Thema des Tages

12-07-2020 11:50

Hoch YOANN liebt das Meer!


Unbeständiges Sommerwetter bleibt Trumpf! Dürre und Hitze scheinen
weit entfernt und kommen nur kurzzeitig auf Besuch in Mitteleuropa
vorbei. Daher trügt der Schein am heutigen Sonntag und morgigen
Montag, wo Sommersonne die Temperaturen wieder über 25 Grad hieven
kann.

Am heutigen Sonntag lässt Hoch YOANN alle Sommer- bzw. Sonnenanbeter
frohlocken. Aus größeren Höhen sinkt Luft ab, erwärmt sich und macht
den Wolken vielerorts den Gar aus. Verbreitet kann demnach die Sonne
länger scheinen, wobei der Südwesten des Landes besonders bevorzugt
ist. Allenfalls der Nordosten hinkt bei der potentiellen
Sonnenausbeute teils deutlich hinterher. Dort ist teils noch tiefer
Luftdruck über Skandinavien wetterwirksam und schickt dichtere Wolken
vorüber, die hier und da auch einen kurzen Schauer im Gepäck haben.

Leider ist das Hoch YOANN zumindest über Mitteleuropa nicht so stabil
wie vielleicht von dem einen oder anderen gewünscht. Ihm gefällt es
vielmehr auf dem Ostatlantik, wo er sich in den kommenden Tagen
bevorzugt einnistet. "Das Meer als YOANNs Wohlfühloase". Wenn dann
der Druck nahender atlantischer Tief wächst, gibt YOANN, wie ab
Montag zu beobachten, zuerst Nordwest- und dann Mitteleuropa auf.
Schlecht für Sommerfans in diesen Regionen.

Von Neufundland bis nach Skandinavien und teilweise weiter bis nach
Russland tummeln sich zahlreiche, mehr oder weniger stark ausgeprägte
Tiefdruckgebiete, die mit ihren Frontensystemen umher wirbeln. Da
sich Hoch YOANN auf dem Ostatlantik festsetzt, stellt sich über
Nordwest- und Mitteleuropa schließlich wieder eine westliche bis
nordwestliche Strömung ein, die wiederum nur mäßig warme Meeresluft
nach Deutschland steuert. Die ersten Ausläufer nahender
Tiefdruckgebiete werden demnach ab Dienstag auch wieder in
Deutschland erwartet. Über das Land soll sich eine Tiefdruckrinne
legen, in die nach einigen Wettermodellen auch eine sogenannte
Konvergenzlinie leingebettet ist. Konvergenzlinien beschreiben dabei
eine bestimmte Zone von zusammenfließender (konvergierender) Luft in
Bodennähe. Der resultierende Massenüberschuss am Boden wird dabei
durch kompensierendes Aufsteigen ausgeglichen. Im Gegensatz zu den
Luftmassengrenzen wie Warm- oder Kaltfront handelt es sich bei
Konvergenzlinien um Phänomene, die innerhalb einer Luftmasse
auftreten und somit nicht zwingend thermische Gegensätze abtrennen.
Grundsätzlich soll durch diese Konvergenzlinie sowie durch
nachstoßende Tiefausläufer von Nordwesten her erneut ein
unbeständiger Wettercharakter auf Deutschland übergreift.

Die Sommerfreunde sollten daher den heutigen Sonntag und den Montag
nochmals ausgiebig genießen. Ok, im Süden und Südosten dauert es
etwas länger mit der Umstellung, sodass auch der Dienstag noch
freundlich und meist trocken daherkommt. Vor allem dort können die
Temperaturen unter Zufuhr subtropischer Luft auch wieder ordentlich
klettern und zu Wochenbeginn Werte zwischen 25 und 29 Grad erreichen.
In diesem Kontext sind die Küstenurlauber deutlich im Nachteil. Dort
sind eigentlich immer auch Wolken unterwegs und die Höchstwerte
schaffen kaum die 20 Grad Marke.

Auch der Blick in die Mittelfrist, also in die Vorhersagetage 3 bis
10 zeigt kein beständiges Sommerhoch. Allerdings scheint sich das
Hoch auf dem Atlantik zum kommenden Wochenende nochmals ostwärts
Richtung Mitteleuropa auszudehnen. Einhergehend sollten die
Sonnenanteile als auch die Temperaturen wieder steigen. Vielleicht
könnte lokal auch wieder mal die 30-Grad-Marke ins Visier genommen
werden. Schauen wir mal. Die Vorhersagen sind auf dieser Zeitskala
naturgemäß mit größeren Unsicherheiten behaftet, sodass alles auch
anders kommen kann.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.07.2020

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