Thema des Tages

31-12-2020 09:50

Wetterextreme 2020 - Teil 2

Das heutige Thema des Tages behandelt den zweiten Teil der
Zusammenfassung des Wetterjahres 2020 mit Schwerpunkt auf extremen
Wetterereignissen.

Juli: Nur mäßig warm und Dürre in der Mitte

Im Juli setzte sich eine antizyklonale (hochdruckdominante)
Westwetterlage durch. Es gab einen kurzen Wechsel aus sommerlichen
Abschnitten und schwachen Kaltlufteinbrüchen. Während der Norden
häufig von Tiefausläufern beeinflusst wurde, herrschte im Süden meist
Hochdruckeinfluss vor. So stellte sich zumeist ein Nord-Süd-Gefälle
bei den Temperaturen ein. Besonders ausgeprägt war dieses am 9.7. mit
Höchstwerten von nur 14°C im Norden und bis 32°C im Süden. Die
Fronten brachten im Norden ausreichend Niederschlag, auch im Süden
sorgten Hitzegewitter immer wieder für Regen. Schwergewitterlagen,
die in vergangenen Jahren häufig flächendeckender Regen brachten,
fielen in diesem Jahr weitestgehend aus. Gegen Ende des Monats
brachte dann eine kurze Hitzewelle Temperaturen bis 37°C. Insgesamt
war der Juli wegen der kalten Nächte durchschnittlich temperiert, nur
im Süden war es etwas zu warm.

August: Hitzewelle, im Süden Hochwasser, sonst weiterhin teils Dürre

Zu Beginn des Monats brachte eine Kaltfront im Süden Deutschlands
kräftige Gewitter mit einer anschließenden Dauerregenlage am 3. und
4.8. Innerhalb von 48 Stunden fielen am Alpenrand 100-200 l/qm Regen,
was zu lokalen Überschwemmungen führte. Danach änderte sich die
Wetterlage erneut. Ein kräftiges Hoch stieß über Mitteleuropa bis
nach Skandinavien vor. Dabei wurde mit einer südlichen Strömung heiße
Saharaluft herangeführt, die zwischen dem 6.8. und dem 13.8. eine
Hitzewelle mit bis zu 37°C brachte. Dadurch wurde die Dürre vor allem
in der Mitte Deutschlands weiter verschärft, sodass sich dort das
Laub vieler Bäume auch in diesem Sommer wieder braun färbte. Diese
Hitzewelle wurde am 14.8. durch schwere Gewitter mit Sturmböen und
Hagel beendet. Auch danach sorgte eine Westwetterlage immer wieder
für kräftige Gewitter. Mit Sturmtief "Kirsten", das am 26.8.
verbreitet Sturmböen brachte, wurde die Sturmsaison ungewöhnlich früh
eröffnet. Am Ende des Monats brachte eine Luftmassengrenze in einem
Streifen vom Oberrhein bis zur Lausitz noch mal ordentliche
Regenmengen mit teils über 80 l/qm in 48 Stunden. Der August war
deutschlandweit insgesamt der zweitwärmste seit Messbeginn.

September: Der Sommer geht in die Verlängerung

Der September war meist von Hochdrucklagen geprägt. So kam gegen
Mitte des Monats mit Höchstwerten über 30°C der Sommer zurück. Ab dem
19.9. wurden die Nächte aber bereits empfindlich kalt. Im Nordosten
gab es den ersten Frost. Am 22. und 23.9. ging mit den letzten
kräftigen Gewittern eine der schwächsten Gewittersaisons der letzten
Jahrzehnte zu Ende. Dies war auch das vorläufige Ende des Sommers und
der lang anhaltenden Hochdruckphase, denn ein Tiefdruckgebiet führte
polare Kaltluft nach Deutschland. Die Höchstwerte erreichten zum Teil
nur noch den einstelligen Bereich und nachts gab es Frost.
Nichtsdestotrotz war auch der September zu warm und vielerorts zu
trocken.

Oktober: Feucht und kühl, gegen Ende "Goldener Oktober"

Nach recht warmem Beginn stellte sich ein kühler und nasser
Witterungsabschnitt ein. Tiefdruckgebiete führten maritime
Subpolarluft heran, in der besonders in den Mittelgebirgen häufig
Regen fiel. Ab 21.10. kam dann doch noch der "Goldene Oktober" mit
Höchstwerten von zum Teil über 20°C. Der Oktober war ungewöhnlich
wolkenreich und war somit einer der sonnenscheinärmsten seit den
Aufzeichnungen. Wetterextreme, wie z.B. Stürme, blieben völlig aus.

November: Von Rekordwärme zum ersten Schnee

Den Auftakt machte eine warme Südwestwetterlage, die am 2.11. gleich
an mehreren Stationen Temperaturrekorde brach. Der deutsche
Allzeitrekord mit fast schon sommerlichen 24,0°C wurde in Bad
Dürkheim am Rande des Pfälzerwaldes eingestellt. Es folgten viele
Tage, die von Hochdruckeinfluss geprägt waren, mit viel Sonne, aber
auch zähem Hochnebel in den Niederungen. Für die endgültige
Umstellung der Wetterlage sorgte am 19.11. der Ex-Hurrikan "Eta", der
im Norden Sturmböen und an der Küste auch orkanartige Böen brachte.
Danach stellte sich ein oft trüber und deutlich kühlerer
Witterungsabschnitt, teils mit Dauerfrost im Südosten, ein. Nach
einer sehr frostigen Nacht zum 30.11., die an einigen Stationen im
Westen die kälteste Nacht des Jahres war, sorgte in der
darauffolgenden Nacht ein Tiefdruckgebiet mit polarer Meeresluft für
Glatteis im Westen und den ersten Schnee teils bis ins Flachland.
Trotz der trüben Witterungsphase am Ende steht der November bei der
Sonnenscheindauer auf Platz 3.

Dezember: Überwiegend trüb und mild am Ende nasskalt, im Bergland
winterlich

Im Dezember blieb die eingeflossene Subpolarluft unter schwachen
Luftdruckgegensätzen in Deutschland liegen. Somit machte eine kühle,
trockene, und zu Nebel und Hochnebel neigende Witterungsphase den
Auftakt. Sonne gab es in den Gipfellagen der Mittelgebirge und an
deren Nordrändern. Im höheren Bergland blieb es winterlich. Gegen
Mitte des Monats führte eine Südlage zu deutlicher Milderung. Diese
ging dann kurz vor Weihnachten in eine Südwestlage über. Eine
schleifende Front über Deutschland führte in der Mitte zu kräftigen
Regenfällen. Dabei wurde subtropische Luft herangeführt, sodass
teilweise sogar die Nachttemperaturen zweistellig blieben. Pünktlich
zum 1. Weihnachtsfeiertag sorgte eine Kaltfront für einen
Temperatursturz. Zumindest bis in mittlere Lagen fiel zum 1.
Weihnachtsfeiertag dann doch noch etwas Schnee. Am 27.12. zog das
außergewöhnlich große Sturmtief "Hermine" mit seinem Kern von
Großbritannien nach Frankreich und beeinflusste nahezu ganz Europa.
In Deutschland war "Hermine" nur ein schwacher Wintersturm, sorgte
aber in den westlichen Mittelgebirgen für ordentlich Schnee. Mit
"Hermine", deren Reste sich über West- und Mitteleuropa festgesetzt
hatten, wurde ein weiterer nasskalter Witterungsabschnitt
eingeleitet, der bis heute andauert. Dennoch wird auch der Dezember
als zu warmer Monat in die Statistik eingehen, der im Westen wieder
außergewöhnlich sonnenscheinarm war.

Auch wenn es im Jahr 2020 einige außergewöhnlich Wetterlagen gab, so
war es bezüglich größerer Unwetterlagen ein ungewöhnlich ruhiges
Jahr. Es gab kaum Schnee, im Sommer nur wenige Gewitter, und eine nur
schwach ausgeprägte Sturmsaison.

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Liebe Leserinnen und Leser,
mit diesem Artikel endet auch unsere Reihe "Thema des Tages" für
dieses Jahr. Wir, das Team der Vorhersagezentrale, hoffen, bei Ihnen
mit unseren Beiträgen Neugier geweckt, Freude erzeugt, und vielleicht
auch für den ein oder anderen Schmunzler gesorgt zu haben. Ihr
wertvolles Feedback, was Sie uns auch dieses Jahr wieder zahlreich
zukommen haben lassen, war diesbezüglich jedenfalls sehr
vielversprechend. Damit verabschieden wir uns aus 2020 und hoffen,
dass Sie uns auch im neuen Jahr gewogen bleiben. Bis dahin und einen
guten Rutsch!

Dipl.-Met. Christian Herold, M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.12.2020

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