Thema des Tages

12-12-2020 11:20

Milderung von Westen


Nach einer ersten frühwinterlichen Phase stellt sich nun die
Wetterlage um und von Südwesten her kann zunehmend mildere Luft nach
Deutschland vordringen. Wer dafür verantwortlich ist und wie mild es
tatsächlich wird, wird im heutigen Thema des Tages behandelt.


Auf Tief ANDIRA folgt Tief BARBARA. Man könnte in die Versuchung
kommen, in Anlehnung an das Lied "Veronika der Lenz ist da", "Barbara
der Lenz ist da". Aber falsche Jahreszeit hierfür, befinden wir uns
doch mitten im Frühwinter. Allerdings lassen die Temperaturen der
kommenden Woche kaum noch winterliche Gefühle zu. Verantwortlich
dafür sind die angesprochenen Tiefdruckgebiete, allen voran BARBARA.
Wie der Grafik (unter: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/12/12_Bild.jpg?__bl
ob=normal&v=2) zu entnehmen ist, liegt BARBARA am Dienstag mit ihrem
Kern nordwestlich der Britischen Inseln. Sie induziert bei uns in
Deutschland an ihrer Vorderseite eine südliche bis südwestliche
Strömung. Dadurch gelangt milde Atlantikluft in das Vorhersagegebiet.
Diese verdrängt die feuchtkühle Luft, die sich etwa seit zwei Wochen
in weiten Teilen des Landes halten konnte und einen ersten
frühwinterlichen Eindruck hinterlassen hat.

Die einfließenden milden Luftmassen sind in der Grafik auf der
rechten Seite dargestellt. Das gezeigte Niveau von 850 Hectopascal
(hPa) entspricht in etwa 1500 m Höhe. Dieses Höhenniveau verwenden
wir Meteorologen gerne um thermische Eigenschaften einer Luftmasse zu
charakterisieren. Denn durch die Entkopplung von der planetaren
Grenzschicht (Erklärung unter: https://bit.ly/3oKi3dd) macht sich der
Tagesgang der Temperatur nicht mehr so stark bemerkbar. Vergleicht
man nun die Temperatur vom heutigen Samstag, den 12.12.2020, mit der
Temperatur am Dienstag, den 15.12.2020, so lässt sich über
Deutschland unschwer eine deutliche Milderung erkennen. Der Anstieg
beträgt etwa 8 Grad, von -4 bis 0 Grad auf 4 bis 9 Grad. Dies
spiegelt sich auch in den Höchstwerten wider, denn heute liegen sie
zwischen 5 und 9 Grad in der Westhälfte und 0 bis 5 Grad in der
Osthälfte. Am Dienstag hingegen werden 8 bis 12 Grad im Westen und 6
bis 9 Grad im Osten erreicht.

Jetzt fragen Sie sich sicherlich, warum es denn im Osten am Dienstag
kühler bleibt als im Westen, obwohl doch die Temperatur in 850 hPa
dort höher ist? Das hat mit der Durchmischung zu tun, also damit, wie
effektiv ein Austausch der unterschiedlichen Luftschichten
stattfinden kann. Das kann vor allen Dingen der Wind leisten. Und
genau das ist am Dienstag der springende Punkt. Die Nordwesthälfte
liegt unter leichtem Tiefdruckeinfluss und Tiefausläufer können die
Luftmasse zusammen mit etwas Wind durchmischen. In der Südosthälfte
ist dagegen eher schwacher Hochdruckeinfluss wirksam und bei geringen
Luftdruckgegensätze herrscht kaum Wind. Besonders deutlich wird dies
wohl an der Donau, wo sich in einer bodennahen zähen Kaltluftschicht
Nebel- und Hochnebelfelder halten können, sodass die Temperatur hier
tagsüber nur knapp über dem Gefrierpunkt liegt.

Die Vorweihnachtswoche stellt also die Weichen eher auf einen milden
Witterungsabschnitt. In den ersten Prognosen für Weihnachten ist
jedoch noch eine große Spanne für die Temperaturen vorhanden, sodass
die Hoffnung auf ein weißes Fest noch nicht begraben werden muss.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.12.2020

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