Thema des Tages

04-01-2020 08:50

Nach Rekord-Trockenheit: Australien "on fire"

Extrem trockene Witterung führte in Australien zu schweren
Buschbränden, die zwar nicht die schlimmsten aller Zeit, dennoch aber
außergewöhnlich sind.

Australien erlebt seit Monaten Extremwetter - mit Extremfolgen. Wer
hat sie noch nicht gesehen, die erschreckenden Bilder von
Buschbränden, von den Flammen zerstörte Häuser und Dörfer und den
vielen Menschen und Tieren in Not. Dieses in einigen Regionen
durchaus als "Katastrophe" einzustufende Ereignis ist eine
unmittelbare Folge besonderer klimatischer Bedingungen in den
vergangenen Monaten, die auch auf den menschgemachten Klimawandel
zurückzuführen sind.

Das Jahr 2019 war in Australien bis einschließlich November das
zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im Dezember
schwang sich die Hitze zu einem Höhepunkt auf: Am 18. Und 19.
Dezember wurde mit einer mittleren Höchsttemperatur von 40,9 °C und
41,9 °C gleich zweimal ein neuer Rekord aufgestellt - nie war es
heißer als an diesen beiden Tagen. In Nullarbor wurde am 19. Dezember
mit einer Temperatur von 49,9 °C der Weltrekord für die höchste
Temperatur in einem Dezember gebrochen. Mit der Hitze kam die
Trockenheit: Der südhemisphärische Frühling (September bis November)
geht als der trockenste seit Messbeginn in die Historie Australiens
ein. In den meisten Regionen wurden weniger als 1/5 der sonst
üblichen Niederschlagsmenge registriert (siehe Grafik auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/1/4).

Die durch den fehlenden Niederschlag stark ausgetrockneten
Landschaften waren der ideale Nährboden für Buschbrände, die sich
wegen der sehr geringen Luftfeuchtigkeit und dem mitunter stark
böigen Wind sehr schnell und effektiv ausbreiten konnten. Die Brände
sind zwar nicht die schlimmsten, bezogen auf die Fläche und die
Todesopfer. Im Gegensatz zu den tödlichsten (2009) und größten
(1974-75) Bränden der Vergangenheit, erfassen die aktuellen aber
weitaus stärker bewaldete und bevölkerte Bundestaaten wie New South
Wales und Queensland sowie Regionen, die nicht typischerweise von den
Flammen heimgesucht werden. Nicht erst deswegen bezeichnen Forscher
die aktuelle Buschbrand-Situation als "außergewöhnlich". Die Brände
sind viel stärker an die Trockenheit gekoppelt als vergangene, bei
denen andere Faktoren eine Schlüsselrolle spielten wie z. B. extrem
schnell entflammbare, durch vorausgegangene niederschlagsreiche
Witterung besonders weit ausgedehnte Graslandschaften im Westen des
Landes. Darüber hinaus entflammte die Landschaft ungewöhnlich früh,
weit vor dem üblichen Höhepunkt der Buschbrand-Saison.

Leider ist zu befürchten, dass es sich dabei nicht um eine zufällige
"Laune der Natur" handelt, sondern um eine "unschöne" Facette des
menschgemachten Klimawandels. Australien gilt als das "Labor" für den
anthropogenen Klimawandel. In kaum einer anderen Region treten die
globalen, klimatischen Veränderungen stärker zutage als in
Australien. Die Jahresmitteltemperatur stieg im Laufe des letzten
Jahrhunderts um 1,5 Grad an - und damit 50% schneller als das globale
Temperaturmittel. Der Kontinent ist bekannt für die raschen Wechsel
zwischen den Extremen - mal herrscht Dürre, mal die "Sintflut". In
den vergangenen beiden Jahrzehnten war die Dürre besonders schlimm,
vor allem im ersten Jahrzehnt der 2000er sowie nach kurzer
Abmilderung wieder in den vergangenen Jahren. Die Klimamodelle zeigen
klar, dass die "Ausschläge", sowohl in die eine als auch in die
andere Richtung, durch den menschgemachten Klimawandel in Zukunft
immer stärker werden.

Phasen, in denen für Buschbrände günstige meteorologische Bedingungen
herrschen, werden länger, die Wahrscheinlichkeit für immer früher
ausbrechende Brände dadurch größer. Es mag zwar unklar sein, wie
genau sich diese klimatischen Veränderungen auf die einzelnen
Buschbrandereignisse auswirken werden, für Australien als besonders
"feueranfällige" Region sind es aber definitiv keine guten
Nachrichten.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.01.2020

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