Thema des Tages

17-11-2020 09:50

Was ist dran am "Wintereinbruch"


Zum Ende der Woche bringt eine Kaltfront deutliche Abkühlung. In den
Medien finden sich Schlagzeilen von einem "Temperatursturz" und sogar
von "Schnee im Flachland" war die Rede. Doch was ist dran am
kommenden "Wintereinbruch"? Und wie geht es danach weiter?


Am Mittwoch werden unter Hochdruckeinfluss nochmals subtropische
Luftmassen herangeführt. Bei vielerorts sonnigem Wetter steigt die
Temperatur auf für die Jahreszeit ungewöhnlich warme 12 bis 17 °C.
Doch am Ende der Woche bringt eine Kaltfront deutliche Abkühlung. In
den vielen Medien konnte man Schlagzeilen von einem "Wintereinbruch"
und "Schnee bis ins Flachland" lesen.

Ursache für den Wetterwechsel ist Ex-Hurrikan ETA, der als normales
Sturmtief von Schottland über die Nordsee nach Skandinavien zieht.
Auf seiner Vorderseite dreht die Strömung auf Süd, dabei wird noch
mal subtropische Luft herangeführt.
Am Donnerstag überquert die Kaltfront des Ex-Hurrikan Deutschland.
Auf ihrer Rückseite wird subpolare Luft herangeführt. Diese ist
jedoch durch den mehr als 10 °C warmen Atlantik bereits stärker
erwärmt worden, sodass die Abkühlung zunächst nicht so deutlich
ausfällt. Eine 2. Kaltfront, die mit einem schaurigen Regenband
verbunden ist, bringt dann in der Nacht zum Freitag einen weiteren
Schwall Polarluft, dieses Mal aber auf direktem Weg nach Deutschland.
Aber auch da reicht es nur für Schneeflocken in den Kammlagen der
Mittelgebirge. Viel liegen bleiben wird dort allerdings nicht.

Am Freitag trifft dann die Kaltfront auf die Alpen. Dort sinkt die
Schneefallgrenze bis in die Täler. Dabei muss man dort mit 5 bis 10
cm Neuschnee rechnen. Ansonsten gibt es im Norden bei wechselnder
Bewölkung immer wieder Schauer mit Graupel. Im Nordosten können sich
dabei auch im Flachland Schneeflocken mit untermischen. Liegen
bleiben wird der Schnee dort aber nicht. Ansonsten erwarten uns nur
noch einstellige Höchsttemperaturen von 5 bis 9 °C. Dauerfrost gibt
es nur in den Gipfellagen der Mittelgebirge. Richtig Winter ist das
nicht, eher normales Wetter für den November.
Wer allerdings noch keine Winterreifen aufgezogen hat, sollte dies
bis Freitag dennoch tun, denn im Südosthälfte erwartet uns eine
frostige Nacht. Hier kann es dann Glätte durch Reif oder
überfrierende Nässe geben.

Wie geht es dann weiter? Zum Wochenende ist dieser schwache
Kaltlufteinbruch schon wieder vorbei. Während sich im Süden schwacher
Hochdruckeinfluss durchsetzt, wird die Kaltluft im Norden durch eine
Warmfront bereits am Samstag wieder ausgeräumt.
Danach deutet sich eine Hochdruckwetterlage an. Dabei stellt sich
voraussichtlich wieder eine Inversionslage ein, eher kühl mit Nebel
und Hochnebel in den Niederungen und sonnig und milde auf den Bergen.
Von der richtigen sibirischen Kaltluft bleiben wir weiterhin
abgeschnitten. Diese tut sich in diesem Herbst besonders schwer, denn
die Eisbedeckung der Barentssee ist durch eine warme Meeresströmung
und den vorausgegangenen warmen Sommer ungewöhnlich gering. Kaltluft
wird durch die stramme Westströmung dort immer wieder ausgeräumt.
Auch bei uns ist somit vorerst kein richtiger Winter in Sicht.
Das Wetter im November kann aber auch anders sein. So zum Beispiel
vor 15 Jahren, als bei der Schneekatastrophe im Münsterland bis über
40 cm Schnee fielen. Diese Wetterlage bildete den Auftakt für einen
der schneereichsten Winter in den vergangenen 50 Jahren.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2020

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