Thema des Tages

20-11-2020 08:20

Bin wieder daahaaa! - oder: Kondenswasser an den Fensterscheiben


Besonders im Winterhalbjahr ein häufig anzutreffender "Gast" an den
Fensterinnenscheiben: Kondenswasser. Wieso, weshalb, warum und was
genau hinter dem von ihm "gefürchteten" Stoßlüften steckt, lesen Sie
im heutigen Thema des Tages.


Manche kennen es mehr, manche weniger und manche wurden in diesem
Herbst sogar schon hin und wieder Zeuge dieses "Phänomens". Denn kaum
wird es draußen mal etwas kälter, schon beginnen unzählige Tröpfchen
an den Rändern der Fensterinnenseiten die freie Sicht aus der warmen
Stube nach draußen einzuschränken. Um physikalisch erklären zu
können, warum es denn eigentlich am Fenster zu dieser
Tröpfchenbildung kommt, muss man sich mit der relativen Feuchtigkeit
der Luft beschäftigen.

Die relative Luftfeuchte beschreibt das Verhältnis zwischen dem
tatsächlichen und dem maximal möglichen Wasserdampfgehalt des
betrachteten Luftvolumens (meistens 1 m³ Luft) und wird üblicherweise
in Prozent angegeben. Eine relative Luftfeuchte von 100 % bedeutet
also, dass die Luft genauso viel Wasserdampf enthält, wie es ihr
maximal möglich ist. Sie ist dann gesättigt und kann keinen weiteren
Wasserdampf mehr aufnehmen. Wird dann doch noch Wasserdampf zugeführt
oder kühlt die Luft ab, kondensiert dieser überschüssige Wasserdampf
und es entstehen Tröpfchen. In freier Wildbahn kann man das zum
Beispiel bei der Bildung von Tau, Nebel oder Wolken beobachten.

Wie viel Wasserdampf nun ein bestimmtes Luftvolumen aufnehmen kann,
hängt von der Lufttemperatur ab. Wärmere Luft kann dabei mehr
Wasserdampf aufnehmen als kältere. Während beispielsweise 1 m³ Luft
bei 11 Grad rund 10 g Wasserdampf speichern kann, sind bei 0 Grad nur
noch maximal 5 g möglich. Bei -7 Grad, wie sie für die kommende Nacht
am Alpenrand örtlich erwartet werden, reichen sogar schon etwa 3 g
Wasserdampf um 1 m³ Luft "satt" zu bekommen.

Übertragen wir das mal auf die Fensterinnenseite: Vor allem im
Winterhalbjahr gehören Fensterscheiben mit zu den kältesten Stellen
eines Raums, d.h. die Luft, die sich direkt am Fenster befindet, hat
eine niedrigere Temperatur als beispielsweise die in der Mitte des
Raums. Da die Wasserdampfmenge in einem Raum aber im Groben und
Ganzen überall gleich ist, ist die relative Luftfeuchte direkt am
Fenster am höchsten und somit auch die Neigung zur Kondensation. Um
dies so gut wie möglich zu verhindern, stehen Heizungen auch häufig
unter den Fenstern.

Damit dieses Kondenswasser nicht zum Problem wird (Stichwort
Schimmelbildung), ist es wichtig, der erhöhten relativen Luftfeuchte
an bestimmten Stellen im Raum entgegenzuwirken - zum Beispiel indem
man mehrmals täglich für wenige Minuten stoßlüftet. Dadurch gelangt
zwar kühlere Luft in den Raum, die sich aber mit der Raumluft und der
unmittelbar am Fenster vorhandenen, sehr feuchten Luft vermischt. In
der Folge sinkt die relative Luftfeuchte in Fensternähe und damit
auch die dortige Gefahr der Schimmelbildung deutlich. Betrachtet man
dagegen den gesamten Raum, so steigt dort die Luftfeuchtigkeit
aufgrund des Temperaturrückgangs etwas an - aber nur kurzzeitig! Denn
durch das Heizen kommt die Temperatur der Raumluft rasch wieder auf
Touren, während es für ihre relative Feuchtigkeit abwärtsgeht.

Zu tief rutschen sollte sie dann aber auch wieder nicht. Die relative
Luftfeuchtigkeit für ein optimales Raumklima liegt nämlich zwischen
40 und 60 %. Auf die richtige Balance kommt es also an - wie so oft
im Leben.


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.11.2020

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