Thema des Tages

10-12-2020 08:20

Weiße Weihnachten? Ein oft unerfüllter Wunsch!

Für Meteorologen ist es die im Jahresverlauf wohl am häufigsten
gestellte Frage. Gibt es weiße Weihnachten oder feiern wir "im
Grünen"? Die Chancen auf eine verschneite Weihnacht stehen schlecht -
zumindest statistisch gesehen.

Wir Meteorologen fühlen uns dieser Tage ein bisschen wie Schauspieler
Bill Murray, dessen "Geist der zukünftigen Weihnacht" uns "täglich
grüßt" (Filmfans werden es verstehen). Alle Jahre wieder wollen uns
einige "Experten" an ihren tollkühnen "Prognosen" für das noch
verhältnismäßig weit in der Zukunft liegende Weihnachtswetter
teilhaben lassen, die dann beinahe tagtäglich als neue Schlagzeilen
in den Medien herumspuken und die Hoffnung auf schneereiche
Weihnachtstage nähren. Die meisten dieser Vorhersagen dürfen gerne
als völlig unseriös bezeichnet werden, zumindest dann, wenn konkrete
Aussagen über den Wetterablauf an einzelnen Tagen getroffen werden.
So sind vage Prognosen meistens erst binnen Wochenfrist möglich.

Das einzige Werkzeug, das uns Meteorologen bei der Beantwortung der
Frage nach weißer Weihnacht schon vor Beginn des seriösen
Vorhersagezeitraumes zur Verfügung steht, ist die sogenannte
Klimatologie oder auch Statistik. Blickt man in die Vergangenheit,
lassen sich über die Häufigkeit weißer Weihnachten
Wahrscheinlichkeiten für eben diese ableiten. Eine Übersichtskarte
(zu finden auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/12/10.html) zeigt
die Wahrscheinlichkeit für eine schneebedeckte Landschaft über das
gesamte Weihnachtsfest (24.12 bis 26.12.) auf Grundlage der Jahre
1951 bis 2008. So gibt es beispielsweise im Flachland und in den
Flussniederungen im Westen und Südwesten sowie im nordwestdeutschen
Tiefland nur in 10 % der Fälle eine geschlossene Schneedecke über
Weihnachten. Nach Norden und Nordosten zu liegt die
Wahrscheinlichkeit meist auch nur zwischen 15 und 25 %. In den
Mittelgebirgen sieht die Situation aus Sicht der Schneefans etwas
rosiger aus, die Wahrscheinlichkeiten für durchweg verschneite
Weihnachten liegt dort vielfach zwischen 30 bis 50 %. In den
Kammlagen der Mittelgebirge sowie in den Alpen (ab etwa 800 bis 1000
Meter Höhe) verläuft statistisch gesehen das Gros der Feiertage weiß.


Alles in allem lässt sich also festhalten, dass in den meisten
Regionen Deutschlands ein weißes Weihnachtsfest häufig ein
unerfüllter Wunsch bleibt. Und es kommt noch "schlimmer": Das
berühmte "Weihnachtstauwetter" gehört zu den verlässlichsten
Witterungsregelfällen in Deutschland. Ersten Kaltluftvorstößen mit
Schneefällen bis in tiefere Lagen zwischen November und Mitte
Dezember folgt oft ein Wetterwechsel, bei dem milde Atlantikluft von
Westen herangeführt wird. Regenfälle zehren dabei den noch
vorhandenen Schnee zusätzlich rasch auf. Wenigstens lässt sich die
Aussage, dass es früher "zu Großmutters Zeiten" viel öfter weiße
Weihnachten gegeben hat, entkräften. Die Häufigkeiten haben sich bis
heute nicht signifikant verändert. Weiße Weihnachten bleiben einfach
länger im Gedächtnis.

Dass sich das sehr variable Wetter selten an statistisch ermittelte
Mittelwerte hält, sollte allerdings noch Anlass zur Hoffnung geben.
Wenn sich ein verlässlicher Trend abzeichnet, wird an dieser Stelle
sicherlich darüber berichtet werden. Wir halten Sie diesbezüglich auf
dem Laufenden.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.12.2020

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