Thema des Tages

23-12-2020 09:50

2020 - global und regional auf Rekordjagd!

Laut einer vorläufigen Mitteilung der World Meteorological
Organization (WMO) ist das Jahr 2020 global gesehen auf dem Weg, zu
den drei wärmsten überhaupt zu zählen. Im Folgenden Tagesthema soll
eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Fakten gegeben werden.

Genf, 2. Dezember 2020 (Sitz der WMO): "Der Klimawandel setzt seinen
unerbittlichen Marsch im Jahr 2020 fort, das auf dem besten Weg ist,
eines der drei wärmsten Jahre in der Geschichte zu werden. Zudem
werden die Jahre 2011-2020 das bisher wärmste Jahrzehnt in den
Aufzeichnungen sein, wobei die wärmsten sechs Jahre alle nach 2015
liegen", so die Weltorganisation für Meteorologie.

Die Erwärmung der Ozeane befindet sich auf Rekordniveau und mehr als
80 % der globalen Ozeane erlebten irgendwann im Jahr 2020 mindestens
eine marine Hitzewelle (deutliche positive Abweichung der
Meeresoberflächentemperatur). "Dies hat weitreichende Auswirkungen
auf die marinen Ökosysteme, die bereits unter saurerem Wasser
aufgrund der verstärkten Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) leiden", so
der vorläufige WMO-Bericht zum Zustand des globalen Klimas im Jahr
2020.

Der Bericht, der auf Beiträgen einer Vielzahl von internationalen
Organisationen und Experten basiert, zeigt, wie die Auswirkungen von
extremer Hitze, Waldbränden und Überschwemmungen sowie die
rekordbrechende atlantische Hurrikansaison Millionen von Menschen in
Mitleidenschaft gezogen haben.

Trotz (zeitweise) nahezu globaler COVID-19-Lockdowns stiegen die
atmosphärischen Konzentrationen von Treibhausgasen weiter an, was
aufgrund der langen Verweilzeit von CO2 in der Atmosphäre für viele
kommende Generationen eine weitere deutliche Erwärmung
vorprogrammiert.

Nach Aussagen der WMO wird die globale Durchschnittstemperatur im
Jahr 2020 um etwa 1,2 °C über dem vorindustriellen (1850-1900) Niveau
liegen.

"Rekordwarme Jahre sind in der Regel mit einem starken
El-Niño-Ereignis zusammengefallen, wie es 2016 der Fall war. Jetzt
erleben wir eine La Niña, die normalerweise einen abkühlenden Effekt
auf die globalen Temperaturen hat. Trotzdem ist das Jahr 2020 mit dem
bisherigen Rekord von 2016 vergleichbar", so der Generalsekretär der
WMO Prof. Petteri Taalas.

Die deutlichste positive Temperaturabweichung wurde in Nordasien
registriert, insbesondere in der sibirischen Arktis, wo die
Temperaturen mehr als 5 °C über dem Durchschnitt lagen. Die
sibirische Hitze erreichte ihren Höhepunkt von Mitte bis Ende Juni.
So wurden zum Beispiel am 20. Juni in Verkhoyansk 38,0 °C erreicht,
die vorläufig höchste jemals gemessene Temperatur nördlich des
Polarkreises. Dies trug zur aktivsten Waldbrandsaison in einem
18-jährigen Datenrekord bei, gemessen an den durch die Brände
freigesetzten CO2-Emissionen.

Im Vergleich zum globalen Durchschnitt hat sich die Arktis seit Mitte
der 1980er Jahre mindestens doppelt so schnell erwärmt, was wiederum
den stetigen Abwärtstrend in der sommerlichen arktischen
Meereisausdehnung verstärkt. Dieser Trend hat zudem auch unmittelbare
Auswirkungen auf das Klima in den mittleren Breiten.

Das arktische Meereis erreichte im September 2020 sein jährliches
Minimum, in diesem Jahr allerdings als zweitniedrigstes in der
42-jährigen Satellitenaufzeichnung. Das arktische Meereis, jeweils
für Juli und Oktober 2020 hatte die niedrigste Ausdehnung in den
Aufzeichnungen bislang.

Der globale mittlere Meeresspiegel im Jahr 2020 ist ähnlich hoch wie
im Jahr 2019 und stimmt mit dem langfristigen Trend des allmählichen
Anstiegs überein. Die sich entwickelnden La-Niña-Bedingungen haben in
letzter Zeit zu einem leichten Rückgang des globalen Meeresspiegels
geführt, ähnlich wie bei früheren La-Niña-Ereignissen.

Die aufgeführten Fakten stellen nur Auszüge aus dem vorläufigen
Bericht der WMO dar. Dieser vorläufige Bericht zum Zustand des
Weltklimas 2020 basiert auf den Temperaturdaten von Januar bis
Oktober 2020. Der endgültige Bericht für das Klimajahr 2020 wird im
März 2021 veröffentlicht.


Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.12.2020

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