Thema des Tages

11-06-2020 09:50

Wie erkennt man ein Gewitter?


Am Wochenende wird es in einigen Teilen Deutschlands turbulent.
Schauer und Gewitter mit Unwetterpotential werden ein Thema sein.
Daher sollen ein paar Tipps gegeben werden, wie man eine
Gewitterwolke erkennt und ob diese für mich eine Bedrohung darstellt.



Im Thema des Tages vom 10. Juni 2020 wurde schon angekündigt, dass es
am kommenden Wochenende in Deutschland zu Gewittern kommt und das
Unwetterpotential deutlich ansteigt. Viele haben bestimmt an diesem
Wochenende Ausflüge geplant oder wollen zum Beispiel abends im Garten
grillen. Diese Aussichten sind daher gar nicht willkommen.

Es bahnt sich also für kommenden Samstag und am Sonntag die erste
ausgeprägte Gewitterlage des Jahres an. Bisher waren Gewitter in
Deutschland eher "Mangelware". Aber ab Freitag wird mit der Wärme
auch feuchte Luft zu uns geführt. Zudem bildet sich quer über
Deutschland eine Konvergenz, ein Gebiet, in dem die Luft
zusammenströmt. Dies begünstigt die Bildung von zahlreichen
Gewittern.

Für uns Meteorologen werden die kommenden Tage sehr anspruchsvoll,
denn die Gewitter sind naturgemäß kleinräumige Ereignisse und man
kann sie im Vorfeld für einen bestimmten Ort nur sehr schwer
vorhersagen. Was der Meteorologe gut vorher abschätzen kann, ist die
Wahrscheinlichkeit für eine Region. Im Nowcastingbereich, also durch
aktuelle Satelliten- und Radarbilder, kann man dann im Detail sagen,
wo das Gewitter hinzieht und wie stark es ist.

Wie erkennt man eine Gewitterwolke und wann kann das Gewitter für
mich bedrohlich werden? Hier gibt es ein paar kleine Tipps für Sie.
Eine Gewitterwolke ist bei relativ gering bewölktem Himmel leicht zu
erkennen, denn sie ist eine Wolke, die in die Höhe wächst und oft
durch die Sonne sehr hell erscheint und im Frühstadium die Form eines
Blumenkohls aufweist. In ihrem Reifestadium bildet sich oft ein
sogenannter Amboss, denn die Wolke erreicht die Tropopause (etwa 12
km Höhe) und kann dann nicht mehr in die Höhe wachsen, sondern dehnt
mehr in die Breite aus.

Die Wolkenbasis des Gewitters ist oft sehr dunkel und am Anfang kann
sie scharf definiert sein. Das bedeutet, dass die Gewitterwolke gut
mit feuchtwarmer Luft versorgt ist. Wenn zusätzlich der Wind zum
Gewitter weht, hat das eine weitere Verstärkung des Gewitters zur
Folge.

Im Reifestadium sieht man oft, wie von der Wolkenbasis der Regen und
Hagel Richtung wie ein Vorhang Boden fällt. Davor erscheinen die
Wolken dunkler und weisen turbulente Strukturen und/oder auch eine
Bogenform auf, im Meteorologenjargon die "shelf cloud". Sie trennt
den Bereich, in dem die feuchtwarme Luft aufsteigt, vom Bereich der
durch den Niederschlag erzeugten Abwinde. Dies weist auch auf
Sturmböen hin, die manchmal schon vor dem Regen auftreten können.
Dann ist in der Regel das Gewitter nicht
mehr so stark oder es beginnt sich abzuschwächen.

Die allgemeinen Regeln bei Gewittern lauten: Nicht unter Bäumen oder
Masten stehen, möglichst ein sicheres Gebäude aufsuchen. Im Auto ist
man zwar vor Blitzschlag geschützt, aber man muss im Blick haben, ob
es Sturmböen gibt. Falls ja sollte man möglichst von Bäumen
fernhalten. Zudem sind bei heftigem Starkregen besonders Senken und
Unterführungen von Überschwemmungen gefährdet und in den
Gebirgsregionen drohen Erdrutsche und Schlammlawinen.

Nun ein kurzer Ausblick für heute und die kommenden Tage:

Am heutigen Donnerstag von Bayern bis in die zentralen Mittelgebirge
vereinzelte Gewitter, örtlich mit Starkregen, Unwettergefahr sehr
gering.

Am Freitag in Ostdeutschland vor allem nachmittags und abends
einzelne starke Gewitter, die Hauptgefahr ist der Starkregen. Lokal
Unwetter. In der Nacht zum Samstag von Frankreich her erneut einzelne
Gewitter.

Am Samstag in einem breiten Streifen von Niedersachsen bis nach
Bayern häufig starke Gewitter mit erhöhter Unwettergefahr durch
heftigen Starkregen. Ganz im Südwesten und ganz im Nordosten geringes
Gewitterrisiko. Nachts in den gleichen Regionen weitere Gewitter
wahrscheinlich.

Am Sonntag abgesehen von Nordostdeutschland einzelne Gewitter, erneut
mit Unwetterpotential durch heftigen Starkregen.

Natürlich können Sie sich jederzeit auf unserer Internetseite oder in
der Warnwetter-App informieren.


Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.06.2020

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst