Thema des Tages

11-01-2020 08:20

Frühling im Januar

Es ist fast Mitte Januar, aber es fühlt sich an wie Frühling. Die
ersten Frühblüher sind draußen, ab und an hört man die Vögel
zwitschern und in der Sonne ist die sehr milde Temperatur richtig
angenehm. Wo ist der Winter?

Beim Harken des kein Ende findenden Eichellaubes in meinem Vorgarten
habe ich diese Woche die ersten Frühblüher gesehen. Und am Nachmittag
in der Sonne auf meiner Terrasse war es richtig wohlig warm. Spontan
habe ich mich gefragt: Wo ist eigentlich der Winter? Und wann kommt
der zu uns?

Dank meines Jobs, ist die Klärung dieser Frage eher einfach. Winter
gab es in der vergangenen Woche nur in Ost- und Südosteuropa. Über
die sozialen Medien erreichten uns fast täglich Bilder von
Schneemassen oder Schneegestöber. Mit ein bisschen Recherche lässt
sich immer leicht herausfinden, dass die Bilder aus dem dortigem
Bergland stammen, also 1500 Meter und darüber. Aber auch in den
tiefen Lagen war es in Südosteuropa hier und da "angezuckert".
Immerhin.

Bei uns war es in der vergangenen Woche ungewöhnlich warm. Zwar haben
wir die Rekorde von bis zu 20 Grad nicht gebrochen, aber eine
Höchsttemperatur von 16 Grad ist alles andere als winterlich. Grund
für die frühlingshafte Temperatur war ein beständiges
Hochdruckgebiet, das mal mehr über Südwest-, mal mehr über
Mitteleuropa lag, und seit Montag aus Westen und Süden sehr milde
Luft vom Atlantik nach Deutschland führte. Ein südlicher Wind sorgte
in den Leelagen der Gebirge zusätzlich für föhnige Effekte und so kam
es vergangenen Donnerstag zu 16 Grad am Oberrhein und 15 Grad am
Nordrand der Schwäbischen Alb.

Wann kommt nun der Winter zu uns? Diese Frage ist nicht so einfach zu
beantworten. Ein Blick in die Wetterkarten macht leider keine
Hoffnung auf Winter. Zwar wird bei eher klaren Nächten im Südosten
die Temperatur mächtig in den Keller gehen. Im übrigen Bundesgebiet
dominieren in den nächsten Tagen und Nächten aber Wolken und somit
ist es nachts meist frostfrei. Auch die Tageshöchsttemperatur lässt
mit 8 bis 14 Grad bis Ende der kommenden Woche eher keine
Wintergefühle aufkommen.

Auch in den längerfristigen Aussichten kann man keinen Winter
erkennen. Zwar schicken Tiefdruckgebiete über Nordeuropa immer mal
wieder Ausläufer mit winterlichen Zügen zu uns, aber eine anhaltende
nördliche oder östliche Strömung und somit dauerhaft winterliche
Temperaturwerte sind bis Ende des Monats nicht in Sicht.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.01.2020

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