Thema des Tages

05-01-2021 08:50

Was gibt es Neues beim Wetter?

Seit Jahresbeginn dümpeln wir zwischen Hochs und Tiefs mit nur wenig
Bewegung in der Wetterküche, aber durch Feuchteeinschub immer wieder
weißen "Überraschungen". In unserem Büro nennt man das "Gammellage".
Die setzt sich weiter fort, auch wenn Tief AHMET jetzt von Osten her
angreift.

In den wenigen Tagen seit Jahresbeginn hat sich beim Wetter nicht
viel getan. Erkennbar ist das unter anderem an der vielleicht für den
ein oder anderen verwirrenden Namensgebung der Hoch- und
Tiefdruckgebiete auf den Wetterkarten. Eigentlich werden in diesem
Jahr die Hochdruckgebiete mit Frauennamen und die Tiefdruckgebiete
mit Männernamen versehen. Nun finden wir aber auch heute wieder Hoch
ALEXANDER über Nordeuropa und Tief LISA über dem Mittelmeer auf
unseren Karten. Die zwei sind Relikte aus 2020, die sich einfach
nicht verabschieden wollen. Das ist typisch für eine "Gammellage":
wenig Bewegung, wenig Veränderung, aber dadurch nicht unbedingt
"besser" vorhersagbares Wetter.

Denn die zwei Druckgebilde bewegen sich schon, wenn auch nur wenig
und langsam. Sie schieben sich mal nach Norden, mal nach Süden, fast
könnte man meinen, sie führen einen alten höfischen Tanz auf:
gebührender Abstand, aber kein Partnerwechsel. Da wir in Deutschland
in der Zone zwischen den beiden Zentren liegen, ist unser Wetter von
eher östlichen Strömungen geprägt. Somit wird kühle Luft zu uns
geführt, die durch das Anzapfen von Meeren (mal Ostsee, mal
Mittelmeer) aber auch feucht ist. In der Folge kommt es immer wieder
zu Niederschlägen, die durch die kühle Luft im Bergland durchgehend,
im Flachland hin und wieder als Schnee fallen. Da nicht genau
vorausberechnet werden kann, wie sich die Druckgebilde verlagern,
sind auch die Niederschlagsphasen und die vom Schnee betroffenen
Regionen immer wieder anders.

Nun hat sich gestern aus dem umfangreichen Tiefdruckkomplex LISA über
dem Süden Europas ein kleines Tief entwickelt: AHMET. Der hat durch
die Nähe zum Mittelmeer reichlich Feuchtigkeit geladen und wird sich
langsam nordwärts über Osteuropa und schließlich Polen auch nach
Deutschland bewegen. Das bedeutet für uns einen kräftigen
Feuchtenachschub aus Osten. Die Frage ist nun: Wo genau zieht AHMET
lang? Er schiebt relativ milde Luft vor sich her, hat aber eine kalte
"Schleppe". Er wird also zunächst Regen, später aber Schneeregen und
Schnee bringen. Unter Umständen kann es auf kalten Böden und in den
Übergangsbereichen von Regen zu Schnee auch mal kurz zu gefrierendem
Regen kommen. Die Bestimmung der Niederschlagsphase in den einzelnen
Regionen im Osten und Nordosten Deutschlands ist also schwierig. Die
Modelle nähern sich zwar immer mehr einer Zugbahn an (Polen und die
Oder nach Ost- bzw. Nordostdeutschland), es gibt aber auch noch
Ausreißer. Weiter voran scheint das Tief nicht zu kommen, es bleibt
über Nordostdeutschland und Polen liegen und schwächt sich in den
Folgetagen ab.

Auf jeden Fall kommt ein Schwall feuchter Luft aus Osten zu uns, die
am morgigen Mittwoch mehr und mehr zu Schneefall führt. Abgesehen von
den Küstenbereichen, an denen die Ostsee für eine Milderung der Luft
sorgt und so die Schneewahrscheinlichkeit senkt, muss man sich also
in den kommenden Tagen auf glatte und teils verschneite Straßen
einstellen. Besonders im Erzgebirge und Harz, teils aber auch im
Fläming kann es vorübergehend mal mäßig schneien. Weiter westlich
sowie im Süden fällt auch zeit- und gebietsweise Schnee oder
Schneeregen, die Intensität ist dort aber deutlich geringer, sodass
es voraussichtlich nur für wenige Zentimeter Neuschnee reichen wird.
In den tiefsten Lagen im Westen und Nordwesten bleibt der Schnee
unter Umständen gar nicht liegen. An der Nordsee sorgt meist
auflandiger Wind ebenfalls für zu milde Luft und eher keine
geschlossene Schneedecke.


Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2021

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