Thema des Tages

23-03-2020 08:20

"Zwiebellook", typisch für den Frühling!

"Die Sonne strahlt und die Luft ist klar, aber ..! Derzeit dominiert
tagsüber sonniges und trockenes sowie nachts frostiges,
spätwinterliches Wetter das Land. Große Temperaturunterschiede lassen
dabei den einen oder anderen Bürger mit einem Fragezeichen im Gesicht
vor dem Kleiderschrank grübeln.

In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst ist ein großer
Tagesgang der Temperaturen nichts Ungewöhnliches.

Aus kalendarischer Sicht sind wir gerade in den Frühling gerutscht,
doch das Wetter erinnert diese Woche vor allem nachts und am Morgen
eher dem Spätwinter. Deutschland wird derzeit vom mächtigen JÜRGEN
dominiert, der über Nordwestrussland thront und seinen Machtanspruch
weit nach Westen bis nach Deutschland, Südskandinavien und in
nördlichen zentralen Mittelmeerraum ausdehnen konnte. Gerade in
Mitteleuropa regiert JÜRGEN mit "Zuckerbrot und Peitsche". Tagsüber
verwohnt er das ganze Land mit viel Sonnenschein und Höchstwerten
zwischen 3 und 13 Grad, nachts dagegen lässt er die Temperaturen in
den Keller purzeln. Die Tiefstwerte zwischen 0 und -12 Grad fühlen
sich dann durch den stark böigen und ruppigen Ostwind regional noch
kälter an.

Die großen Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind allerdings für
den Frühling nichts Ungewöhnliches. Während die Sonne durch die
höhere Bahn am Himmel mehr Kraft bekommt, somit eine größere Menge an
Energie zur Erde schickt und die Luft schon ordentlich erwärmen kann,
fehlt jedoch nachts diese wärmende Einstrahlung. Da am Himmel derzeit
zudem auch keine Wolken schützen, wird ein großer Teil der Wärme
wieder zurück ins All abgegeben.

Die Temperaturspanne von 10 bis 15 Grad sorgt dort schließlich für
das Problem bei der Bekleidung. Insgesamt ist diese Kombination von
"kalt" zu "sonnig und warm" bei falscher Wahl zudem förderlich für
Erkältungskrankheiten. Da es durch Hoch JÜRGEN auch in den nächsten
Tagen überwiegend trocken bleibt, muss der Dress zumindest nicht
regenfest sein. Aber alleine die Probleme bei der Kleidungswahl durch
die großen Temperaturunterschiede über den Tag hinweg ist nicht so
einfach zu lösen. Abhilfe könnte der von einer Zwiebel inspirierte
Kleidungslook aus mehreren Schichten, der sogenannte "Zwiebellook",
schaffen.

Typischerweise empfiehlt es ich direkt auf der Haut, als unterste
Schicht, keine Wolle oder Baumwolle zu tragen. Im Vergleich zu
anderen Naturfasern, wie beispielweise Seide, nimmt die Baumwolle
sehr viel Feuchtigkeit auf, ohne sie wieder abzugeben. Die Nässe
bleibt schließlich auf der Haut und kühlt diese aus. Die Folge kann
dann eine Erkältung sein. Idealerweise sollte die erste
Kleidungsschicht ein Funktionsunterhemd sein. Darüber sollte ein
T-Shirt oder Longsleeve folgen. Ein hochgeschlossener Cardigan oder
Rollkragenpullover verhindert als dritte Schicht, dass kalte Luft am
Halsausschnitt eindringen kann. Den Zwiebellook abschließen sollte
dann eine Jacke aus atmungsaktivem Material, die auch vor kaltem Wind
Schutz bietet. Steigt tagsüber dann die Temperatur an oder betritt
man einen wärmeren und trockenen Raum, können je nach Bedarf die
obersten Kleidungsschichten abgelegt werden.

Grundsätzlich bleiben die Temperaturdifferenzen zwischen Tag und
Nacht wohl über die kommende Wochenmitte hinweg erhalten. Zwar werden
die Nächte ab Mittwoch etwas milder, gleichzeitig legen aber auch die
Werte am Tag wieder etwas zu. Während morgens schon eine Winterjacke
sinnvoll sein kann, reicht am Nachmittag bei Sonnenschein je nach
Region teilweise schon ein T-Shirt aus. Aber Achtung, wenn die Sonne
flacher steht und schließlich hinter dem Horizont verschwindet,
sinken die Temperaturen rasch wieder ab. Erst zum kommenden
Wochenende könnten dicke Wolken und zeitweilige Niederschläge die
großen Temperaturunterschiede abbauen. In diesem Zusammenhang kann
vielleicht die eine oder andere Schicht weggelassen werden. Dafür
muss der Regenmantel oder Regenschirm als zusätzlicher Begleiter
herhalten.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.03.2020

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