Thema des Tages

23-07-2016 14:40

Täglich Unwetterwarnungen, mir reicht's !

In der Tat, fast gebetsmühlenartig wiederholen wir das tägliche
Unwetterpotenzial in unseren Vorhersagen. Und ein Blick in die
Wettermeldungen zeigt uns, dass das Potenzial sich tatsächlich
austobt. Auch gestern kam, da die Gewitter nur langsam ziehen,
verteilt über Deutschland und den Tag wieder örtlich ein halbes
Monatssoll und mehr in einer Stunde vom Himmel(Scharnhorst (bei
Eschede in Niedersachsen) 53mm zwischen 14 und 15 Uhr, Grünstadt
(Rheinhessen) 47mm zwischen 20 und 21 Uhr und Balingen auf der
schwäbischen Alp 42mm zwischen 18 und 19 Uhr).
In den nächsten Tagen wird sich die Wetterlage nicht grundsätzlich
ändern.

Was also tun? Vielleicht Balkonien mit dem Mittelmeer vertauschen?
Für das Mittelmeer gibt es anscheinend noch genügend Last-Minute
Angebote. Bevor man sich auf eines von ihnen stürzt, sollte man aber
die Wetterlage im Auge behalten. Denn schon das aktuelle
Satellitenbild zeigt uns, dass die Bewölkung nicht nur über
Deutschland liegt, sondern sich ein Wolkenband von Island über
Norwegen, Deutschland und Italien hinweg und dann abgeschwächt über
die Sahara bis ins westliche Algerien zieht.
Verantwortlich für die Bewölkung sind etliche Tiefs. Die Bewölkung
südlich der Alpen wird von einem Höhentief über dem Golf von Genua,
das nun langsam weiter ostwärts zieht und sich die gesamte nächste
Woche im östlichen Mittelmeer bemerkbar machen wird, ausgelöst. Auch
im zentralen und westlichen Mittelmeerraum gibt es nächste Woche
nicht nur eitel Sonnenschein, denn nach Abzug des Höhentiefs stellt
sich nur vorübergehend "richtiges" Sommerwetter ein. Zur Wochenmitte
nähert sich das nächste Höhentief von Westen her und trübt auch dort
wieder zeitweise den strahlend blauen Himmel. Eine Woche Traumwetter
wird es also zumindest an der europäischen Mittelmeerküste nicht
geben. An der afrikanischen Küste sind die Chancen dafür deutlich
höher.
Wer es nur auf warme Temperaturen anlegt, ist allerdings überall
richtig.
Verbreitet werden es 30 Grad und mehr.
Nachdem also das nähere Mittelmeer für eine Woche Traumwetter
ausfällt, schauen wir uns mal im Rest Europas um. Aber auch da wird
nirgendwo eine meteorologische Traumwoche vorhergesagt.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Wer aus unsere Unwettergemengelage
raus möchte und sich eine Woche (Strand)Traumwetter erhofft, hat sie
besten Chancen von Tunesien über Ägypten bis Israel.*

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.07.2016