Thema des Tages

24-12-2019 08:20

Weihnachtlich anmutende Ortsnamen - oder wo wohnt der Weihnachtsmann?


Wer hätte gedacht, dass es in Deutschland so viele weihnachtlich
klingende Ortsnamen gibt? Vielleicht wohnt der Weihnachtsmann ja gar
nicht am Nordpol oder in Grönland, sondern fühlt sich auch in
Deutschland das ganze Jahr über weihnachtlich wohl?!

Weihnachten ist eine ganz besondere Zeit im Jahr mit hell
erleuchteten Vorgärten, bunt geschmückten Tannenbäumen und lecker
duftenden Plätzchen. Besonders Kinder finden großen Gefallen am
heiligen Fest. Dabei besitzen sie häufig eine blühende Fantasie. Aber
seien Sie mal ehrlich: Haben Sie sich als Kind nicht auch gefragt, wo
der Weihnachtsmann zuhause ist?

Wer an den Wohnort des Weihnachtsmannes denkt, dem fällt sicher
direkt der Nordpol, Skandinavien oder Grönland ein, ein Ort mit viel
Schnee eben. Wer hätte aber gedacht, dass es selbst in Deutschland
sehr viele weihnachtlich klingende Gemeinden oder Stadtteile gibt,
die der "alte Mann" potenziell sein Zuhause nennen könnte.

Allerdings war der Weihnachtsmann nicht immer DER Gabenbringer zum
heiligen Fest. Ursprünglich war diese Aufgabe dem heiligen Nikolaus
zugeteilt, der jedoch vom "heiligen Christ", also dem heutigen
Christkind abgelöst wurde. Und auch heute noch bringt das Christkind
vor allem im Westen und Süden Deutschlands an Weihnachten die
Geschenke. Der Weihnachtsmann ist eine neuere Erscheinung aus dem 19.
Jahrhundert und bringt nicht nur artigen Kindern gute Gaben, sondern
lässt die Unartigen schon auch mal seine Rute spüren.

Wie dem auch sei: Die Deutsche Post hat für alle drei
Weihnachtsfiguren Weihnachtspostfilialen eingerichtet. Den
Weihnachtsmann erreicht man in Himmelpfort im Norden Brandenburgs
oder in Himmelsthür bei Hildesheim in Niedersachsen, Deutschlands
ältester Weihnachtspostfiliale. Die Anzahl der jährlich eingehenden
Briefe und Wunschzettel aus aller Welt, die von ehrenamtlichen
Mitarbeitern beantwortet werden, geht dabei teilweise bis weit in den
sechsstelligen Bereich. Zu Spitzenzeiten sind es sogar mehr als
12.000 Briefe täglich.

Das Christkind hat seine Filialen hingegen in Engelskirchen im
Bergischen Land, in Himmelspforten bei Stade in Niedersachsen sowie
in Himmelstadt in Unterfranken (Bayern) eingerichtet.
Weihnachtspostämter sind dabei aber nicht nur ein deutsches Phänomen,
in vielen Ländern der Welt bekommen Kinder Antwort auf ihre
Weihnachtspost. Der letzte im Bunde, der Nikolaus, hat seine
Postlager selbstverständlich in Nikolausdorf im Landkreis Cloppenburg
in Niedersachsen sowie in St. Nikolaus im Saarland errichtet.

Ein weiterer Ort, an dem sich der Nikolaus sicher wohlfühlen würde,
ist Nikolausberg, ein Stadtteil von Göttingen. Denn der Name des
Stadtteils leitet sich aus einer Legende ab, nach der die Gebeine des
Nikolaus von Myra - also dem Namensgeber des Nikolaus ? in der
Klosterkirche Nikolausberg aufbewahrt wurden. Allerdings muss dies
angezweifelt werden, kamen die Gebeine von Sankt Nikolaus erst knapp
90 Jahre nach dem in der Legende vermerkten Datum aus der heutigen
Türkei ins italienische Bari.

Es gibt aber noch weitere weihnachtlich anmutende Ortsnamen in
Deutschland. Da wäre zum Beispiel der Ort Bethlehem anzuführen, der
fernab von Israel im Ostallgäu zu finden ist und zur Gemeinde
Lengenwang gehört. Der Name der Gemeinde ist jedoch nicht vor
biblischem Hintergrund entstanden. Bei einer Neuordnung der
Hausnummern stellte man fest, dass Bethlehem Anfang des 19.
Jahrhunderts noch Bettelheim hieß, weil dort in den wenigen Häusern
nur arme Menschen wohnten. Das Ortsschild wurde übrigens, nachdem es
mehrmals entwendet wurde, in "Lengenwang - Ortsteil Bethlehem - Kreis
Ostallgäu" geändert. "Heiligerweise" liegt der Marktoberdorfer
Stadtteil "Heiland" weniger als zehn Kilometer von Bethlehem
entfernt. Darüber hinaus findet sich in der Gemeinde Neuenkirchen im
Heidekreis in Niedersachsen ein Ort namens Jerusalem.

Wie oben bereits erwähnt, denkt man beim Wohnort des Weihnachtsmannes
direkt an den Nordpol. Wenn man diesen nun besuchen möchte, muss man
allerdings nicht die 4300 Kilometer Luftlinie dorthin zurücklegen.
Denn Nordpol gibt es auch als Ortsteil der Gemeinde Wiefelstede in
Niedersachsen. Der Vorteil: Sie brauchen dort keine Angst vor
jagenden Eisbären zu haben, auf den Wiesen grasen meist nur Kühe.
Darüber hinaus wird auch in der Regel keine professionelle
Winterkleidung benötigt, denn im Gegensatz zu den heute früh auf dem
Eisbrecher "Polarstern" (befindet sich zurzeit in der Arktis etwa 600
km vom Nordpol entfernt, siehe Link im Anschluss an das Thema des
Tages) gemessenen -28 Grad, liegt die Temperatur im niedersächsischen
Nordpol aktuell immerhin bei +6 Grad. Auch Grönland wäre eine Reise
wert, wenn da nicht die 3440 Kilometer über den Nordostatlantik
wären. Fahren Sie doch stattdessen einfach nach Schleswig-Holstein.
Dort gibt es ebenfalls den Ortsteil Grönland. Witziger "Fun-Fact":
Die zugehörige Gemeinde heißt ausgerechnet Sommerland.

Wo auch immer der Weihnachtsmann, das Christkind oder der Nikolaus
wohnen, sie werden in diesem Jahr in Deutschland abermals eher
grün-graue statt weiße Weihnachten verbringen. Wir Meteorologen vom
Deutschen Wetterdienst halten ebenfalls über die Feiertage für Sie
die Stellung und wünschen Ihnen nun ein besinnliches Weihnachtsfest.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.12.2019

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