Thema des Tages

27-12-2019 09:50

Ein Anflug von Winter

Kaum Schnee, aber immerhin Nachtfröste: es wird ein bisschen, aber
auch nur ein kleines bisschen winterlicher!

Auf seine alten Tage versucht sich das Jahr 2019 tatsächlich nochmal
daran, der (Winter-)Jahreszeit entsprechendes Wetter zu kreieren.
Nachdem Weihnachten gewohnt grün und relativ mild über die Bühne ging
(Ausnahmen bestätigen die Regel), gehen die Temperaturen an diesem
letzten Wochenende des Jahres so weit zurück, dass es zumindest mal
verbreitet für leichte bis mäßige Nachtfröste reicht. Zwar bleibt
Schnee weiterhin Mangelware, aber unter der fast persistent
anmutenden mitteleuropäischen "Wärmeglocke" ist man als Winterfan ja
ziemlich genügsam geworden.

Am Rande von Skandinavienhoch WILTRUD dreht die Strömung über
Mitteleuropa zurzeit auf nördliche Richtungen. Dadurch kann vor allem
in den unteren Troposphärenschichten ein Schwall kälterer Polarluft
nach Deutschland gelangen. Die für die thermischen Qualitäten der
Luftmasse charakteristische Temperatur auf der 850-hPa-Druckfläche,
die sich in rund 1500 Metern Höhe befindet, geht bis Samstagfrüh auf
Werte zwischen 0 Grad im Westen und knapp -10 Grad im Osten zurück.
Legt man das vieljährige Temperaturmittel von 1979-2010 zugrunde,
bedeutet das immerhin eine doch recht verbreitet negative Abweichung
von -1 bis -4 Grad. Im Laufe des Samstags und Sonntags wandert Hoch
VANESSA, das sich am heutigen Freitag noch über Nordspanien befindet,
nach Mitteleuropa, sodass der Zustrom der Polarluft abreißt. Das
Glück des Winterfreundes ist, dass sich die zur Ruhe kommende
Luftmasse in den noch sehr langen Nächten bodennah trotzdem weiter
abkühlen kann.

Nach einem noch verhältnismäßig milden heutigen Freitag, der
Höchsttemperaturen zwischen +2 und +10 Grad bringt, kühlt es in der
Nacht zum Samstag schon fast überall auf frostige Werte zwischen -1
und -5 Grad ab. In höheren Muldenlagen sowie über Schnee in den Alpen
reicht es sogar schon für mäßigen Frost unter -5 Grad.

In den beiden darauffolgenden Nächten wird es dann noch kälter. Dann
muss zumindest bei länger klarem Himmel ziemlich verbreitet mit
mäßigem Frost zwischen -5 und -9 Grad gerechnet werden, über Schnee
in den Alpentälern örtlich mit strengem Frost unter -10 Grad.
Ausnahmen bilden die Küstenregionen und das Norddeutsche Tiefland, wo
Wolken und Wind eine effektive Auskühlung verhindern und das
Quecksilber allenfalls wenige Grad unter den Gefrierpunkt sinkt. Auch
in den Regionen, wo sich Nebel und Hochnebel bilden, fällt der Frost
etwas milder aus.

Es sind aber dann gerade diese, sich am Samstag und Sonntag tagsüber
mitunter nur sehr behäbig auflösenden Nebel- und Hochnebelfelder, die
dazu führen, dass es regional leichten Dauerfrost geben wird - ja,
sie hören richtig: Dauerfrost! Ein aus dem deutschen Sprachgebrauch
schon fast vergessenes Wort. Prädestiniert dafür dürften die
typischerweise nebelanfälligen Flussniederungen im Süden und Südosten
Deutschlands sein. Ansonsten sorgt das kräftige Hoch VANESSA nicht
nur für einen beherzten Ausschlag des Zeigers ihres Barometers in
Richtung "Schön" (Luftdruck auf Meeresniveau um oder über 1040 hPa),
sondern tatsächlich auch draußen für freundliches, vor allem im
höheren Bergland sehr sonniges Wetter. Dann kann sich die Temperatur
allerdings nicht im Frostbereich halten, vielmehr reicht es dann
zumindest für ein paar Stunden "Plusgrade", im Westen vielleicht
sogar für 7 oder 8 Grad. Im Norden macht sich die Sonne zwar rarer,
dort ist es aber so oder so aus der Nacht heraus schon überwiegend
frostfrei.

Ob dieser Anflug vom Winter bis Silvester schon wieder passé sein
wird und ob das neue Jahr 2020 im Hinblick auf Schnee und Kälte alles
"besser" macht, erfahren Sie in den kommenden Tagen sicherlich an
dieser Stelle.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.12.2019

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