Thema des Tages

10-07-2020 07:50

Ehemaliger Tropensturm "Ex-Edouard" - ein Steckbrief

In den vergangenen Tagen konnte man häufiger in den Medien die
Schlagzeile "Tropensturm nimmt Kurs auf Europa" lesen. Nun ist er da!
"Ex-Edouard" zieht heute über Deutschland und wir schauen uns seinen
Steckbrief an.

Name: Sein Name "(Ex-)Edouard" stand schon lange fest. Denn dem
National Hurricane Center in Miami (Florida), das für die
Namensgebung tropischer Wirbelstürme auf dem Atlantik zuständig ist,
liegen Namenslisten vor, die für die Benennung von Wirbelstürmen über
6 Jahre hinweg ausreichen. Im Anschluss sortiert man die Namen von
besonders schweren Stürmen, die wohl in die Geschichte eingehen
werden, aus, die restlichen Namen werden in den Folgejahren
weiterverwendet. Entsprechend war bereits im Jahr 2015 klar, dass der
5. Sturm auf dem Atlantik in der Hurrikan-Saison 2020 den Namen
"Edouard" tragen würde.


Geburtsort: Geboren wurde "Ex-Edouard" bereits am vergangenen
Samstag, dem 04.07.2020, zunächst als tropische Depression mit dem
Namen "Five" im westlichen Atlantik vor der Ostküste der USA. In der
Nacht zum Sonntag streifte diese dann knapp die Bermuda-Inseln und
organisierte sich in der Folge weiter zum tropischen Sturm mit dem
Namen "Edouard". Am Montagabend, also knapp 24 Stunden später, nahm
der Tropensturm dann zunehmend außertropische Züge an und wurde
seither in den Wetterkarten als außertropisches Tief mit dem Zusatz
"Ex" geführt.


Alter: Insgesamt ist "Ex-Edouard" mittlerweile knapp fünf Tage alt.

Lage und Zugrichtung: Bereits ausgangs der vergangenen Nacht griff
"Ex-Edouard" auf Deutschland über und zog über Niedersachsen
ostwärts. Am heutigen Freitagmittag (10.07.2020) liegt "Ex-Edouard"
mit seinem Kern über Mecklenburg und verlagert sich allmählich
nordostwärts über Vorpommern hinweg in die Ostsee.


Aktueller Luftdruck: Dieser beträgt zurzeit etwa 1005 hPa.
Besondere Eigenschaften: Zwar fiel "Edouard" als tropischer Sturm
nicht gerade durch seine außergewöhnliche Stärke auf. In der Tat
gehörte er eher der Kategorie "schwache Tropenstürme" an. Dennoch
konnte "Edouard" einen Rekord aufstellen: Er geht als frühster
fünft-benannter tropischer Sturm in die Geschichtsbücher ein. Das
heißt, noch nie gab es im Satellitenzeitalter seit 1966 so früh in
der Hurrikan-Saison fünf benannte Stürme. Bisher wurde der Rekord von
"Emily" gehalten, die am 12. Juli 2005 auftrat. Im Durchschnitt sieht
man den ersten benannten Sturm auf dem Atlantik erst um den 9. Juli
herum.


Weitere Eigenschaft: "Ex-Edouard" dreht, wie andere
Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel auch, zyklonal, das heißt
gegen den Uhrzeigersinn.


Auswirkungen: Was hat der ehemalige tropische Sturm nun für
Deutschland im Gepäck? Um eines vorweg zu nehmen: Die Ankündigung
eines ehemaligen Tropensturms in unseren Breiten hört sich meist
schlimmer an, als sie am Ende ausfällt. Und auch am Beispiel von
"Ex-Edouard" sieht man, dass er für Teile der Mitte und des Nordens
zwar etwas Regen mitbringt, dieser aber vor allem in
landwirtschaftlich geprägten Regionen eher auf Freudensprünge treffen
dürfte, als auf traurige Gesichter oder Sandsäcke vor dem Keller.


Gebietsweise wird auch der Wind auffrischen. Vom Südwesten und Westen
bis in den Osten können im Tagesverlauf Windböen auftreten, im
Bergland muss mit Sturmböen gerechnet werden.


Ganz ungefährlich bleibt das Wettergeschehen dann aber doch nicht.
Auf seiner Südflanke steuert "Ex-Edouard" einen Schwall schwül-heißer
Luft in den Süden und Südosten des Landes. Dort muss ab dem heutigen
Nachmittag bis in die Nacht hinein mit teils kräftigen Schauern und
Gewittern gerechnet werden. Lokal eng begrenzt können diese auch den
Unwetterbereich mit heftigem Starkregen, einzelnen schweren Sturmböen
und Hagel erreichen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.07.2020

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