Thema des Tages

28-11-2019 09:20

Kräftige Regenfälle im Norden Portugals

Im Norden Portugals stehen regenreiche Tage ins Haus. Wie und warum
erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.

Während hierzulande der ehemalige Tropensturm "Sebastien" (nicht wie
fälschlicherweise in einigen Medien kolportiert Sebastian) aktuell
für windiges und sehr wechselhaftes Wetter sorgt, bahnen sich im
Norden Portugals in den nächsten Stunden kräftige Regenfälle an.

Am stärksten betroffen werden aller Voraussicht nach Regionen entlang
und nördlich des Flusses Douro sein, der bei Porto in den Atlantik
mündet. Namentlich sind das die Regierungsbezirke Aveiro, Viseu,
Porto, Braga, Viana do Castelo und Vila Real. Am heutigen Donnerstag
(28.11.2019) fällt tagsüber zunächst nur stellenweise etwas Regen,
bevor sich dieser zum Abend immer mehr intensiviert und ohne große
Unterbrechungen bis zum Wochenende anhält. In der angehängten Grafik
sehen Sie im Vergleich die akkumulierten Niederschlagsmengen bis
Sonntag 00 Uhr UTC. Während das amerikanische Wettermodell (GFS) mit
Maxima von 60 Litern auf den Quadratmeter recht verhalten agiert,
fällt nach unserem hauseigenen Modell (ICON_Nest) mehr als das
Doppelte. Das Modell des europäischen Zentrums (EZMW) liegt
mengentechnisch in etwa dazwischen. Wie auch immer - unter
zusätzlicher Berücksichtigung weiterer Prognoseverfahren (hier nicht
gezeigt) muss festgehalten werden, dass gebietsweise in der Summe
mehr als 100 Liter pro Quadratmeter sehr wahrscheinlich sind. Auch
wenn man sich natürlich angenehmeres Fußballwetter vorstellen kann,
werden die für den Abend angesetzten Spiele in der Europa League wohl
stattfinden können. Neben der Partie Sporting Braga - Wolverhampton
Wanderers trifft der Gruppengegner der Frankfurter Eintracht, die
heute bei Arsenal London ohne Fans im Einsatz sind, Vitoria Guimaraes
auf Standard Lüttich. Hätte es beim damaligen Auswärtsspiel der
Frankfurter bei den Portugiesen am 04. Oktober schon geschüttet, wäre
vielleicht so manches Gemüt oder Bengalo rechtzeitig abgekühlt worden
und Sanktionen der UEFA wären ausgeblieben.

Doch zurück zum Wetter: Ungewöhnlich ist ein derartiges
Niederschlagsereignis nicht. Der Norden Portugals stellt mit einem
Jahresniederschlag von knapp 1500 Litern pro Quadratmeter (in Braga
beispielsweise) die niederschlagsreichste Region des Landes dar. Zum
Vergleich: In Hamburg ist im langjährigen Mittel nur mit rund der
Hälfte zu rechnen! Im Winterhalbjahr fällt gewöhnlich der Großteil
des Jahresniederschlages, wenn atlantische Tiefdruckgebiete eine
südlichere Zugbahn einschlagen und der "Schutz" des Azorenhochs
schwindet. In diesem Fall ist weniger "das eine Tief" verantwortlich,
sondern eine langgestreckte Luftmassengrenze (Front). Sie trennt
milde Subtropikluft auf der Südseite von erwärmter Meeresluft mit
Ursprung in den Polargebieten auf der Nordseite und befindet sich nun
nahezu in einem strömungsparallelen Umfeld. Das bedeutet, dass die
Front in der westlichen Strömung weder nach Norden noch nach Süden
vorankommt und damit effektiv nahezu an Ort und Stelle verbleibt. In
der Meteorologie sagt man auch die Front "schleift". Auf dem
aktuellen Satellitenbild (Anhang) sieht man sehr schön, wie über dem
Atlantik noch reihenweise kompakte Wolkenpakete mit Regenfällen
"Schlange stehen". Erst zum Sonntag zieht ein Tief auf Südostkurs
nach Spanien und auf dessen Rückseite dreht die Strömung auf Nord.
Damit verliert die Front ihren schleifenden Charakter und die
Regenfälle erreichen in stark abgeschwächter Form auch die südlichen
Landesteile der Iberischen Halbinsel.


Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.11.2019

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