Thema des Tages

19-07-2016 14:40

Großwetterlage "Hoch Mitteleuropa"

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer
Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese
ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus
resultierenden Strömungsmustern in Bodennähe, sowie auch in den
darüber liegenden Luftschichten.

Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die
Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der
Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des
betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine
Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.

Die meteorologische Teildisziplin, die sich u. a. mit den
Großwetterlagen befasst, nennt sich "synoptische Klimatologie". Nach
deren Regeln muss eine Wettersituation in Mitteleuropa mindestens
drei Tage andauern, um als eigenständige Großwetterlage betrachtet
werden zu können. Die Klassifizierung von Großwetterlagen ermöglicht
eine systematische qualitative Beschreibung des Ablaufes von Wetter,
Witterung und Klima.

Seit dem gestrigen Montag und voraussichtlich bis einschließlich
Mittwoch bestimmt ein flaches, aber ausgedehntes Hochdruckgebiet
namens "BURKHARD" das Wetter in großen Teilen West- und
Mitteleuropas, so dass sich die Charakterisierung als "Hoch
Mitteleuropa" (wissenschaftliche Abkürzung HM) anbietet. "Hoch
Mitteleuropa" zählt zu den gemischten Zirkulationsformen, d.h. die
zonale, also in West-Ost-Richtung verlaufende Strömungskomponente und
der in Nord-Süd-Richtung orientierte, meridionale Anteil, sind etwa
in derselben Größenordnung. Dabei sind die Luftdruckgegensätze in
Mitteleuropa allerdings sehr schwach.

Bei Hochdruckeinfluss herrschen in der mittleren und höheren
Atmosphäre generell absinkende Luftbewegungen, damit adiabatische
Erwärmung der Luftmassen und tendenziell Wolkenauflösung. Die von der
atmosphärischen Grundschicht ausgehende Konvektion infolge
thermischen Aufsteigens der Luft wird durch die Absinkbewegung
gedämpft. So kann die hoch am Himmel stehende Sonne an diesen langen
Sommertagen intensiv scheinen und die bodennahen Luftschichten
kräftig erwärmen. Hoch Mitteleuropa sorgt im Sommer also stets für
prächtiges Badewetter.

Kein Wunder, dass am heutigen Dienstag im Binnenland verbreitet
Höchsttemperaturen von deutlich mehr als 30 °C erwartet werden.
Morgen wird es noch heißer, denn an der Vorderseite eines sich
allmählich nähernden Tiefausläufers über Westeuropa gelangt aus
südlichen Richtungen noch etwas wärmere Luft zu uns. Im Südwesten
kann das "Quecksilber" am Mittwoch bei mehr als fünfzehn Stunden
Sonnenscheindauer und einer Mittagshöhe der Sonne von mehr als
sechzig Grad über dem Horizont auf bis zu 37 °C oder sogar 38 °C
steigen. Damit ist leider eine hohe Wärme- und UV-Belastung für
Mensch und Natur verbunden, so dass der Deutsche Wetterdienst
Hitzewarnungen sowie Warnungen vor erhöhter ultravioletter
Sonnenstrahlung für den Süden und Südwesten Deutschlands
herausgegeben hat.

Unten finden Sie eine vom heutigen 00:00-UTC-Lauf des
Vorhersagemodells des Europäischen Zentrums für mittelfristige
Wettervorhersage (EZMW) in Reading (England) berechnete Prognose der
geopotentiellen Höhe der 500-hPa- sowie der 850-hPa-Hauptdruckfläche
für Mittwoch, den 20.07.2016, 12:00 UTC. Das 500-hPa-Niveau (obere
Abbildung) repräsentiert die mittlere Atmosphäre, in der
850-hPa-Fläche (untere Abbildung) zeigt sich die Struktur der unteren
Atmosphäre. Deutlich sieht man, wie bei schwindendem
Hochdruckeinfluss an der Vorderseite des Tiefdruckgebietes mit Kern
südlich von Island Warmluft aus dem Mittelmeerraum bis zur Nordsee
geführt wird.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.07.2016

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