Thema des Tages

19-12-2019 09:50

Schon wieder Föhn


Schon wieder bekommen die Nordalpen eine Föhnlage. Alle Details und
ein kurzer Ausblick werden im Folgenden erläutert.


Es ist nicht lange her, dass wir an den Alpen ein Föhnereignis
hatten, nämlich Anfang dieser Woche. Der Höhepunkt der Föhnlage war
in der Nacht zum Dienstag, als in den anfälligen Föhntälern teils
schwere Sturmböen und auf den Gipfeln Orkanböen gemessen wurden. Die
Nachttemperaturen sanken, wie zum Beispiel am Alpenrhein (Vaduz),
nicht unter 15 Grad und am Dienstag wurden selbst in deutschen
Alpenrand frühlingshafte Höchstwerten bis knapp 20 Grad registriert.


Ab dem heutigen Donnerstag steht an den Alpen die nächste
Föhnsituation vor der Haustür. Verantwortlich dafür sind das
blockierende Hochdruckgebiet "Urte" über Ost- und Südosteuropa und
eine "Tiefdruckfamilie" bestehend aus mehreren Kernen "Zelio" und
"Yadid I und II" über Westeuropa und dem nahen Nordatlantik. Dabei
verstärken sich die südliche Strömung und die Zufuhr sehr milden
Luftmassen nach Deutschland und an den Alpen stellt sich erneut eine
klassische Föhnlage ein.

In Mittenwald, einem föhnanfälligen Ort an der Grenze zu Österreich,
weht bereits der Südföhn mit Windstärke 7 (um 55 km/h) und die
Temperaturen liegen bei milden 9 Grad. Der Föhn nimmt im Laufe des
Tages stetig zu und der Höhepunkt wird voraussichtlich am
Freitagmittag erreicht. Auf den Alpengipfeln treten zunehmend Sturm-
bis schwere Sturmböen, ab den Abendstunden Orkanböen um 130 km/h
(Bft. 12), exponiert auch extreme Orkanböen bis 150 km/h (Bft. 12+)
auf. In den prädestinierten Föhntälern werden an den Abendstunden und
bis Freitagmittag Sturm- bzw. schwere Sturmböen bis 100 km/h
(Windstärke 10) erwartet.

Mit der Annäherung der Kaltfront vom Tief "Zelio" bricht dann der
Föhn von West nach Ost im Laufe des Freitags zusammen. Dabei können
im südlichen Alpenvorland und in den Alpen vorübergehend Sturmböen
bis 80 km/h (Bft. 9) auftreten.

Heute und am Freitag steigen die Temperaturen tagsüber bei
Föhndurchbruch erneut auf Werte zwischen 15 und 19 Grad an. Auch in
der Nacht zum Freitag gehen die Temperaturen nicht unter 10 Grad
zurück. Dazu scheint zeitweise die Sonne, wobei die typischen
Föhnwolken (Föhnfische) entstehen, die häufig an Ort und Stellen
bleiben. Nach dem Föhnzusammenbruch ab Freitagabend setzt dann Regen
ein und die Temperaturen sinken deutlich ab, so dass die höheren
Lagen der Alpen etwas Neuschnee bekommen.

Die Schneesituation in den bayrischen Alpen wird sich durch das
kommende Föhnereignis allerdings eher noch verschlechtern. Jedoch
gibt es für die Winterfans einen kleinen Lichtblick, denn Anfang der
neuen Woche dreht die großräumige Strömung auf West bis Nordwest. Das
bedeutet, dass weitere Föhnereignisse eher unwahrscheinlich werden,
vielmehr steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Staulage für die
Nordalpen mit Schneefällen bis in die Täler an.


Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.12.2019

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