Thema des Tages

11-08-2016 14:40

Fußkälte statt Hundstage

Von den Hundstagen fehlt derzeit jede Spur. Stattdessen ist es
äußerst frisch gewesen in der vorangegangenen Nacht zum Donnerstag.
Sie war die bisher kälteste Augustnacht in diesem Jahr und bewegt
sich damit gar nicht allzu weit entfernt von den Monatsrekorden. Am
kältesten war es in Nürnberg-Netzstall sowie in Carlsfeld
(Erzgebirge) mit 1.3 Grad. In Bad Königshofen (Nordbayern) wurden 1.5
Grad und in Bad Elster (Vogtland) 1.8 Grad gemessen.
In Carlsfeld gab es tatsächlich die kälteste Augustnacht seit
Aufzeichnungsbeginn, allerdings liegt dieser im Jahr 1990 und ist
damit nicht ganz repräsentativ. In diesem Zeitraum lag der Rekord
bisher im Jahre 2011 mit 1.6 Grad an einem 30ten August. Auch in Bad
Königshofen war man nahe dran. Dort wird immerhin schon seit 1951
aufgezeichnet und das tiefste Minimum lag bisher bei 1.4 Grad (1987).
Betrachtet man nur die zweite Monatsdekade hat es ganz vereinzelt für
Dekadenrekorde gereicht.
Am Boden gab es lokal sogar leichten Frost. Rekordhalter in 5 cm Höhe
war erneut Carlsfeld mit -1.3 Grad. In Braunlage und Bad-Königshofen
wurden -0.8 Grad und in Bad Elster -0.5 Grad gemessen.

Dass es auch ganz anders geht, zeigt ein Blick zurück auf das Jahr
2015. Der letztjährige August war der zweitwärmste seit
Aufzeichnungsbeginn. Nur ganz zu Beginn boten kühle Nächte die Chance
zum Durchlüften. Danach wurde es rasch heiß mit Rekordwerten wie z.B.
in Kitzingen mit 40.3 Grad am siebten des Monats. Selbst nachts blieb
es außerordentlich warm. Es wurden sogar einige Tropennächte (>20
Grad) registriert. Auch am Morgen des 11. Augusts war dies im Osten
des Landes der Fall. So wurden im Großraum Berlin Minima von 22 Grad
gemessen. In Lindenberg und Berlin-Marzahn ging die Temperatur nicht
unter 22.4 Grad zurück. Heute früh wurden hingegen in Lindenberg nur
6.9 Grad gemessen.

Zusammenfassend lässt sich die vergangene Nacht also als
außerordentlich kühl im Vergleich zu den klimatologischen
Mittelwerten einordnen. Verantwortlich dafür ist Hoch EGBERT, dessen
Zentrum sich über dem nahen Ostatlantik befindet. Sein Einfluss
reicht bis nach Deutschland und bringt die notwendigen Zutaten mit:
schwacher Wind, trockene Luft und Wolkenarmut in eingeflossener
Meereskaltluft. Bei Nächten, die derzeit so lang sind, wie Ende
April, sind dann eben solche Tiefstwerte möglich.

Und wie geht es weiter? Die gute Nachricht zuerst: Die kälteste Nacht
haben wir hinter uns. Dies verdanken wir einer von Westen
übergreifenden Warmfront von Tief FINNI. Da kommt auch schon die
schlechten Nachricht: Wolken und Niederschlag sind erneut auf dem
Vormarsch und werden abgesehen von wenigen Ausnahmen spätestens in
der Nacht große Teile von Deutschland überdecken. Vor allem im Westen
und über der Mitte kann es dabei länger anhaltend und kräftig regnen.


Im weiteren Verlauf macht der Blick auf die Wetterkarten wieder Mut,
insbesondere wenn man in der Südhälfte des Landes wohnt. Dort gibt es
beginnend ab dem Wochenende eine etwas längere Phase mit viel
Sonnenschein. Abgesehen von einzelnen Wärmegewittern am Montag in
Richtung Alpenrand wird es trocken sein und mit Höchstwerten zwischen
25 und 30 Grad auch hochsommerlich warm. Dies ist bis Mittwoch, im
Südosten teils auch noch bis Donnerstag der Fall. Bestes
Freibadwetter also!

Etwas schlechter sieht es für die Bewohner in der Nordhälfte des
Landes aus, wo das Wochenende geprägt von schwachem Tiefdruckeinfluss
leicht wechselhaft ausfallen wird. Zwar kommt auch dort die Sonne
immer wieder zum Zuge, aber besonders in Richtung Küste und in
Schleswig-Holstein muss zeitweise mit schauerartigen Niederschlägen
gerechnet werden. Bei 18 bis 22 Grad im hohen Norden sind die
Sommergefühle nicht ganz so präsent. Erst zu Beginn der neuen Woche
gewinnt bei zögerlich ansteigenden Maxima auch in diesen Regionen die
Sonne die Oberhand. Am längsten muss man sich im Nordosten gedulden,
wo der Sommer wohl nur als "Zweitagsfliege" daherkommen wird.

Und damit sind wir auch schon bei den erweiterten Aussichten. Der
"Schaukel"-Sommer bleibt sich treu und die wechselhafte Witterung
scheint in der zweiten Wochenhälfte der kommenden Woche wieder ein
Comeback zu geben. In diesem Sinne: Man sollte nehmen, was man
bekommt.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.08.2016

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