Thema des Tages

23-07-2020 09:50

Wie in der Toskana


Der Südwesten Deutschlands leidet aktuell unter Regenmangel, obwohl
wir typisches mitteleuropäisches Sommerwetter haben. Die Ursache
dafür wird in diesem Thema des Tages erläutert.


In den letzten Themen des Tages wurde ausführlich berichtet, dass wir
zumindest bisher in Deutschland typisches mitteleuropäisches
weitgehend vom Atlantik geprägtes Sommerwetter haben. Dies kann man
hauptsächlich am relativ kühleren Temperaturniveau merken, wenn man
den diesjährigen mit den vergangenen Sommern vergleicht. Auch
wettermäßig spürt man einen Unterschied, vor allem in Norddeutschland
kann man ein Lied davon singen: häufig unbeständiges, teils windiges
Wetter.

Statt Dürre und Hitzewellen zeigt dieser Sommer einen anderen
Charakter sowohl in der Temperatur- als auch in der
Niederschlagsverteilung. Allerdings hat die aktuelle Großwetterlage
dafür gesorgt, dass nicht alle Regionen des Landes genug Regen
bekamen. Tiefausläufer überquerten Deutschland wiederholt von
Nordwest nach Südost. Im Südwesten dagegen sorgte ein Ableger des
Azorenhochs häufig für eine rasche Stabilisierung der Atmosphäre,
sodass dort kaum Niederschlag gefallen ist.

Wenn man die Niederschlagssumme der letzten 3 Wochen betrachtet
(siehe Abbildung), zeigt sich folgendes Bild: Im Südwesten
Deutschlands, vor allem in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in
Hessen, hat es im Monat Juli bisher kaum geregnet. In Trier wurden
zum Beispiel gerade einmal 9,4 mm (13 % des Monatssolls) gemessen, in
Saarbrücken 10,4 mm (14 %), in Frankfurt am Main 12,6 mm (20 %) und
in Gießen 15,3 mm (25 %). Ferner ist die Verdunstungsrate zurzeit
groß, sodass im Boden wenig Feuchtigkeit vorhanden ist. Wenn man zum
Beispiel im Vordertaunus unterwegs ist, sieht man Bäume teils mit
gelbem Laub, wie im Herbst, und braune Wiesen. Man könnte fast
denken, man sei in der Toskana.

Wasser würde im Südwesten Deutschlands dringend benötigt, aber auch
in der letzten Juliwoche ändert sich nichts Substanzielles am
großräumigen Strömungsmuster. Auch wenn der Wettercharakter allgemein
wechselhaft erscheint, viel Regen ist nicht dabei. Nach aktuellem
Stand der Vorhersagenmodelle werden in der Fläche bis Ende des Monats
5 bis 10 mm, stellenweise bis 20 mm Niederschlag erwartet.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Großwetterlage im August ändert,
sodass auch der Südwesten wieder mehr Regen abbekommt.


Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.07.2020

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