Thema des Tages

08-11-2020 09:50

Der tödliche Tropensturm ETA

Der 28te Sturm der atlantischen Hurrikansaison ist immer noch aktiv.
Welche Schäden er bisher angerichtet hat und wie es mit ihm
weitergeht, wird im heutigen Tagesthema beschrieben.


Schon vor dem Start in die diesjährige atlantische Hurrikansaison
(etwa 01.06. bis 30.11) wurde von der Mehrzahl der Institute, die
sich mit tropischen Wettersystemen auseinandersetzen, ein sehr
aktives Jahr vorhergesagt. Diese Prognose hat sich ohne jeden Zweifel
bestätigt. Ganze 28 Stürme wurden bereits benannt. Damit liegt das
Jahr 2020 derzeit gleichauf mit dem Rekordjahr 2005. Zwölf dieser
tropischen Systeme waren Hurrikans (2005: 15) und fünf hatten
mindestens die Stärke 3 von 5 ("Major Hurrican", 2005: 7) erreicht.
Betrachtet man die Anzahl der Stürme, die auf die US-Küste getroffen
sind, so lässt sich mit elf ebenfalls ein neuer Rekord (bisher 1916:
9) ausmachen. Sechs davon waren Hurrikans.

Der aktuell aktive Tropensturm ETA (zur Namensgebung siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/10/8.html) hat
derzeit die US-Küste noch nicht erreicht, aber auf seinem Weg dorthin
für weitreichende Zerstörung und Überschwemmungen in Teilen von
Mittelamerika gesorgt. ETA bildete sich in der Karibik am 31.Oktober.
Im Anschluss konnte sich das tropische System rasch verstärken und
erreichte am 02. November Hurrikanstärke. Es dauerte nur etwa 12 h
bis aus ETA ein Hurrikan der Stärke 4 wurde. Auf seinem Höhepunkt
seiner Entwicklung lag der Kerndruck bei 923 hPa und es wurden
Windgeschwindigkeiten bis 240 km/h analysiert. Damit war es das
zweitstärkste tropische System im Atlantik für einen Novembermonat.

An Land ging der Hurrikan am 03.November in Nicaragua. Betroffen von
den Auswirkungen des Sturms waren aber auch andere Länder wie
Guatemala, Belize, Honduras, El Salvador und Mexiko. Aufnahmen aus
der Region zeigen vor allem weitreichende Überschwemmungen, denen
aktuellen Zahlen zur Folge bereits mehr als 200 Menschen zum Opfer
fielen.

Nach dem Landgang hat sich ETA durch die Bodenreibung rasch zu einer
tropischen Depression abgeschwächt, zog über Teile Mittelamerikas und
bog anschließend wieder in Richtung Nordosten ab, Am 06. November
fand das tropische System seine Nahrungsquelle wieder und konnte sich
damit über dem Karibischen Meer auf dem Weg in Richtung Kuba erneut
verstärken. Die Windgeschwindigkeiten des tropischen Systems liegen
derzeit in der Spitze um 100 km/h. Das große Problem beim kurz
bevorstehenden erneuten Landgang bleibt aber klar der Regen. In den
betroffenen Regionen Kubas werden 24 stündige Niederschlagsmengen von
150 bis 300 l/qm vorhergesagt. Örtlich kann in Staulagen auch noch
deutlich mehr herunterkommen.

Im Verlauf des heutigen Sonntags (08.November) zieht ETA weiter in
Richtung Florida. Über dem warmen Wasser soll der Sturm
voraussichtlich wieder Hurrikanstärke erreichen. Deswegen wurde vom
NHC (National Hurrican Center) bereits ein Hurrican Watch
(Beobachtung) für die vorgelagerten Inseln und den Süden Floridas
herausgegeben. Dies soll der dort lebenden Bevölkerung eine passende
Vorbereitung ermöglichen. So muss auch in diesen Regionen mit großen
Regenmengen, einer Sturmflut und Überschwemmungen gerechnet werden.

Wie es nach dem Erreichen der Südspitze Floridas weitergeht ist noch
unsicher. Am wahrscheinlichsten ist ein Abdrehen von ETA in Richtung
Golf von Mexiko, ehe im weiteren Wochenverlauf der Sturm wieder nach
Nordosten abbiegt, sodass ein erneuter Landgang über im Norden von
Florida möglich erscheint.

Damit könnte das 28te tropische System der aktuellen atlantischen
Hurrikansaison den Bundestaat Florida noch länger beschäftigen. An
Golfspielen ist jedenfalls erst einmal nicht zu denken.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.11.2020

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