Thema des Tages

30-07-2016 14:40

Heinrich Heine und die sieben Siebenschläfer hatten doch recht

"Unser Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter" so äußerste
sich bereits 1830 Heinrich Heine in seinen Reisebildern.
Und was erwartet sich der Deutsche von einem Sommer?
Hauptsächlich Sonnenschein und natürlich sommerliche Temperaturen.

Wo stehen wir, nachdem knapp zwei Drittel des meteorologischen
Sommers bzw.
genau 64,1 % vorüber sind?

Wir haben im deutschlandweiten Mittel 63,4 % der mittleren
onnenscheindauer der Jahre 1961-1990 erreicht. Wenn das mal keine
Punktlandung ist!

Die Temperaturen liegen, wie seit einigen Jahren üblich, oberhalb der
Mittelwerte. 17,3 Grad statt 16,2 Grad. Also auch kein Grund, über
den Sommer zu lamentieren. Was wird sich erst ab 2021 für ein
Gejammer erheben, wenn die sich die Temperaturen nicht mehr auf
1961-1990, also auf die Zeit vor der Erwärmung, sondern auf 1991-2020
beziehen. Dann ist es voraussichtlich vorbei mit den ständigen und
tröstenden überdurchschnittlichen Temperaturen.

In Bezug auf den Niederschlag kommt der bisherige Sommer
zugegebenermaßen nicht so gut weg. Es sind bereits 76 % der üblichen
Regenmenge gefallen.
Inwieweit sich da die Extremregenfälle auswirken, ist auf die
Schnelle nicht zu analysieren. Örtlich, vor allem nach Nordosten hin,
war es auch deutlich zu trocken, was sich dort im Ernteertrag
deutlich widerspiegelt.

Es gibt also aus klimatologischer Sicht wenig Anlass, sich über den
bisherigen Sommer zu beschweren.

Auch die "Lostage" Siebenschläfer haben in diesem Jahr gezeigt, dass
sie was auf der Pfanne haben. Das unbeständige Wetter zur Zeit des
Siebenschläfers hat sich bis heute gehalten. Bis auf das mehrtägige
Intermezzo im Nordosten dank Hoch Burkhard blieb es seit Ende Juni
beständig unbeständig.
Wie wir bereits gestern im Thema des Tages lasen, wird sich an der
unbeständigen Wetterlage wenig ändern.

Ändern können wir allerdings unseren Aufenthaltsort.
Aber bringt das allzu viel?
Auch am Mittelmeer strahlt die Sonne, wie schon letzte Woche
angekündigt, nicht den ganzen Tag vom blauen Himmel. Gestern gab es
Gewitter in fast allen Staaten am nördlichen Mittelmeer, selbst in
der Sahara hat es geblitzt und gedonnert. Wie bei uns wird auch am
Mittelmeer in der nächsten Woche kein beständiges Wetter
vorhergesagt. Dort allerdings gibt es auch bei unbeständigem Wetter
mehr Sonne und höhere Temperaturen als bei uns.

Am deutschen meteorologischen Horizont taucht also auch nächste Woche
kein sommerlichen Silberstreif auf.
Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt ... .

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.07.2016