Thema des Tages

04-04-2020 06:20

Namensfindung der Hochs und Tiefs

Keywan, Ranidia und Quintessa sind nicht die Namen der neuen
Topmodels, sondern die Akteure auf der europäischen Wetterkarte. Doch
wer lässt sich solche Namen einfallen?

Dass Hoch- und Tiefdruckgebiete in Deutschland immer einen Namen
bekommen, ist hinlänglich bekannt. Allerdings erreichen uns gerade
bei ungewöhnlichen Namen Nachfragen zu deren Herkunft und wieso "wir"
derartige Namen vergeben.

Doch der Deutsche Wetterdienst tauft keine Hoch- und
Tiefdruckgebiete. Die Namen werden seit Mitte der 50er Jahre an der
Freien Universität Berlin vergeben. Dabei wird "durchbuchstabiert"
und zwar immer wieder von A bis Z bis das Jahr zu Ende ist. Früher
wurden die Namen von den Meteorologen bestimmt, seit 2002 kann jeder
einen Buchstaben für ein Hoch oder Tief käuflich erwerben.

Jeweils im Herbst schreibt die Freie Universität Berlin die
Anfangsbuchstaben für das kommende Jahr aus. Dann kann man sich, mit
einfachem Ausfüllen eines Formulars, um einen Buchstaben bewerben und
auch gleich den Wunschnamen angeben. Hierbei gibt es nur wenige
Regeln: 1. Es muss ein standesamtlich anerkannter Name sein. 2.
Doppelnamen werden nicht zugelassen. 3. Der Name muss dem
Druckgebilde entsprechen.

Der Preis für ein Hoch liegt bei 299,- Euro, ein Tief gibt es bereits
für 199,- Euro (jeweils zzgl. Steuern). Der Preisunterschied kommt
durch die zu erwartende Lebensdauer zustande: Tiefs sind für
gewöhnlich nur wenige Tage auf der Wetterkarte zu finden, ein Hoch
kann sich hingegen schon mal über eine Woche halten. Der Erlös kommt
der Wetterwarte Berlin-Dahlem zu Gute, die damit die studentische
Wetterbeobachtung auch im Zeitalter der Automatisierung sichert.

Gibt es mehrere bzw. zu viele Anwärter für einen Buchstaben
entscheidet das Los. Bei den Tiefdruckgebieten geht man aufgrund der
Schnelllebigkeit von fünf Durchläufen durch das Alphabet aus. Ein
sechster Durchlauf ist mit einem Risiko behaftet. Bei den
Hochdruckgebieten werden dieses Jahr zwei Durchgänge durchs Alphabet
als gesichert angenommen.

Da einige Buchstaben sehr beliebt sind, sind die "üblichen" Namen
recht schnell besetzt. X, Q und Z hingegen sind oft noch zu haben,
wenn eine Taufe kurz bevorsteht. In solchen Fällen werden die
Buchstaben schon einmal über eBay versteigert. Wer also ein Faible
für ungewöhnliche Vornamen hat, der kann bei der Vergabe der Namen
auch noch kurzfristig Glück haben. Sollte ein Buchstabe partout nicht
besetzt werden können, entscheiden die Meteorologen der FU - Berlin
über den Namen.

Übrigens: Während früher die Tiefdruckgebiete immer Frauennamen und
die Hochdruckgebiete Männernamen trugen, hat sich Ende der 90er Jahre
die Gleichberechtigung durchgesetzt und seither wird jedes Jahr
gewechselt. In geraden Jahren, so wie dieses Jahr, tragen die Hochs
Männernamen und die Tiefs Frauennamen. In ungeraden Jahren ist es
umgekehrt.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.04.2020

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