Thema des Tages

14-12-2019 14:50

? Und das Ringen beim Klimagipfel geht weiter


Eigentlich sollte die Weltklimakonferenz in Madrid schon gestern zu
Ende sein, doch weil in den wichtigen Punkten keine Einigung erzielt
wurde, gehen die Verhandlungen heute in die Verlängerung.


Am 6. Dezember, zu Beginn der COP 25, wurde an dieser Stelle schon
über den diesjährigen Klimagipfel berichtet (Link siehe unten). Das
Abschlussplenum, das eigentlich für den gestrigen Freitagabend
geplant war, wurde jedoch verschoben: Zu weit liegen die
Vorstellungen der einzelnen Staaten auseinander, wie und wie schnell
Klimaschutz betrieben werden soll. Und eine Einigung ist noch immer
nicht in Sicht.

Heute Vormittag legte die chilenische Präsidentschaft einen
Textentwurf vor, der vergangene Nacht erarbeitet wurde. Die
Reaktionen darauf waren alles andere als positiv: Im Plenarsaal wurde
er von der Mehrheit als unzureichend zurückgewiesen, Vertreter
verschiedener Umwelt- und Entwicklungsorganisationen äußerten sich
schockiert über die schwachen Klimaschutzambitionen. Man sei an einem
Kipppunkt der Konferenz, heißt es; andere reden gar von einem
Scheitern.

Nach Einschätzung der Nichtregierungsorganisationen sind die
bisherigen Ergebnisse in keinem der zentralen Verhandlungsthemen
annähernd zufriedenstellend. Es drohe der Rückfall hinter das Pariser
Klimaabkommen - von einer Anhebung der Ambitionen, also der
Anstrengungen der Klimaschutzanstrengungen könne nicht im Ansatz die
Rede sein.

Vor allem in folgenden Fragen besteht Uneinigkeit:

- Wie wird der Handel von Klimaschutzgutschriften geregelt (Stichwort
"Carbon markets" im Artikel 6 des Pariser Abkommens)? Dabei geht es
grob gesagt darum, dass Staaten auch in anderen Ländern in den
Klimaschutz investieren können, um damit ihre eigene Bilanz
aufzubessern. Doppelzählungen und Gutschriften aus vergangenen Jahren
gelten dabei jedoch als "Schlupflöcher" bzw.
Klimaschutz-kontraproduktiv.

- Soll die Einhaltung der nationalen (derzeit freiwilligen)
Klimaziele überprüft werden und wie?

- Wer zahlt die Schäden durch den Klimawandel?

Derzeit erscheint es als gut möglich, dass Teile der Differenzen
ungeklärt auf die kommende Klimakonferenz 2020 in Glasgow verschoben
werden.

Für einen kurzfristigen Hoffnungsschimmer hatte am Freitagmorgen die
Nachricht gesorgt, dass sich die EU grundsätzlich auf
Klimaneutralität bis 2050 geeinigt habe. Zwar haben sich mittlerweile
neben der EU weitere Länder das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral
zu werden, jedoch zeigen sich Staaten wie Brasilien, Saudi-Arabien,
Russland oder die USA nach wie vor als "Bremser" bei
Klimaschutzbemühungen.

Prof. Johan Rockström, Direktor am Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung forderte einen großen Wurf von der
Staatengemeinschaft: "Wir müssen anerkennen, dass das Budget für
Treibhausgase begrenzt ist ? und die Zeit ebenso". Auch das
diesjährige Motto des Klimagipfels "Time for Action" machte diese
Dringlichkeit deutlich.

Nun scheint sich jedoch einmal mehr zu bewahrheiten, was
UN-Generalsekretär Antonio Guterres schon zu Beginn der Konferenz
bemängelte: "Was fehlt, ist der politische Wille".


Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.12.2019

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