist zunächst noch alles
beim Alten, man muss die Berge und Nordhänge der Mittelgebirge
aufsuchen, um etwas Sonne zu tanken. Ab Mittwoch stellt sich dann
aber vorübergehend eine Westwetterlage ein. Dabei zieht das steuernde
Tief von England über die Nordsee und weiter bis zum Baltikum. Die
Strömung dreht dadurch auf südwestliche Richtung, mit der milde
Luftmassen vom Atlantik herangeführt werden. Diese sind dann auch
feuchter, sodass auch wieder über Niederschlag in den Wettertexten
geschrieben wird.

Inwiefern unterscheidet sich die neue Großwetterlage von der
vorherigen? In den letzten 2 bis 3 Wochen lag im Mittel ein
Tiefdruckgebiet über Ostfrankreich. Dadurch konnten an seiner
Westflanke kalte Luftmassen weit nach Süden in den westlichen
Mittelmeerraum ausgreifen und gleichzeitig östlich des Tiefs sehr
warme Luft große Teile von Südost- und Osteuropa beeinflussen. Die
Grundströmung war also stark von Nord nach Süd bzw. umgekehrt
ausgerichtet. Man spricht in diesem Fall von einer stark ?meridional
geprägten? Großwetterlage. In der kommenden Woche stellt sich
hingegen eher eine ?zonal geprägte? Wetterlage ein. Das heißt, die
Grundströmung ist von West nach Ost ausgerichtet, sodass nun der Weg
frei wird für recht milde Atlantikluft.

Welche Auswirkungen hat die Umstellung der Großwetterlage auf das
Wetter in Deutschland? Nun, das Grau dominiert auch weiterhin. Am
Ende stellt sich für viele die Frage: Möchte ich einen grauen Himmel
aus Hochnebel oder durch Tiefdruckaktivität. Was sich aber im
Vergleich zum Wochenbeginn ändert: Es wird insgesamt milder und
zweistellige Höchstwerte sind dann eher die Regel als die Ausnahme.
Der Nachtfrost wird hingegen in die Hochlagen der Berge
zurückgedrängt. Dadurch wird dann auch der schon in vielen Teilen des
Landes bestehenden positiven Temperaturabweichung im Vergleich zum
Monatsmittel weiter Vorschub geleistet.
Zudem wird es auch wieder häufiger Niederschläge geben. Ob der Regen
auch reicht um aus den aktuell in vielen Regionen im Vergleich noch
recht trockenem Novembermonat einen durchschnittlichen zu machen,
bleibt allerdings abzuwarten.

Zu guter Letzt noch ein Blick in die Glaskugel. Für die erste
Dezemberwoche deuten einige Modellösungen an, dass sich die
Großwetterlage wieder stärker meridional ausrichtet. Allerdings würde
die Tiefdruckaktivität dann weiter östlich zu finden sein, als in den
ersten beiden Novemberdekaden. Damit bestünde die Option, dass
Deutschland eher in eine nördliche Strömung und damit in den
Einflussbereich von Kaltluft polaren Ursprungs gelangt. Dann könnte
vielleicht auch der Winter mal Anklopfen.
Ob es wirklich so kommt, ist indes mit größeren Unsicherheiten
behaftet, da die Streubreite in der Modellwelt noch ziemlich hoch
ist. Gegenteilig schauen zum Beispiel die längerfristigen Prognosen
des europäischen Modells (EZMWF) vom vergangenen Freitag aus. Demnach
würde sich das milde Wetter im gesamten Zeitraum bis zum
Weihnachtsfest im Mittel (!) fortsetzen.
Wie es am Ende kommt, kann man noch nicht sagen, aber immerhin ist
die 3 Wochen andauernde stationäre Großwetterlage beendet.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.11.2019

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