Thema des Tages

10-08-2016 14:40

Sommermonsun 2016

Monsune sind großräumige, mit beständigen Winden einher gehende
Luftströmungen in den Tropen und niederen Subtropen mit
halbjährlichem Richtungswechsel. Ihre Ursache sind die
unterschiedliche Erwärmung von Meer und Land sowie die damit
zusammenhängende, jahreszeitliche Verlagerung der innertropischen
Konvergenzzone (ITCZ). Grob vereinfacht kann man Monsune auch als
gigantische Land- und Seewindzirkulation auffassen. In Süd- und
Südostasien, aber auch in Westafrika, findet man die bedeutendsten
regionalen Monsunsysteme.

Im Nordwinter befindet sich die innertropische Konvergenzzone und die
damit verbundene Tiefdruckrinne weit im Süden, die asiatischen
Landmassen sind gegenüber den südlichen Meeren vergleichsweise kalt,
dort herrscht am Boden hoher Luftdruck. Es entsteht ein
Zirkulationsregime, in welchem relativ kalte und trockene Luft vom
asiatischen Kontinent südwärts strömt - der Wintermonsun. Aus
Kontinuitätsgründen bildet sich in höheren Schichten der Atmosphäre
eine Ausgleichsströmung mit entgegengesetztem Richtungssinn.

Im Frühjahr liegen die Verhältnisse anders. Mit zunehmendem
Sonnenstand erwärmt sich das Festland Süd- und Südostasiens stark und
die innertropische Tiefdruckzone wandert nach Norden. Die umgebenden
Meere sind demgegenüber etwas kühler, dort herrscht im Bodenniveau
relativ höherer Luftdruck. Es entsteht eine entgegengesetzt
orientierte Zirkulation - der Sommermonsun (etwa von Ende Mai/Anfang
Juni bis Ende September/Anfang Oktober).

Infolge der Coriolis-Kraft werden großräumige Horizontalbewegungen
auf der Nordhalbkugel nach rechts, auf der Südhalbkugel nach links
abgelenkt. Dementsprechend wird der Wintermonsun zum Nordost-, der
Sommermonsun zum Südwestmonsun. Darüber hinaus bekommt der indische
Südwestmonsun durch das im Frühjahr entstehende Hitzetief über
Südasien ("Monsuntief") eine markante Ostwindkomponente. Dadurch
erklärt sich auch das Fortschreiten des Monsunregengebietes
("Monsunfront") in nordwestlicher Richtung, vom Golf von Bengalen bis
zum Aravalli-Gebirge (Rajasthan, Nordwestindien) oder sogar bis zum
Indus (Punjab, Pakistan) im Verlaufe der ersten Hälfte des
nordhemisphärischen Sommers.

Da der indische Sommermonsun über weite und relativ warme
Meeresflächen weht, kann sich die Luft mit Wasser anreichern. Der
Sommermonsun ist also feuchtwarm und bringt dem indischen
Subkontinent ergiebige Regenfälle ("Monsunregen"), die durch
Staueffekte an den Gebirgen (z.B. Westghats, Himalaja) noch verstärkt
werden.

Um sich ein Bild von intensivem Monsunregen zu machen, seien
folgende, 24-stündige Niederschlagsmengen genannt: Bis Mittwoch 00:00
Uhr UTC wurden in Faridpur (Bangladesch; 23,50°N; 89,83°E; 8 m Höhe)
sintflutartige 361,6 L/m² (= mm) gemessen, im indischen Jamshedpur
(Bundesstaat Jharkhand; 22,48°N; 86,11°E; 140 m Höhe), in Teknaf
(Bangladesch; 20,52°N; 92,18°E; 5 m Höhe) sowie auch auf der
philippinischen Insel Coron (11,93°N; 120,23°E; 12 m Höhe) waren es
jeweils 219 mm! Weitere Extremwerte wurden mit 168,0 mm in Jodhpur
(Indien; Bundesstaat Rajasthan; 26,28°N; 73,02°E; 231 m Höhe), 149,1
mm in Chenzhou (Volksrepublik China; Provinz Hunan; 25,80°N;
113,03°E; 185 m Höhe) und 109,8 mm in Chek Lap Kok (Hong Kong
International Airport; 22,30°N; 113,90°E; 15 m Höhe) gemessen;
außerdem fielen in Iba auf den Philippinen (Insel Luzon; 15°19'N;
119°59'E; 4 m Höhe) 104 mm Regen in den Messbecher.

Eine Karte Süd- und Südostasiens mit den auf ganze L/m² (= mm)
gerundeten 24-stündigen Niederschlägen vom Mittwoch, den 10.08.2016,
00:00 Uhr UTC, finden Sie unten.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.08.2016

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