Thema des Tages

09-09-2020 07:50

Im Zeichen des Spätsommers

Auch dem Norden stehen in den kommenden Tagen sonnige und warme
Zeiten bevor. Regen ist vorerst - mal wieder - Mangelware.

Die Zeichen des Herbstes sind bereits unverkennbar. Teils sehr
frische, da einstellige Temperaturen in den Morgenstunden, lokale
Nebelfelder in den Flussniederungen, Tau auf Dächern, Wiesen und
Autoscheiben. Die Nächte werden länger und die Tage kürzer. Bereits
in knapp zwei Wochen, am 22. September, ist die Tag- und
Nacht-Gleiche (Äquinoktium) erreicht, an dem sich Tageslicht und
nächtliche Dunkelheit etwa zu gleichen Anteilen - sprich zu circa 12
Stunden - auf den gesamten Tag verteilen.

Das schließt eine spätsommerliche Witterung natürlich nicht aus, wie
es sich in den kommenden Tagen gemäß der neuesten Modellberechnungen
immer weiter verfestigt. Am morgigen Donnerstag müssen wir uns da
noch etwas gedulden, da die Ausläufer des Tiefs QUINTA auch im Süden
vorübergehend für kompakte Bewölkung, aber keine nennenswerten
Niederschläge sorgen. Die Temperaturen bleiben im Vergleich zu den
Vortagen relativ konstant bei 17 bis 20 Grad im Norden und 20 bis 25
Grad im Süden. Nur zur Einordnung: Das sind derzeit vollkommen
jahreszeitentypische Temperaturen.

Doch dann kommt Hoch KEVIN, das sich lehrbuchmäßig vom Azorenhoch
abschnürt und über Mitteleuropa einnistet. In Küstennähe ist der
Wettercharakter zwar immer noch nicht ganz "astrein", da zeitweise
schwache Streifschüsse einzelner Tiefausläufer von Skandinavien aus
zu erwarten sind, aber die ganz großen Gegensätze - manche würden
auch sagen Ungerechtigkeiten - werden tendenziell abgebaut. So setzt
sich auch im Norden immer häufiger die Sonne durch und die
Temperaturen steigen bis zum Wochenende auch an der See auf über 20
Grad an. Im Süden wird örtlich gar die 30 Grad Marke ins Visier
genommen.

Die Chance, dass 30 Grad spätestens zu Beginn der kommenden Woche
nochmals überschritten werden, ist hoch. Der Hochschwerpunkt
verschiebt sich langsam Richtung Polen, womit über Deutschland eine
Südströmung einsetzt. Aus Frankreich, Italien und dem westlichen
Mittelmeerraum gelangt damit ein Schwall subtropischer Warmluft zu
uns, die durch die Überströmung der Alpen zudem sehr trocken
daherkommt. Das bedeutet für weite Teile des Landes Sonne satt bei 25
bis 31 Grad. Rekordverdächtig? Mitnichten! Ein kurzer Blick auf die
Statistik verrät, dass Mitte September sogar 35 Grad (wie z.B. 1947
in Hamburg) schon geknackt wurden. Die zu erwartenden Höchstwerte um
30 Grad wurden im Südwesten Deutschlands 1985 sogar noch am 03. und
04. Oktober überschritten, da wären also noch gut drei Wochen "Luft".
Seine Hand dafür ins Feuer legen, dass es in diesem Jahr nicht wieder
so kommt, würde derzeit aber wohl niemand von uns...


Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.09.2020

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