Thema des Tages

12-01-2021 09:50

DIMITRIOS hat noch nicht genug

Der Name griechischer Herkunft des zurzeit wetterbestimmenden Tiefs
assoziiert eher sommerliche Wärme - passend zu den Strandbildern aus
Griechenland mit 25 Grad und mehr. Hierzulande zeigt sich das Wetter
eher von der winterlichen Seite.

Das Tief DIMITRIOS mit Zentrum im Raum Stockholm bestimmt derzeit das
Wettergeschehen über Deutschland. An dessen Südrand überqueren uns
seine Frontensysteme, die aktuell noch in einem breiten Streifen von
Südbrandenburg über Thüringen bis in den Südwesten Deutschlands für
Schneefälle sorgen. In tiefen Lagen haben wir es dabei wieder eher
mit der Kategorie "kurzes Vergnügen" oder "Matschvariante" zu tun.
Dabei liegen Freud und Leid mitunter ganz dicht beieinander. Während
es am heutigen Dienstagmorgen in Hanau (104 Meter über dem
Meeresspiegel) östlich von Frankfurt am Main nahezu komplett grün
geblieben ist, liegt im nahegelegenen Offenbach (98 Meter ü. NN) nur
wenige Kilometer westlich einen dünne Nassschneedecke. Sobald man
wenige Höhenmeter nach oben geht, findet man beispielsweise in Bad
Homburg (194 Meter ü. NN) tief verschneite Winterlandschaften mit
rund 10 Zentimeter Neuschnee vor.

In den kommenden Stunden betreffen die Schneefälle vor allem noch die
südlichen Landesteile, wohingegen von Nordwesten vorübergehend ein
Schwall milderer Atlantikluft einfließt. Die Bewohner vom Ruhrgebiet
oder von Bremen und Hamburg können ein Lied davon singen, denn dort
fiel bei deutlichen Plusgraden ohnehin "nur" Regen. Am Niederrhein
sind es aktuell sogar bis zu 8 Grad.

Also wieder nur ein kurzes Winterintermezzo? Naja - nicht ganz. Zur
Wahrheit gehört zum einen, dass es zumindest im Bergland weiterhin
heißt "Ski und Rodel gut" (so es denn überhaupt erlaubt ist) bei
Schneehöhen jenseits von 20 Zentimeter und in weiten Teilen Bayerns
vermehrt Dauerfrost herrscht(e). Zudem hat DIMITRIOS noch nicht genug
und hält noch einiges für uns parat. Es zieht bis zum morgigen
Mittwochmittag in die Boddengewässer östlich von Rügen und zapft
dabei auf dessen Rückseite polare Kaltluft aus Skandinavien an. Nach
ebenfalls mildem Winterauftakt ist es dort nun doch
jahreszeitentsprechend kalt geworden mit vielfach zweistelligen
Minusgraden. Richtung Karelien lauert gar die lange auf den
Europäischen Wetterkarten nicht mehr zu verortende sibirische,
kontinentale Arktikluftmasse (cA, siehe Thema des Tages vom 06.
Januar 2021) mit Temperaturen unter -20 Grad.

Mit der auf Nord drehenden Strömung über Deutschland überstreicht die
Luftmasse allerdings noch die vergleichsweise warmen Gewässer des
Skagerraks, Kattegats, sowie der westlichen Ostsee mit
Wassertemperaturen 4 bis 7 Grad. Normal wären eher 2 bis 3 Grad
weniger. Und dennoch kommen neben (teils schweren) Sturmböen an der
Ostsee auch die berühmt berüchtigten Schauerstraßen ("Lake Effekt")
auf, bei denen die Kaltluft aus höheren Luftschichten herabstürzt und
als Ausgleichsbewegung oberflächennahe mildere Luft aufsteigt. Bei
anderer Vorgeschichte wäre vor allem in Teilen Vorpommerns ein
Schneechaos mit hohen Verwehungen vorprogrammiert. In diesem Falle
muss man etwas zurückhaltender sein, da die Böden warm sind und in
Küstennähe durch das warme Wasser teils sogar noch die flüssige
Niederschlagsphase auftritt. Mit jedem Kilometer landeinwärts steigt
die Chance auf lokal kräftige Schneefälle jedoch an. So sind
insbesondere in der Nacht zum Donnerstag lokal 10 Zentimeter und mehr
ohne weiteres möglich. Sollte es akut werden, erfahren Sie es - wie
gewohnt - in unseren Warnlageberichten und auf der Warnkarte.

Aber auch in den übrigen Landesteilen sinken die Temperaturen bis zum
Wochenende ab, so dass tagsüber allenfalls noch an der Nordsee und
entlang des Rheins nennenswerte Plusgrade bis 3 Grad auftauchen.
Vielfach bleibt das Quecksilber um 0 Grad oder im leichten
Dauerfrostbereich hängen. In den Nächten tritt insbesondere bei
Auflockerungen rasch mäßiger Frost zwischen -5 und -10 Grad, über
Schnee im Süden strenger Frost unter -10 Grad auf.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.01.2021

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