Thema des Tages

23-12-2019 12:50

Weiße Weihnacht ade, Schmuddel-Wetter juche

Typisch deutsches Weihnachtswetter steht an. Schnee bleibt verbreitet
ein Traum. Stattdessen schüttelt Tief "Cedric" Teile Deutschland
durch und hinterlässt eine nasse und mäßig kalte bis milde Spur.

Derzeit liegt Deutschland im Zustrom mäßig kalter bis milder
Meeresluft, sodass die Temperaturen bei Werten von 6 bis 12 Grad weit
entfernt vom winterlichen Niveau liegen. Zudem konnte sich zwischen
einer Tiefdruckzone über Nordeuropa und hohem Luftdruck über
Südwesteuropa eine "Tiefautobahn" ausbilden, auf der wiederholt
kleinere Randtiefs und deren Ausläufer vom Atlantik bis nach
Mitteleuropa wandern. Vor allem am 24. Dezember, also am Heiligabend,
steht Deutschland voll im Fokus des Sturmtiefs "Cedric", der
Deutschland von West nach Ost überquert und das Wetter unbeständig
und vor allem in der Südhälfte auch windig bis stürmisch gestaltet.

An Heiligabend dominiert in der Südhälfte des Landes auf der Südseite
des Tiefs zunächst weiter milde Meeresluft, sodass Schneeflocken dort
wohl nur oberhalb von etwa 1000 bis 1200 Metern zu finden sein
werden. Allerdings können in größeren Höhen durchaus beträchtliche
Neuschneemengen zusammenkommen. In tiefen Lagen bleibt es im Süden
und Teilen der Mitte einfach nur ungemütlich nass. Neben den
Niederschlägen weht auch der Wind in der Südhälfte ruppig. Während in
tiefen Lagen starke oder steife Böen (Bft 6-7) zu erwarten sind,
zieht "Cedric" im Bergland mit Sturmböen oder schweren Sturmböen
(8-10) über das Land. In der Nordhälfte wird auf der Nordseite des
Tiefs jedoch schon kühlere Luft angesaugt, sodass im Harz und dem
Thüringer Wald die Niederschläge bis zum 1. Weihnachtstag bis auf 500
bis 600 Meter in Schnee übergehen. Allerdings lassen die
Niederschläge auch nach, sodass nur wenige Zentimeter Schnee
vorübergehend den Boden bedecken. Im Erzgebirge halten die Regen-
und Schneefälle dagegen mit Winddrehung länger an und können so
zumindest die mittleren und höheren Lagen in ein weißes Winterkleid
hüllen.

Ab dem 25. Dezember kommt Deutschland bei zunehmendem
Zwischenhocheinfluss auf der Rückseite des nach Osten abziehenden
Tiefs "Cedric" vorübergehend in eine nordwestliche Strömung, mit der
Polarluft ins Land gelangt. Da die Luft allerdings den Weg über die
Nordsee bzw. den Nordatlantik nimmt, wird sie durch die noch deutlich
positiv temperierte See von unten erwärmt. Temperaturen zwischen 4
und 9 Grad sind die Folge, sodass auch über die restlichen
Weihnachtstage ein Wintereinbruch bis in tiefe Lagen ein Traum
bleibt. Anders sieht es in den mittleren und höheren Lagen der
östlichen Mittelgebirge und der Alpen aus. Mit Winddrehung auf
Nordwest kann sich auch im Süden die erwärmte Polarluft durchsetzen.
Im Stau der Alpen, des Erzgebirges und des Bayerischen Waldes sind
dann längere anhaltende Niederschläge möglich. Mit dem
zwischenzeitlichen Absinken der Schneefallgrenze auf 600 bis 800
Metern kann sich dort die eine oder andere Region dann noch über eine
geringe Neuschneeauflage freuen und zumindest einen Teil von
Weihnachten "weiß" genießen.

Doch schon ausgangs des zweiten Feiertages kündigt sich von Westen
wieder Ungemach an. Ein neues Tief schickt neben dicken Wolken auch
wieder deutlich mildere Temperaturen. In den Tagen nach Weihnachten
steigt die Schneefallgrenze somit wieder in ungewollte Höhen über
1000 bis 1300 Meter an und überlässt die tieferen Regionen des Landes
einer ungemütlichen nassen und mäßig kalten bis milden Witterung.

Erst zum Ausklang des Jahres deutet sich ein Wetterumschwung an. Auf
der Westflanke eines hochreichenden Tiefs soll nach derzeitigem Stand
von Norden deutlich kältere Luft nach Deutschland dringt. Während an
Silvester die Höchstwerte nochmals verbreitet zwischen 3 und 10 Grad
liegen, sind am 1. Januar noch Werte zwischen 0 Grad an den Alpen und
8 Grad an der See zu erwarten. Bevorzugt im Nord- bis Nordweststau
der Mittelgebirge und der Alpen könnte dann auch eine Ladung Schnee
im Angebot stehen.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.12.2019

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