Thema des Tages

30-01-2020 08:20

Bauernregeln im Januar - Teil 2

Zu Beginn des Monats gab es bereits einen Einblick in die ersten
Bauernregeln des Jahres. Nun setzen wir den etwas ungewöhnlichen
Blick auf das Wetter und dessen Vorhersage fort.

Eine Regel für den 10. Januar besagt: "Ist der Paulustag gelinde,
gibt's im Frühjahr raue Winde.". Der diesjährige 10. Januar war sehr
mild. Verbreitet wurden zweistellige Höchstwerte erreicht. Für einen
Monat, in dem die durchschnittliche Höchsttemperatur in Deutschland
bei knapp 3 Grad liegt, sind 10 bis 13 Grad sehr mild.

Weitere Bauernregeln für diesen Tag lauten: "An St. Pauli
Sonnenschein bringt viel Korn und guten Wein." sowie "Lässt Paulus
keine Tropfen fallen, gibt's zur Heuzeit wenig Ballen.". Der geneigte
Leser erinnert sich vielleicht an Teil 1 der Bauernregeln. Einen
ähnlichen Spruch gab es da für den 09. Januar. Weitere findet man
auch später im Januar und im weiteren Jahresverlauf noch einmal.
Ihnen liegt eine einfache Regel zugrunde: Ohne Wasser und Sonne
können Pflanzen nicht wachsen.

Am 16. Januar steht geschrieben: "Wie das Wetter an Marzellus war,
wird's im September: trüb oder klar.". Diese Regel lässt sich erst
später überprüfen. Es gab Mitte Januar freundliches und weitgehend
trockenes Wetter, lediglich in den Flussregionen hielten sich die
Nebelfelder etwas länger. Für den September könnte dies bedeuten,
dass es neben freundlichen Abschnitten auch Nebel gibt. Allerdings
wäre das für einen Herbstmonat nicht ungewöhnlich.

Weiter steht für den 16.: "Der Theobald, der Theobald, der macht
unsere Häuser kalt". Ganz so war es ja nicht. Immerhin gab es erneut
zweistellige Tageshöchstwerte bei der Temperatur. Auch die Nacht war
vielerorts frostfrei, lediglich im Südosten gab es Tiefstwerte unter
dem Gefrierpunkt.
Eine Vorhersage für das ganze weitere Jahr stellt die Regel am 17.
Januar dar: "Wenn zu Antoni die Luft ist klar, gibt's ein trockenes
Jahr." An diesem Tag erreichte Deutschland eine Kaltfront von Westen.
Sie brachte dichte Wolken und Regen für die Westhälfte, im Osten war
es noch bis zum Abend trocken und meist heiter. Man kann also aus
dieser Regel und mit dem aufgetretenen Wetter keine Aussage für das
ganze Jahr treffen. Es kann so oder so ausgehen.

Wie unsicher die Bauernregeln sind und immer waren, lässt sich auch
an folgendem Spruch sehen: "Große Kälte am Antoniustag manchmal nicht
lange halten mag.". Dass Bauernregeln selten eine höhere Trefferquote
als 50 % haben, hat die Autorin mehrfach geschrieben. An der
Einschränkung "manchmal" sieht man, dass auch die Bauern selbst ihren
Weisheiten nicht immer getraut haben. Die Gesetze der Natur sind bis
heute noch nicht vollständig geklärt.

Am 21. Januar, dem Tag der heiligen Agnes von Rom, steht: "Ziehen
Wolken am Agnestag über den Grund, bleibt die Ernte stets gesund."
Der Tag war im Norden und Südosten bewölkt, sonst schien die Sonne
meist den ganzen Tag. Im Norden fielen auch ein paar Tropfen, im
großen Rest des Landes war es trocken. Nimmt man die Bauernregel für
wahr, heißt das für den Norden und Südosten eine gute und gesunde
Ernte, im Rest der Bundesrepublik sieht es nach der alten Weisheit
nicht so gut aus.

Die Bauernregeln am 22. (St. Vinzenz), 25. (Pauli Bekehrung) und 30.
(St. Martina von Rom) Januar treffen wieder Aussagen für das ganze
Jahr: "Kommt Sankt Vinzenz tief im Schnee, bringt das Jahr viel Heu
und Klee.", "Je kälter unser Pauli und auch heller, desto voller
werden Scheune und Keller." und "An Martina Sonnenschein verheißt
viel Frucht und guten Wein.". An all diesen Tagen gestaltete sich das
Wetter über Deutschland gemittelt leider nicht den Regeln
entsprechend positiv. Am 22. Januar gab es keinen Schnee, am 25.
Januar war es weder sonnig noch besonders kalt. Am 30. Januar, also
heute, scheint es auch eher durchwachsen zu werden. Nur im Süden
lässt sich die Sonne längere Zeit blicken. Nach Norden hin dominieren
die Wolken und es regnet immer wieder. Am Nachmittag kommen auch im
Südwesten und Westen wieder Wolken und nachfolgend Regen auf. Aus
diesen Bauernweisheiten Prognosen für das Jahr abzuleiten, wird also
schwierig. Im besten Falle kann man sagen, dass es nicht eindeutig
ist. Bezieht man die Regeln auf einzelne Regionen und legt sie nicht
sehr streng aus, so lässt sich vielleicht eine Tendenz beschreiben,
ob diese aber auch eintrifft, steht auf einem anderen Blatt.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.01.2020

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