Thema des Tages

28-12-2020 09:50

Schneefall beendete Rekordhitze in Denver/Colorado

Rekordwärme wurde Anfang September in Denver/Colorado am Fuße der
Rocky Mountains in den USA vermeldet. Wenige Stunden später konnten
hier und da Schneemänner gebaut werden. Was war passiert?

Angesichts der doch eher typisch winterlichen Wettererscheinungen
hierzulande, möchte die Autorin heute noch mal einige Monate zurück
und einige tausend Kilometer nach Westen auf den nordamerikanischen
Kontinent blicken: Etliche Rekorde wurden im September in
Denver/Colorado aufgestellt. Einerseits gab es in der 1609 Meter hoch
gelegenen Stadt dieses Jahr 75 Tage mit mehr als 90°F (etwa 32°C).
Ebenso war es am 5. September dort mit 101°F (ca. 38°C) so warm wie
noch nie in einem September zuvor. Zudem wurde die
100-Grad-FAHRENHEIT-Marke in Denver so spät im Jahr noch nie
überschritten.

Was jedoch wenige Tage darauf passierte, war wiederum mehr als
beachtlich! Während am 7. September bei immerhin noch 34°C
Höchsttemperatur das Spätsommerwetter genossen werden konnte, wurde
weniger als 24 Stunden später eine Temperatur um den Gefrierpunkt
gemessen und gebietsweise fiel Schnee.

Was war passiert?

Die Spätsommerhitze Anfang September wurde durch einen breiten
Höhenrücken entlang der Westküste verursacht. In einer heißen,
trockenen Luftmasse mit geringen Luftdruckgegensätzen bestimmte
Absinken das Wetter. Trockenheit und Hitze, die seit Mitte April im
Südwesten der USA das Wetterbild beherrschten, setzten sich bis in
die erste Septemberdekade fort. Es passt zu dieser rekordträchtigen
Geschichte, dass der stabile Höhenrücken erst durch die zwei Taifune
MAYSAK und HAISHEN verschoben wurde, die während der ersten
Septembertage jeweils im 8000 bis 9000 Kilometer entfernten Korea und
Japan auf Land trafen. Beide Stürme induzierten Störungen in den
kräftigen Polarfrontjet, der von Japan direkt nach Nordamerika
zeigte. Diese Störungen wurden über den Nordpazifik rasch nach
Nordamerika geführt und wuchsen zu kräftigen Trögen an. Ihnen gelang
es, die langanhaltende Dominanz des Höhenrückens über dem Westen der
USA endlich zu brechen. So sorgte ein kräftiges Höhentief in der
Nacht vom 7. auf den 8. September für einen Kaltlufteinbruch
sondergleichen. Eine Kaltfront mit polarer Kaltluft arktischen
Ursprungs im Gepäck schwenkte vom Bundesstaat Wyoming kommend
südwärts nach Colorado. Sie brachte nicht nur in höher gelegenen
Regionen Schnee mit sich. In Denver wurden immerhin 2 bis 3
Zentimeter Schnee gemessen. Beeindruckender als der Anblick von
Schnee, nachdem man am Vortag noch am Pool lag, war jedoch der sehr
deutlich spürbare Temperaturrückgang um satte 60 Grad Fahrenheit
(entspricht 33 Grad bzw. Kelvin).

Solch ein Temperatursturz ist für Denver nicht ganz unüblich. Erst
letztes Jahr vom 9. auf den 10. Oktober fiel die Temperatur in
weniger als 24 Stunden um 63 Grad Fahrenheit. Der Zeitpunkt des
Auftretens ist jedoch selten. Normalerweise treten diese starken
Temperaturschwankungen erst in den Wintermonaten auf. Der
Allzeitrekord für solch einen Temperaturrückgang in Denver wurde
übrigens am 25. Januar 1872 aufgestellt. Damals sank die Temperatur
innerhalb von 24 Stunden um 66 Grad Fahrenheit von 8°C (46°F) auf
-29°C
(-20°F).


Im Sinne der Barrierefreiheit: Dem Thema des Tages ist eine Grafik
beigefügt, welche die gemessene Temperatur vom 5. bis 8. September
2020 in Denver/Colorado zeigt und den Temperatursturz verdeutlicht.



Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.12.2020

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