DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-01-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.01.2021 um 10.30 UTC



Übergang zu einer Troglage. Meist nasskalt, im Bergland winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 27.01.2021


Am Samstag weitet sich ein Langwellentrog von Nord- und Nordwesteuropa nach
Mitteleuropa hin aus. Auf der Rückseite einer wellenden Kaltfront, anfangs kann
der Südosten noch von einer Vb ähnlichen Entwicklung erfasst sein, dringt mit
südwestlicher Strömung erwärmte Meereskaltluft nach Deutschland ein.
Zum Sonntag kann ein kleinräumiges Tief über die Mitte und den Süden nach
Nordosten ziehen. Für den Süden wäre ein kräftiges Auffrischen des Windes die
Folge, über der Mitte und dem Norden teils Schnee bis in tiefe Lagen. Hinter der
Entwicklung im Detail stehen aber noch einige Fragezeichen.
Am Sonntag liegt dann der leicht progressive Langwellentrog über uns. Nach Abzug
des Bodentiefs sollen weitere, kurzwellige Tröge für Hebungsimpulse und
schauerartige Niederschläge sorgen. Bei sich verstärkender Zufuhr kalter
Meeresluft, die 850 hPa Temperaturen gehen auf -6 bis -9 Grad zurück, fällt im
Bergland durchweg Schnee, in tiefen Lagen tagsüber auch Regen oder Graupel.
Am Montag verlagert sich die Hauptachse des Troges langsam über Mitteleuropa
nach Osten. Kurzwellige Tröge und kleine Bodentiefs sind für Überraschungen gut.
Während die grobe Marschrichtung steht, im Bergland Winterwetter, in tiefen
Lagen und im Flachland tagsüber eher nasskalt, ist die Entwicklung im Detail
noch nicht prognostizierbar.
Am Dienstag wird der Trog durch einen Höhenrücken über Westeuropa etwas nach
Osten abgedrängt, was bei uns eine kräftige nordwestliche Strömung nach sich
zieht. Im Bodendruckfeld schiebt sich von Frankreich her eine Zone hohen
Luftdruckes nach Deutschland herein, inwieweit das nachhaltig ist bleibt
abzuwarten. In der nasskalten, weiter leicht instabilen Luftmasse kommt es
wahrscheinlich noch schauerartigen Niederschlägen.
Am Mittwoch nähert sich der abflachende Rücken weiter an, allerdings hält der
Langwellentrog dagegen und wir liegen weiter in der nordwestlichen Strömung. Der
Höhenrücken wird von milder Meeresluft umlaufen, die sich bei uns nach aktuellem
Stand am ehesten im Westen und Süden bemerkbar macht, während sich ansonsten
kalte Meeresluft bestimmend bleibt. An der sich formierenden Luftmassengrenze
über Deutschland wären verbreitete Niederschläge die Folge, die nach Nordosten
hin meist als Schnee, im Südwesten bis in Gipfellagen der Mittelgebirge als
Regen fallen würden.
In der erweiterten Mittelfrist könnte sich die westnordwestliche Strömung mit
Grenzwetterlage über Deutschland fortsetzen. Diese Entwicklung ist aber noch
nicht spruchreif, die Unsicherheiten sind natürlich noch erheblich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen IFS Modells ist im großen Maßstab gut. Die
Entwicklung im Detail sind aber sehr unsicher. So wird die Passage des kleinen
Tiefs über Deutschland zum Sonntag von Lauf zu Lauf anders simuliert. Auch in
der Folge werden die kurzen Wellen immer wieder verschieden berechnet. Die
Grenzwetterlage zur erweiterten Mittelfrist hin im aktuellen Lauf ist neu. Die
Vorläufe ließen den Höhenrücken zu uns hereinschwenken und die milde Luft über
Deutschland nach Osten durchbrechen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle simulieren kein grundsätzlich anderes Szenario. Die
Zeichen stehen auf nasskalte, wechselhafte Troglage, im Bergland auf
Winterwetter. Aber schon eingangs sind dieselben Schwierigkeiten zu erkennen,
wie beim Modellvergleich. Das kleine Tief soll im ICON und GFS von Frankreich
aus ins Mittelmeer ziehen. Uns überquert in der Nacht zum Sonntag und tagsüber
"nur" ein Bodentrog. UKMO simuliert zwar auch ein Tief, lässt es aber, wie auch
der gestrige IFS 00z Lauf, über Norddeutschland nach Nordosten wandern. In der
Folge ähneln sich die Strukturen dann wieder mehr. Auch haben zum Ende ICON und
GFS eine Art Grenzwetterlage über Deutschland im Angebot, zumindest
vorübergehend.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Großen und Ganzen stützen die Ensembles anhand der Rauchfahnen diverser
deutscher Städte die Aussagen des Haupt- und des Kontrolllaufs. Sie zeigen bis
zu Beginn der nächsten zurückgehendes Geopotential und sinkende Temperaturen in
der unteren Troposphäre, die gut mit dem beschriebenen Ablauf korrelieren. Der
Peak in den Kurven für die Temperatur 850 hPa in der Nacht zum Sonntag spiegelt
die Tiefpassage wider. Hier zeigen auch die Ensembles unterschiedliche Verläufe,
mal die Passage im Norden mit dem entsprechenden Temperaturanstieg, mal weiter
im Süden, wo der Peak dann fehlt. Zum Ende wird die Streuung dann insgesamt
größer, wobei ein Teil der Members die Milderung im Südwesten abschwächt oder
sogar negiert.
Die fortgesetzten Niederschlagssignale deuten auf die anhaltend wechselhafte
Witterung hin.

Kleinräumige Diskrepanzen fallen bei der Clusterung nicht ins Gewicht, was schön
auch daran zu sehen ist, dass im ersten Zeitschritt 2 Cluster gebildet werden
(Hauptlauf Cluster 1, 31 Member), die sich nicht viel unterschieden, in der
Folge aber jeweils nur ein Cluster gebildet wird. Zumindest in groben Zügen darf
der aktuellen Lösung also getraut werden.

Die ENS des GFS zeigen ein ähnliches Verhalten, hier scheinen zum Ende hin aber
die milderen Lösungen etwas stärker in der Oberhand zu sein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vor allem im Bergland, und dort vor allem in Hochlagen bleibt es mittelfristig
sehr windig, zeitweise stürmisch. Je nach Entwicklung und Zugbahn der
Bodentiefs, bzw. Tröge ist dann auch in tiefen Lagen ein starkes Auffrischen des
Windes mit Potential für stürmische Böen oder Sturmböen zu sehen. Darüber hinaus
bleibt es wechselhaft und die auftretenden Niederschläge fallen im Bergland
durchweg, in tiefen Lagen zeitweise als nasser Schnee. Insbesondere im Bergland
sind auch markante Schneefälle nicht ausgeschlossen.
Hinweise auf kräftige Niederschläge über der Mitte und stärkeren Wind im Süden
(in der Nacht zum Sonntag) fehlen seitens der Probabilistik, sodass die
Entwicklung des kleinen Tiefs auch aus dieser Sicht fraglich ist. Die meisten
Member prognostizieren nur einen Bodentrog.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner