Thema des Tages

29-01-2021 15:20

Eine Wetterlage für's Meteorologenherz


Allerlei los ist derzeit beim Wetter: Während kalte Polarluft für
Schneefälle im Norden und Osten sorgt, steigen in der Südwesthälfte
die Flusspegel durch Regen und Schneeschmelze. Ein kurzer Überblick.


Die Wetterküche lässt für uns Meteorologen derzeit wirklich keine
Wünsche offen: Schaut man allein nur auf die Warnseite des Deutschen
Wetterdienstes, so sieht man neben Frost und Glätte (den beiden
üblichen Kandidaten im Winter) auch noch Dauerregen, Tauwetter,
Schnee und Sturm. Nicht wundern, falls auch noch Gewitter oder Nebel
auftauchen! Das einzige, was noch fehlt, sind Hitze- und UV-Warnungen
;-)? Hitze ? die scheint weit entfernt zu sein, doch staunt man nicht
schlecht, wenn man den Blick über den Tellerrand wagt und nach
Spanien schaut: Während in den Medien vor kurzem noch Bilder mit
Schneemassen aus Madrid kursierten, erlebt das Land gerade eine
außergewöhnliche Hitzewelle: Eine Station nahe Valencia meldete
gestern 29,7 °C, die höchste jemals im Januar gemessene Temperatur in
Spanien? Was für ein Wetterumschwung!

So warm wie in Spanien wird es bei uns zwar bei weitem nicht, dennoch
kommt von dort die milde Luftmasse, die das Thermometer in weiten
Teilen Baden-Württembergs, den Rhein entlang sowie im Voralpenland
auf Höchstwerte zwischen 10 und 13 °C klettern lässt. Dazu
stürmischer Wind und kräftiger Regen, der das weiße Pulver, das
mittlerweile nur noch in den höheren Lagen liegt, rasch in die
flüssige Phase umwandelt. Die Schneeschmelze führt zu steigenden
Pegeln und Hochwassergefahr - insbesondere an kleinen und mittleren
Bächen und Flüssen. Ein Beispiel, wie der Pegel am Rhein bei Bonn
voraussichtlich steigen wird (von derzeit ca. 4 Meter auf ungefähr 7
Meter am Sonntag), ist in der untenstehenden Abbildung ersichtlich.


Während sich der Schnee in der Südwesthälfte also verflüchtigt, fällt
er im Norden und Osten des Landes aktuell und in den kommenden
Stunden vom Himmel: Denn dort ist nicht die milde Subtropikluft
vorherrschend, sondern kalte Polarluft, die für niedrige Höchstwerte
um den Gefrierpunkt herum sorgt. Vor allem in einem Streifen von der
Nordsee, über Niedersachsen, bis nach Südbrandenburg und Sachsen gibt
es heute kräftige Schneefälle zwischen 5 und 10 cm, lokal auch etwas
mehr, was sicherlich zu chaotischen Verhältnissen im Straßen- und
Schienenverkehr führen wird. Im Übergangsbereich zwischen Schnee und
Regen kann es ebenfalls gefährlich, da dort gefrierender Regen die
Straßen mit einer spiegelglatten Eisschicht überziehen kann. Obacht!


Am morgigen Samstag kommt dann die kalte Luft aus dem Norden weiter
nach Süden voran, sodass auch in der Mitte und im Süden der Regen
allmählich in Schnee übergeht. Nur ganz im Südwesten bleibt es bis
zum Abend noch mild genug für Regen. Dazu tummeln sich in der
Südhälfte viele graue Wolken am Himmel, während nördlich der
Mittelgebirge letzte Schneeflocken rasch abklingen und sich - vor
allem an der Nordsee - auch mal die Sonne zeigt. Die Höchstwerte
steigen auf -1 bis +3 Grad in der Nordhälfte und +6 bis +11 Grad in
der Südhälfte, wobei sie dort im Tagesverlauf deutlich zurückgehen.
In der Nacht zum Sonntag wird es dann vor allem im Norden klirrend
kalt, sogar strenger Frost unter -10 Grad ist dort nicht
ausgeschlossen.

Am Sonntag sorgt Zwischenhocheinfluss für eine Wetterberuhigung.
Letzte Schneefälle ziehen sich an die Alpen zurück und beenden auch
dort die Tauwetter-Situation. Ansonsten bleibt es meist trocken bei
einem Wechsel aus Sonne und Wolken bei winterlichen -1 bis +3 Grad.

In der kommenden Woche zeichnet sich dann insgesamt wieder
wechselhaftes Wetter ab, wobei die Bestimmung der Niederschlagsphase
(also wo genau fällt Regen und wo Schnee) uns Meteorologen weiterhin
beschäftigen wird.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.01.2021

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