Thema des Tages

03-11-2020 12:20

Novemberwärme

Viele von Ihnen werden es gespürt haben: Die Nacht zum gestrigen
Montag war außergewöhnlich mild. Woran das lag, und wie warm es nun
genau war, können Sie heute erfahren.

An einem Novembermorgen vor die Tür zu treten und festzustellen, dass
es nicht einmal einer Jacke bedarf: Eine solche Konstellation kommt
wohl wirklich nur selten vor. Aber genau das war am gestrigen Montag
der Fall.

Was war geschehen? Der ehemalige Hurrikan "Zeta" war über die USA
gezogen und machte sich nun flinken Schrittes auf den Weg über den
Atlantik nach Europa. Dabei wandelte er sich in ein kräftiges
außertropisches Tiefdruckgebiet um und vereinigte sich mit einem
weiteren Tief, das zu diesem Zeitpunkt auf dem Atlantik unterwegs
war. Das verstärkte den gesamten Tiefdruckkomplex zusätzlich. Diese
Art von ehemaligen Tropentiefs haben außerdem typischerweise die
Eigenschaft, auch in ihrem sehr späten Stadium kontinuierlich sehr
feuchtwarme Luftmassen aus den Subtropen anzuzapfen. Dieser Zustrom
reißt lange nicht ab, so dass diese Luftmassen die Gelegenheit
bekommen, auch in unsere Breiten zu gelangen.

Genau das war hier nun der Fall, wie die Wetterkarte auf der rechten
Seite in der Abbildung unten zeigt. Man erkennt sowohl den
Tiefdruckkomplex vor der norwegischen Küste im Bodendruckfeld, als
auch den Zustrom der äußerst warmen Luftmasse aus Südwesten. Dieser
ist auch nochmal mit einer Pfeildarstellung hervorgehoben. Zeitgleich
war es in der Nacht verbreitet recht bewölkt und zudem ziemlich
windig. Die Luftmasse hatte somit keine Chance, nachts auf irgendeine
Art und Weise auszukühlen. All dies führte dazu, dass die
Minimumtemperatur in dieser Nacht im Westen und Südwesten verbreitet
im Bereich zwischen 15 und 18 Grad lag. Die Verteilung der
deutschlandweiten Minimumtemperaturen findet sich auch in der
untenstehenden Abbildung auf der linken Seite. Nachfolgend eine
Hitliste der zehn höchsten Temperaturminima:

Bad Neuenahr-Ahrweiler: +17,5°C
Heinsberg-Schleiden: +17,3°C
Tönisvorst: +17,2°C
Freiburg: +17,1°C
Lahr: +17,1°C
Müllheim: +17,0°C
Lippstadt-Bökenförde: +16,9°C
Weilerswist-Lommersum: +16,9°C
Werl: +16,8°C
Königswinter-Heiderhof: +16,8°C

Etliche Stationen brachen bezüglich der Minimumtemperatur auch ihren
Monatsrekord für November. Das heißt, noch nie seit Beginn der
Messzeitreihe der jeweiligen Station war dort eine Novembernacht so
warm wie diese. Diese Daten werden aber zunächst von uns noch geprüft
und bestätigt.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.11.2020

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