Thema des Tages

19-02-2020 11:50

Stürmisches Schmuddel-Wetter kontra sehr mildes "Biergartenwetter" im
Süden!

Das Wetter und die Karnevalisten sind nicht immer gute Freunde. Erst
letztes Jahr fielen die Rosenmontagszüge teilweise einem Sturm zum
Opfer. Auch dieses Jahr weht der Wind über die närrischen
Straßenkarnevalstage teils wieder ruppig. Doch es gibt auch
Ausnahmen!

Der Winter ist weiter außer und somit die Großwetterlage ist derzeit
wie in Stein gemeißelt und regeneriert sich immer wieder.

Einem riesigen Tiefdruckkomplex, der von Neufundland bis nach
Skandinavien reicht, steht als Gegenpart hoher Luftdruck vom Atlantik
bis in den westlichen, teils auch bis in den zentralen Mittelmeerraum
gegenüber. In diesem Tiefdruckkomplex tummeln sich dann auch die
Tiefs VICTORIA bei Skandinavien und WILTRUD südlich von Island. Da
die Luftdruckgegensätze weiterhin beachtlich sind und teilweise 80
hPa betragen, hält bodennah die stramme westlich Strömung an, mit der
wiederholt Randtiefs und/oder Tiefausläufer in rascher Abfolge über
Westeuropa ostwärts geführt (vgl. Graphik). In höheren Luftschichten
kann sich gleichzeitig das Starkwindband, der sogenannte Polarjet
(siehe Link), in voller Stärke bis 320 km/h vom Atlantik bis nach
Mitteleuropa erstrecken.

Die Folge sind überwiegend unbeständige, milde bis sehr milde und
stürmische Witterungsbedingungen. Wiederholt muss mit Regenfällen
gerechnet werden. Aufgrund der überwiegend milden bis sehr milden
Temperaturen bleibt die für den Februar eigentlich typische weiße
Pracht meist dem höheren Bergland vorbehalten. Nur vorübergehend kann
der Schnee auch mal bis in mittlere Lagen fallen, ohne jedoch eine
Chance zu haben liegen zu bleiben. In tiefen Lagen wird es daher vor
allem im Norden und der Mitte ungemütlich. Die Karnevalisten sollten
sich zwar nicht dick, dafür aber wind- und wetterfest kleiden. Beim
Start in den Straßenfastnacht zeigt sich das Wetter zumindest
tagsüber verbreitet von seiner noch recht zahmen Seite. Abgesehen von
etwas Regen im Küstenumfeld sowie im Mittelgebirgsraum sollte es
überwiegend trocken bleiben. Allerdings weht der Wind den
Karnevalisten im Westen und Nordwesten in Böen stark, lokal auch
stürmisch um die Ohren. Am Abend und in der Nacht gesellen sich von
Westen und Nordwesten zu dem stürmisch auffrischenden Wind auch
kräftige Regenfälle, die bis zum Morgen südostwärts über das gesamte
Land hinweg rollen.

Am Wochenende steht dann voraussichtlich wieder Sturm auf dem
Programm. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag sollen demnach
verbreitet stürmische Böen oder Sturmböen auftreten, Richtung See und
im Bergland sind auch einzelne schwere Sturmböen wahrscheinlich. Erst
zum Montag beruhigt sich das Wetter wieder etwas, sodass den
Rosenmontagszügen nach derzeitigen Prognosen in diesem Jahr bei
einzelnen starken Böen keine größeren Einschränkungen entgegenstehen.
Insgesamt sollten sich vor allem die Bürger im Norden und der Mitte
auch abseits der Karnevalshochburgen bei häufigem Schmuddel-Wetter
eher nach Indoor-Aktivitäten umsehen oder aber wind- und wetterfeste
Kleidung als ständigen Begleiter ansehen.

Einen Lichtblick gibt es allerdings im Süden, wo sich die Wolken
häufig auflösen oder sehr löchrig zeigen und somit der Sonne längere
Zeitfenster zum Scheinen geben. Zudem weht auch der Wind dort im
Vergleich zu den restlichen Landesteilen über alle Tage am
schwächsten und erreicht am Samstag und Montag allenfalls starke, am
Sonntag auch einzelne stürmische Böen. Bei Höchsttemperaturen
zwischen 8 und 15 Grad, am Montag regional bis 19 Grad, könnte sogar
der Biergarten zu einem Besuch einladen. Allerdings ist eine etwas
dickere Jacke für die Zeit nach Sonnenuntergang und somit
entsprechender Abkühlung empfehlenswert.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.02.2020

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst