Thema des Tages

08-02-2020 09:50

Land unter in Down under

Zumindest in einigen Regionen Australiens kann man dies derzeit und
für die kommenden Tage konstatieren. Dafür sind zwei verschiedene
Wettersysteme verantwortlich, zwischen denen etwa 3000 km liegen und
die wir uns im heutigen Thema des Tages näher ansehen.


Australien kommt nicht zur Ruhe. Erst zerstören verheerende
Buschbrände über Monate Häuser und ganze Dörfer und vernichten ganze
Wälder und Landschaften. Jetzt sorgen tropische Tiefdruckgebiete für
außergewöhnlich hohe Windgeschwindigkeiten und sintflutartige
Regenfälle.

Da wäre zum einen der tropische Sturm mit dem Namen "Damien", der
aktuell mit einer prognostizierten Kategorie 3 bis 4 von Norden auf
die Pilbara-Küste im Nordwesten des australischen Bundesstaates
Western Australia auf Land trifft. Im Satellitenbild lässt sich sein
Auge noch gut erkennen (siehe linke obere Abbildung). Dabei werden
mit Landgang Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h
prognostiziert. In der Nähe des Zyklonenzentrums werden sehr
zerstörerische Winde mit Böen von bis zu 230 km/h erwartet. Das
Australian Bureau of Meteorology warnt mit dem Landgang zusätzlich
vor einer sehr gefährlichen Sturmflut. Die Gezeiten werden deutlich
über die normale Hochwassermarke steigen mit Wellen von über 8 m,
sodass die Gefahr von Überschwemmungen steigen.

Unter Intensitätsabschwächung zieht "Damien" über das Wochenende vom
Pilbara-Küstengebiet weiter ins Landesinnere in die Region Gascoyne.
Am Sonntag wird "Damien" dann nur noch ein tropisches Tief sein.
Damit drohen am Sonntag lediglich noch Sturm bis schwere Sturmböen
bis 90 km/h mit weiter abschwächender Tendenz (siehe rechte untere
Abbildung). Dennoch hat Damien jede Menge Feuchtigkeit im Gepäck, die
er auf seiner Zugbahn in Form von starken Regenfällen ablädt, sodass
auch hier die Gefahr vor Überschwemmungen besteht. Unser ICON Modell
rechnet akkumuliert entlang der Zugbahn 100-250 mm Niederschlag,
punktuell auch noch mehr.

Machen wir einen 3000 km Sprung vom Nordwesten Australiens an die
Ostküste. Entlang des Küstengebietes zwischen dem südlichen
Queensland bis nach New South Wales hat es bereits in den letzten
Tagen kräftig geregnet und über das Wochenende sind weitere
Regenfälle zu erwarten. Verantwortlich dafür ist tiefer Luftdruck
entlang der Ostküste, der vor allem in mittleren Atmosphärenschichten
zu finden ist. Dieses Wettersystem ernährt sich von warmer und
feuchter Luft aus der Tasmanischen See. Am heutigen Samstag kann sich
dann auch ein daran gekoppeltes eigenständiges Bodentief entwickeln.
Diese Konstellation bleibt jedoch relativ stationär über die nächsten
Tage. All diese Zutaten bieten daher den Nährboden für
langanhaltenden Regen, heftige Schauer und Gewitter. Das Australian
Bureau of Meteorology erwartet den Niederschlagsschwerpunkt vor allem
im östlichen New South Wales etwa zwischen Brisbane und Sydney. Dabei
besteht zwischen der Küste und dem Gebirgszug der Great Dividing
Range ein erhöhtes Potential für starke Pegelanstiege der Flüsse,
Sturzfluten und größere Überflutungen. Bis zum Ende des
Niederschlagsereignisses werden viele Küstengebiete im Norden des
Bundesstaates New South Wales die höchsten Niederschlagsmengen seit
März 2017 und im Süden von New South Wales seit Juni 2016 erlebt
haben. Bereits von Donnerstag auf den gestrigen Freitag summierten
sich im südlichen Queensland und im Norden von New South Wales in 24
Stunden zwischen 100 und 200 mm, punktuell bis 230 mm auf.

Nach der vorangehenden monatelangen Dürre mit den verheerenden Busch-
und Waldbränden (wir berichteten bereits an anderer Stelle davon:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/1/4.html ;
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/1/9.html ) werden
viele Aussie's (ugs. für Australier) in diesen Regionen den Regen
sicher sehnlichst herbei gewünscht haben. In der erwarteten
Intensität jedoch ist das gleich wieder zu viel des Guten. Denn
gerade die Landschaften, die von den Bränden betroffen sind oder
waren, sind besonders verwundbar. Die heftigen Regenfälle erhöhen die
Gefahr von umstürzenden Bäumen und gefährlichen Erdrutschen. Die
großen Abflussmengen führen die vorhandene Asche, ganze
Bodenschichten und Steine mit sich. Entlang der Zentral- und Südküste
treten bis zum Anfang der Woche Niederschlägen von weit über 100 mm,
möglicherweise bis in den Bereich von 200-250 mm auf (siehe rechte
große Abbildung). Bei den erwartenden Mengen sollten dann zumindest
entlang der Südküste alle Brände Geschichte sein. Zusätzlich sollte
noch erwähnt werden, dass entlang der Küste bis zum Sonntag teils
schwere Sturmböen bis 90 km/h sowie Wellen von bis zu 4 m drohen.

Weiter im Landesinneren, westlich des Gebirgszuges der Great Dividing
Ranges, werden die erwartenden Niederschlagsmengen jedoch deutlich
geringer und unregelmäßiger ausfallen, sodass die hier von der Dürre
betroffenen Gebiete nur partiell Unterstützung von 'oben' gegen die
immer noch andauernden Buschbrände bekommen.


M.Sc. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.02.2020

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