Thema des Tages

21-06-2020 08:50

Es wird hitzig!

Deutschland steht ab Mitte kommender Woche die erste Hitzewelle des
Jahres bevor. Durch die dabei zu erwartende Wärmebelastung wird es
voraussichtlich Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienst geben.

Über die ab Mitte kommender Woche aufkommende Hitze wurde an dieser
Stelle bereits im Thema des Tages am vergangenen Freitag (siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/6/19.html)
berichtet. An den Vorhersagen hat sich seitdem kaum etwas geändert,
sodass uns spätestens ab Mittwoch gebietsweise Temperaturen von über
30 Grad ins Haus stehen. Die erste Hitzewelle des Jahres wird wohl
mindestens bis zum Ende der kommenden Woche anhalten. Damit steigt
die Wärmebelastung alleine schon aufgrund der Temperaturen, hinzu
kommt aber auch noch, dass es im Wochenverlauf allmählich schwüler
wird und die Temperaturen in den Nächten nicht mehr so stark
absinken.

Was ist denn Schwüle überhaupt? Darunter versteht man einen Zustand
der Luft, bei dem Temperatur und Luftfeuchtigkeit hoch sind. Je höher
diese Werte sind, desto schwerer wird es für den Körper die Wärme
abzuführen, also zu schwitzen. Durch die eingeschränkte Verdunstung
an der Körperoberfläche und die dadurch fehlende Kühlung kann es in
Extremfällen sogar zu einem Hitzschlag kommen.

Um neben der Temperatur die Feuchtigkeit der Luft zu beschreiben,
sind in der Meteorologie zwei Parameter gebräuchlich: die absolute
und die relative Luftfeuchtigkeit. Die absolute Feuchte stellt dabei
die tatsächlich in der Luft enthaltene Feuchtigkeit (in Gramm
Wasserdampf pro Kubikmeter Luft) dar. Bei der relativen Feuchte wird
die absolute Feuchte ins Verhältnis zur maximal möglichen
Feuchtigkeit gesetzt (Angabe in Prozent).

Damit es nun ein Schwüleempfinden gibt, muss die absolute
Feuchtigkeit einen Grenzwert von 13,5 g Wasserdampf pro Kubikmeter
Luft überschreiten. Diese Menge an Feuchtigkeit kann die Luft aber
erst ab einer Temperatur von 16 Grad aufnehmen, darunter ist es
physikalisch gar nicht möglich. Somit gibt es erst ab 16 Grad
Lufttemperatur überhaupt Schwüle.

Je höher die Temperatur nun steigt, desto mehr Feuchtigkeit kann die
Luft aufnehmen. So sind bei 20 Grad Lufttemperatur und einer
relativen Feuchte von etwa 80 % bereits 13,5 g Wasserdampf pro
Kubikmeter Luft enthalten und es wird schwül. Bei 25 Grad reichen 60
%, bei 30 Grad 44 % und bei 35 Grad sogar schon 34 %.
Für die Vorhersage der Schwüle benutzt der Meteorologe den
sogenannten Taupunkt. Der Taupunkt ist die Temperatur, bei der die
relative Feuchtigkeit 100 % beträgt. Eine warme und trockene
Luftmasse müsste demnach stark abgekühlt werden, damit sie eine
relative Feuchtigkeit von 100 % erreicht. Die Taupunkttemperatur
liegt also meist unterhalb der tatsächlichen Temperatur, bei 100 %
relative Feuchtigkeit sind beide Temperaturen gleich. Eine hohe
Taupunkttemperatur zeigt daher eine hohe Feuchtigkeit an. Ab einer
Taupunkttemperatur von 16 Grad ist Schwüle zu erwarten, ab 20 Grad
wird es schon ziemlich unangenehm.
In der ab Mittwoch beginnenden Hitzewelle sind zunächst nur Taupunkte
zwischen 8 und 14 Grad zu erwarten. Ab Freitag werden sie jedoch
gebietsweise bei über 16 Grad liegen, einzelne Modelle simulieren
sogar örtlich bis zu 20 Grad. Daher kommt es zu einer zunehmenden
Wärmebelastung, für die der Deutsche Wetterdienst entsprechende
Hitzewarnungen auf Basis der gefühlten Temperatur herausgibt.

In die gefühlte Temperatur (siehe dazu
https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/lexikon_node.html, Stichwort
"Gefühlte Temperatur") gehen neben der Lufttemperatur und der
Feuchtigkeit (also der Schwüle) noch weitere Faktoren mit ein. Bei
einer gefühlten Temperatur von über 32 Grad am frühen Nachmittag an
zwei aufeinanderfolgenden Tagen erfolgt eine Hitzewarnung vor
starker, bei über 38 Grad vor extremer Wärmebelastung.

Ab Mittwoch liegt die gefühlte Temperatur nachmittags gebietsweise
bei 30 bis 36 Grad (siehe die Vorhersage der gefühlten Temperatur in
der Grafik unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/6/21.html).
Folglich ist mit Hitzewarnungen mit starker, aber nicht mit extremer
Wärmebelastung zu rechnen. Hitzewarnungen des Deutschen
Wetterdienstes (siehe
https://www.dwd.de/DE/leistungen/hitzewarnung/hitzewarnung.html)
können Sie jederzeit unserer Warnkarte unter
https://www.dwd.de/warnungen oder der WarnWetter-App (siehe
https://www.dwd.de/DE/service/dwd-apps/dwdapps_node.html) entnehmen.
Zusätzlich lassen sich Hitzewarnungen auch unter https://www.dwd.de/DE/service/newsletter/newsletter_hitzewarnungen_no
de.html als E-Mail abonnieren.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.06.2020

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