Thema des Tages

18-12-2020 09:50

Wirbelsturm YASA trifft Fidschi hart!

Naturkatastrophe über dem Südpazifik: Zyklon YASA trifft als einer
der stärksten jemals über dem Südpazifik beobachteten Wirbelstürme
auf Fidschi.

Die Wirbelsturmsaison über dem Südpazifik ist offiziell gerade einmal
gut 1 1/2 Monate jung und schon ereignete sich eine historische, weil
wahrlich extreme Naturkatastrophe. Die Rede ist von Zyklon YASA, der
- bezogen auf den minimalen Luftdruck im Kern - als der stärkste
südpazifische Wirbelsturm seit Zyklon WINSTON (2016) und als der
viertstärkste überhaupt seit Aufzeichnungsbeginn (etwa in den 70er
Jahren) in die Geschichtsbücher eingeht. Mit großer Wucht erwischte
er am gestrigen Donnerstag (17.12.2020) Fidschi.

YASA's Brutstätte befindet sich gut 600 km westlich von Vanuatu.
Zwischen dem 10. und dem 12. Dezember konnte YASA, zu diesem
Zeitpunkt noch als tropisches Tief klassifiziert, aufgrund von
relativ großer Windscherung und Wechselwirkungen mit einem weiteren
tropischen Tief in näherer Umgebung die Energie aus dem mit knapp 30
Grad sehr warmen Meereswasser noch nicht effektiv nutzen. Eine
Intensivierung ließ daher noch auf sich warten. Die verschiedenen
Wettermodelle und die sich in der Umgebung vollziehenden
atmosphärischen Veränderungen sollten aber schon zu diesem Zeitpunkt
keine Zweifel lassen an dem großen Potenzial, das in YASA
schlummerte.

Die explosive Entwicklung, die Zyklon YASA an den Folgetagen an den
Tag legte, überraschte aber dennoch. Binnen vier Tagen mauserte sich
YASA von einem tropischen Tief zu einem ausgewachsenen, extrem
starken Zyklon. Er erreichte während seines Höhepunktes am 16.
Dezember sogar die höchste 5. Kategorie auf der für Hurrikane
gebräuchlichen Saffir-Simpson-Skala. Der Luftdruck im nun - typisch
für starke Wirbelstürme - wolkenfreien Auge des Sturms sank auf
schätzungsweise 899 hPa. Zum Vergleich: der tiefste, jemals in einem
südpazifischen Zyklon beobachtete Luftdruck liegt bei 884 hPa
(WINSTON, 2016), der weltweit tiefste bei 870 hPa (TIP, 1979). Die
mittleren Windgeschwindigkeiten erreichten nach Angaben des
Joint-Typhoon-Warning-Centers (JTWC) 250 km/h, in Böen traten noch
höhere Windgeschwindigkeiten auf.

Leider wurde schnell klar, dass die Republik Fidschi ins Fadenkreuz
des Wirbelsturms gelangen würde. YASA schwächte sich auf dem Weg in
Richtung der Inselgruppe zwar etwas ab, entfaltete aber bei Landgang
auf der zweitgrößten Insel "Vanua Levu" als Kategorie-4-Sturm mit
mittleren Windgeschwindigkeiten von 220 km/h immer noch enorme Kraft.
In Erwartung extremer Orkanböen bis nahe 300 km/h, sehr hoher Wellen
und extremer Sturmfluten an der Küste sowie sintflutartiger
Regenfälle und Überschwemmungen ordneten die Behörden vollumfängliche
Ausgangsperren an. Bewohner tief gelegener Orte wurden in höher
gelegene Regionen evakuiert. Leider bewahrheiteten sich die
Befürchtungen: Der Zyklon richtete Schäden in Höhe von mehreren
hundert Millionen Dollar an und machte ganze Dörfer unbewohnbar.
Leider wurde auch bereits von Todesopfern berichtet.

Nach Überquerung der Insel schwächte sich YASA sukzessive und
deutlicher ab, wütet aber am heutigen Freitagvormittag immer noch als
Kategorie-1-Zyklon mit Orkanböen um 150 km/h und heftigen Regenfällen
auf den kleinen Inseln im äußersten Südosten von Fidschi. Auf seinem
Weg nach Südost nähert er sich bis Samstagabend unserer Zeit Tonga.
Da sich der Sturm dabei weiter abschwächt und wohl auch einen
gewissen "Sicherheitsabstand" zu Tonga hält, ist dort nach jetzigem
Stand nicht mit so schweren Auswirkungen wie auf Fidschi zu rechnen.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.12.2020

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