Thema des Tages

28-05-2020 08:20

Ein Höhentief kontra Bodenhoch STEFFEN

Hoch STEFFEN dominiert das Wetter in Deutschland! Überall? Vor allem
in seinem Randbereich können wiederholt Störungen meist ausgehend von
höheren Luftschichten Einfluss auf das Wetter im Osten und Südosten
nehmen.

Das Wetter in Deutschland wird derzeit verbreitet von dem kräftigen
Bodenhoch STEFFEN mit Schwerpunkt über der Nordsee bestimmt. Doch der
Schein trügt! Richtig sonnig und trocken wird es bis Pfingstmontag
nur im Norden und Westen mit der Nähe zum Hochzentrum. Dort blockt
Hoch STEFFEN mit Macht alle atlantischen Tiefs ab, sodass diese den
Weg über den Nordatlantik und das Nordmeer nach Osten nehmen müssen.
Allerdings scheint STEFFEN seine Ost- bzw. Südostseite etwas zu
vernachlässigen, ansonsten ist nicht zu erklären, dass sich dort
anhaltend Störungen einmischen und das Wetter wolkig und leicht
unbeständig gestalten.

Allerdings muss schützend erwähnt werden, dass die Hebungsantriebe
und somit die Wolken- sowie lokale Regenbildung im Osten und Südosten
zunächst meist aus höheren Luftschichten ausgehen, wo Hoch STEFFEN
nicht so präsent ist und sich sein begleitendes Höhenhoch weiter
nordwestlich bei Schottland liegt. Im Osten und Südosten kommen
sogenannte kurzwellige Höhentröge bzw. ein Höhentief ins
"Wetterspiel".

In der Meteorologie wird die Bezeichnung "Höhentrog" für ein Gebilde
tiefen Luftdrucks in höheren Luftschichten der Troposphäre verwendet.
Dieser Begriff wurde analog zur Bezeichnung "(Boden-)Trog"
eingeführt, weil die zugehörige Isolinienführung (hier als Isohypsen,
Linien gleicher geopotenzieller Höhe) in Wetterkarten (Höhenanalysen)
zumindest bei stark gekrümmten Linien an die Form eines Futtertrogs
erinnert (vgl. Link Wetterlexikon). In dessen Zentrum befindet sich
häufig ein sogenanntes Höhentief, welches in den meisten Fällen mit
einer geschlossenen Isohypse einhergeht. Diese Höhentiefs können sich
aber auch von einem Trog abkoppeln und abseits von diesem
herumwirbeln. Solange das Höhentief im Bodenniveau ebenfalls über ein
Tief verfügt, das im optimalen Fall frontale Prozesse ausweist, wird
das Höhentief auch als Cut-Off und der Abkopplungsprozess als
Cut-Off-Prozess bezeichnet. Befindet sich im Bodenluftdruckfeld
allerdings kein Tief, wird das Höhentief ausgehend von der
Höhentiefdefinition auch Kaltlufttropfen genannt (vgl. Link
Wetterlexikon).

Haben die Höhentröge eine große Wellenlänge, werden diese als
Langwellentröge bezeichnet. Aufgrund der großräumigen Ausmaße spielen
Höhentröge neben regionaler Wettererscheinungen auch eine wichtige
Rolle beim Lufttemperaturausgleich zwischen den höheren und den
niederen geografischen Breiten auf unserer Erde. Es kann, wie im
aktuellen Fall auf der Ostflanke von Hoch STEFFEN, auch zur
Ausbildung kurzwelliger Höhentröge kommen, die sich im allgemeinen
viel schneller mit der Höhenströmung verlagern als die langwelligen.
Solche kurzwelligen Höhentröge entwickeln sich häufig im
Zwischenbereich von hohem und tiefem Geopotential (vgl. Link
Wetterlexikon).

In den kommenden Tagen kann sich auf der Westflanke eines
Höhentiefkomplexes über Osteuropa sowie auf der Ostseite eines
Höhenhochs über der Nordsee bzw. der Britischen Inseln eine
nordöstliche Strömung ausbilden. Diese weist in gewissen Abständen
Wellen, also die oben beschriebenen Kurzwellentröge auf, welche
schließlich die Strömungseigenschaften verändern. In den Bereich
einer diffluenten (auseinanderströmende) Höhenströmung auf der
Vorderseite des Kurzwellentroges wird Luft vom Boden her angesaugt
und in die Höhe transportiert. Genau in diesen Bereichen können,
teilweise auch ungeachtet der Bodenverhältnisse und somit ohne
Rücksicht auf den Herrscher STEFFEN, Wolken- und
Niederschlagsprozesse angestoßen werden und zu Schauern, teils auch
zu Gewittern führen.

Erst am Sonntag setzt unter dem osteuropäischen Höhentiefkomplex auch
am Boden ein kleines Tief von Osten einen Angriff auf Hoch STEFEN an.
Dieser zermürbt durch die Kämpfe auf der Westseite sucht das Weite
und verlagert seinen Schwerpunkt zunächst mal nach Skandinavien.
Somit kann sich das kleine Bodentief nach Westen scheiben und auch
Einfluss auf das Wetter in Teilen Deutschlands erlangen. Etwa in der
Südosthälfte des Landes steht demnach ein eher stärker bewölkter und
teils regnerischer Pfingstsonntag an.

Ab Montag sollen dann vorübergehend die Sonnen- und Wärmeliebhaber
nahezu im ganzen Land auf ihre Kosten kommen. Einschränkungen durch
etwas Regen gibt es zunächst nur noch im Südosten. Der Dienstag wird
dann aber wohl überall heiter bis sonnig und trocken. Doch schon ab
Mittwoch droht neues Ungemach, dieses Mal von Südwesten her.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.05.2020

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